DIN sagt "Ja" zur ISO-Standardisierung von OOXML

Nach dem technischen Arbeitsgremium hat laut einem Beobachter auch der Lenkungsausschuss des Instituts Microsofts umstrittene Spezifikation OpenXML als ISO-Norm befürwortet. Bei der Wahl soll es Unregelmäßigkeiten gegeben haben.

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Von
  • Jürgen Kuri

Nach dem technischen Arbeitsgremium des Deutschen Instituts für Normung (DIN) hat laut dem Experten Andy Updegrove nun auch der zuständige Lenkungsausschuss knapp Microsofts heftig umstrittene Spezifikation Office Open XML (OOXML) als ISO-Standard befürwortet. Bei der elektronisch erfolgten Wahl am gestrigen Donnerstag soll es aber Unregelmäßigkeiten gegeben haben. So moniert der Beobachter etwa, dass den Gremiumsmitglieder die Option, zu OOXML insgesamt "Nein" zu sagen, überhaupt nicht gegeben worden sei. Vielmehr habe nur die Wahlmöglichkeit zwischen "Ja" und "Enthaltung" bestanden.

Insgesamt habe jeder Stimmberechtigte so diese beiden eingeschränkten Möglichkeiten befürworten, ablehnen oder sich enthalten können. Für "Ja" entschieden sich demnach acht Gremiumsmitglieder, sechs waren für eine Enthaltung, wovon einige aber klar ein "Nein" zur kompletten Spezifikation bevorzugt hätten. Vier stimmten für eine Enthaltung bei der DIN-Wahl, wollten sich also nicht zwischen "Zustimmung" und "Enthaltung" zu OOXML entscheiden, wobei laut Updegrove angeblich teils Druck auf sie ausgeübt und so eine Enthaltung zu Microsofts Dokumentenformat selbst verhindert worden sei. Demnach hätte das Endergebnis eigentlich neun zu acht für das Signal an die Genfer Internationale Organisation für Normung (ISO) lauten müssen, dass sich das DIN bei der Endabstimmung enthalte.

Der Chef des DIN-Lenkungsausschusses, Stefan Weisgerber, war am Freitagvormittag zunächst nicht für eine Stellungnahme gegenüber heise online zu erreichen. Aus dem technischen Ausschuss war aber zu vernehmen, dass im Steuerungsausschuss die Möglichkeit zum Abstimmen mit "Nein" zu OOXML als "nicht notwendig" angesehen worden sei. Es habe gar nicht zur Debatte gestanden, das Votum des Fachgremiums umzukehren. Die offizielle Auswertung der Abstimmung werde im Lauf des Tages bekannt gegeben.

Nationale Normierungsgremien aus den ISO-Mitgliedsländern haben noch bis zum morgigen Samstag Zeit, ihr Votum aus der ersten Abstimmungsrunde im September vergangenen Jahres zu überdenken und zu ändern. Damals war OOXML zunächst durchgefallen. Das DIN hatte für "Ja mit Kommentaren" gestimmt, wobei ebenfalls Beschwerden über das Verfahren laut wurden. Eine einwöchige Einspruchsberatung Ende Februar brachte kein klares Signal, wohin die Reise für den Konkurrenten für das bereits ISO-zertifizierte Open Document Format (ODF) gehen könnte. Beobachtern zufolge bräuchte es derzeit ein oder zwei Länder, die von einem "Ja" zumindest zu einer Enthaltung wechseln müssten, um OOXML erneut den Segen der ISO vorzuenthalten.

Siehe zu den Dokumentenformaten und ihrer Standardisierung auch: