Formeller Protest gegen Norwegens Befürwortung von OOXML eingelegt

Der Vorsitzende des für Dokumentenformate zuständigen Gremiums des norwegischen Normungsinstituts, Steve Pepper, hat die ISO über Unregelmäßigkeiten bei der nationalen Abstimmung über die Spezifikation von Microsofts Dokumentenformat aufgeklärt.

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Nach Berichten über schwere Unregelmäßigkeiten bei der nationalen Abstimmung in Norwegen über Microsofts Office Open XML (OOXML) im Rahmen des Standardisierungsprozesses beim Internationalen Organisation für Normung (ISO) hat sich der Streit über das Votum ausgeweitet. So hat der Vorsitzende des für Dokumentenformate zuständigen Gremiums des norwegischen Normungsinstituts, Steve Pepper, die ISO am gestrigen Montag über die Vorgänge aufgeklärt und formellen Protest dagegen eingelegt.

Zugleich weist Pepper in dem von einem weiteren Ausschussmitglied veröffentlichten Schreiben darauf hin, dass eine Untersuchung durch das zuständige Handelsministerium beantragt worden sei. Ziel der Analyse sollte es sein, das Votum des norwegischen Instituts Standard Norge für OpenXML zu ändern. Bis ein Ergebnis vorliege, dürfe die norwegische Entscheidung nicht gewertet werden.

Zur Begründung führt der langjährige Vorsitzende des Standardisierungsausschusses aus, dass 80 Prozent der Mitglieder in dem Gremium bei einem klaren "Nein" zur ISO-Standardisierung von OOXML bleiben wollten. Unerklärlicherweise sei trotzdem ein Wechsel des Votums aus der ersten Abstimmungsrunde, in der Microsofts Spezifikation zunächst scheiterte, zu einem "Ja" hin nach Genf gefunkt worden. Von anderen Ausschussmitgliedern ist zu hören, dass sich die Verwaltungsmitarbeiter von Standard Norge damit bewusst gegen die Meinung der technischen Experten gestellt hätten. Zugleich ist von einer "Farce" die Rede.

Beobachter gehen bislang davon aus, dass Microsofts Dokumentenformat dieses Mal die Hürden für die ISO-Normierung als DIS 29500 überwunden hat. Doch auch aus anderen Nationen einschließlich Deutschlands sind angebliche Irregularitäten bei der am Samstag ausgelaufenen Endabstimmung gemeldet worden. Die ISO hat inzwischen erklärt, das offizielle Ergebnis erst am morgigen Mittwoch verkünden zu wollen. Der 1. April schien dem Normierungsinstitut offensichtlich nicht das geeignete Datum für die Bekanntgabe der mit Spannung erwarteten Entscheidung.

Siehe zu den Dokumentenformaten und ihrer Standardisierung auch:

(Stefan Krempl) / (jk)