Die Spinne im Netz: Vierkernprozessor von AMD

AMDs neuer Chipsatz und die Direct3D-10.1-Grafikkarten sollen als Plattform "Spider" dem Vierkernprozessor Phenom Schützenhilfe leisten.

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Von
  • Benjamin Benz

Mit viel Aufwand hat AMD in Warschau Journalisten die Spider-Plattform vorgestellt. Unter diesem Namen fasst AMD das Dreigespann aus dem Vierkernprozessor Phenom, den Chipsätzen der 700er-Serie und den bereits letzte Woche vorgestellten HD-38xx-Grafikkarten zusammen.

Von den lang erwarteten Phenoms stellt AMD erst einmal nur zwei Modelle vor: Den Phenom 9600 (2,3 GHz, 95 Watt TDP) und den Phenom 9500 (2,2 GHz, 95 Watt TDP). Der ursprünglich ebenfalls für dieses Jahr erwartete Phenom 9700 kommt erst zu Beginn des nächsten Jahres. Auch der Phenom FX, mit dem AMD eigentlich Intel Paroli bieten wollte, kommt erst 2008, vielleicht zusammen mit den Triple-Kernen.

Die Phenom-Prozessoren tragen – anders als in diversen Internetshops angegeben – im offiziellen Jargon kein "X4", "X3" oder X2 im Namen, an dem man die Anzahl der Kerne direkt ablesen könnte. Klarheit soll vielmehr das neue Namensschema liefern: Die 9000er-Chips haben vier Kerne, die noch nicht vorgestellten 8000er haben derer nur drei.

Alle bisher fertigen Phenoms haben noch einen Bug im Translation Lookaside Buffer (TLB) des L3-Caches. Er soll laut AMD nur unter sehr seltenen Lastfällen auftreten und entspricht den Fehlern im Barcelona. AMD kann den Fehler durch Deaktivieren des gesamten TLBs für den L3-Cache umgehen, allerdings kostet das laut eigenen Aussagen zehn und mehr Prozent Performance.

Auf der Pressevorstellung erlaubte AMD lediglich das Benchmarken vorkonfigurierter Spider-Systeme unter Aufsicht. Bestückt waren die 790FX-Mainboards mit "Engineering-Samples" der 9700er-Phenoms – die AMD aber noch nicht mit vorgestellt hat. Ihnen standen zwei HD3850-Karten zur Seite. Nach der Veranstaltung verschwanden die Testrechner wieder in ihren Kisten und gingen erstmal zur Durchsicht nach England. Tests im eigenen Labor konnte die c't-Redaktion daher bislang noch nicht durchführen.

Aus den Beobachtungen während unserer Tests vor Ort lassen sich einige Prognosen ziehen: Die für AMD-Freunde und -Aktionäre traurigste, aber seit dem Barcelona-Launch nicht mehr überraschende Botschaft dürfte sein, dass der Phenom bei 2,4 GHz Intels Core 2 Quad nichts entgegenzusetzen hat. Die Performance-Krone bleibt somit noch eine Weile ganz sicher bei Intel.

Ganz anders sieht es im mittleren Preissegment aus. Dort dürfte die Kombination aus PCIe-2.0-Chipsatz, Vierkernprozessor und HD38xx-Grafikkarte(n) lukrativ sein. Insbesondere, da AMD in Warschau sehr verlockende Preise nannte. So soll ein Phenom 9500 gerade einmal auf einen Listenpreis (OEM, 1000 Stück) von 169 Euro und ein Phenom 9600 von 190 Euro kommen. Mainboards mit dem 770-Chipsatz soll es ab 109 Euro geben.

Nun bleibt abzuwarten, ab wann die Händler die angeblich ab heute verfügbaren Prozessoren ausliefern können. AMD will jedenfalls erst einmal nur den sogenannten Channel, also kleinere und mittlere Systemintegratoren und Händler beliefern. Mit großen Herstellern stehe man aber ebenfalls in Verhandlungen. Namen oder Termine wollte AMD allerdings noch nicht nennen. Mehr zu diesen Themen in der kommenden Ausgabe 25/07 von c't (ab Montag, den 26. November, im Handel).

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