Unterwegs im Ur-Käfer mit Elektroantrieb

Transformers

Karabag hat einen Transformationskit entwickelt, mit dem sich der alte VW Käfer und eine ganze Menge anderer zum Elektroauto umrüsten lassen. Der Umbau ist spannend, wenn auch nicht gerade billig. Wir waren mit dem e-Käfer unterwegs

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 10 Kommentare lesen
20 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Hamburg-Hoheluft, 10. Oktober 2013 – Erstaunte Blicke am Ausgabeschalter des Drive-In-Restaurants: Dort, wo die meisten Hungrigen einen Elektromotor bemühen, um das Fenster herunterzulassen, kurbelt der Fahrer des ReeVOLT-Käfers selbst. Aber wo bei fast allen einen Verbrennungsmotor arbeitet, schweigt der Neongrün lackierte Volkswagen. Statt des charakteristischen Boxerklangs tönt aus dem Heck einfach nichts. Denn dieser Käfer, der 1997 in Mexico vom Band lief, wurde zum Elektroauto umgerüstet. Der Hamburger Unternehmer Sirri Karabag, eigentlich Großhändler für Fiat-Nutzfahrzeuge, hat einen Transformationskit entwickelt, mit dem sich der Käfer und eine ganze Menge anderer Autos zum Stromer umrüsten lassen. Motto: Je einfacher die Ausgangstechnik, desto leichter die Konversion.

Kein Schnäppchen

13.500 Euro verlangt Karabag für die Wiedergeburt, dazu kommen monatlich 99 Euro Batteriemiete – das Basisfahrzeug („Glider“) nicht inbegriffen. Lassen Sie den Taschenrechner liegen. Das Angebot ist nichts für scharfe Kalkulatoren, sondern etwas für Freaks, die Lust auf Technik haben und ein Auto, dass es nicht verdient hat, auf dem Schrott zu landen, nur weil die Zylinderkopfdichtung hin ist oder das Getriebe leckt.

Der Transformationskit ist frei verkäuflich. Die wesentlichen Elemente sind der Elektromotor mit 28 kW Spitzenleistung sowie 148 Nm Drehmoment, die Lithium-Polymer-Batterie mit 11 kWh Kapazität inklusive Managementsystem, die mit Ethanol betriebene Standheizung von Eberspächer sowie ein Touchscreen als Anzeigeinstrument. Im e-Käfer wirkt sich das ungewohnt aus: Bei Kälte ist es so schnell warm, wie es das früher nie wurde. Und der alte VW zieht von der Ampel kontinuierlich nach vorne. Zügiger als seine Artgenossen mit Boxermotor. Deutlich lauer als andere Elektroautos. Der e-Käfer wiegt rund 900 Kilogramm. Der Stromverbrauch lag bei knapp 13 kWh pro 100 Kilometer, ein energetischer Wert, von dem der Klassiker nur träumen konnte: Der Durchschnitt aller bei Spritmonitor eingetragenen Käfer liegt bei 9,2 Litern Benzin.

Karabag hatte bisher rund 750 Fiat 500 zu Elektroautos verwandelt. Diese Erfahrung setzt man nun ein, wobei der Fortschritt für den Transformationskit vor allem in der Reduzierung der Teilezahl liegt. Theoretisch lässt sich jedes Auto umrüsten. Praktisch gibt es genau dann viele Hindernisse, wenn die Basis zu modern ist. Beim VW Käfer nämlich ist alles so simpel wie möglich. Das Getriebe wird im dritten Gang blockiert und der Elektromotor angeflanscht. Die Standheizung pustet direkt in die vorhandenen Kanäle – tschüss, Ihr vergammelten Heizbirnen! Raus mit dem Tank, rein mit Batterie und Leistungselektronik, fertig.