Geld verdienen mit dem Elektro-Auto als Stromspeicher

Das Elektro-Auto als Stromspeicher für überschüssige Energie aus dem Stromnetz bietet interessante Verdienstmöglichkeiten, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

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Das Elektro-Auto als Stromspeicher für überschüssige Energie aus dem Stromnetz bietet interessante Verdienstmöglichkeiten, berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 03/2009 (ab morgen am Kiosk oder bereits heute portokostenfrei online zu bestellen).

Der Schlüsselbegriff dazu lautet: „Vehicle to Grid“ (V2G). Wenn sich genügend Auto-Akkus zentral regeln lassen und sie überschüssige Energie nicht nur aufnehmen, sondern auch wieder ins Netz zurückspeisen können, wären sie das, worauf die Energiebranche seit Langem gewartet hat: ein riesengroßer, dezentraler Speicher für sogenannte Regelenergie, die Schwankungen zwischen Angebot und Nachfrage im Stromnetz ausgleicht. „Schon etwa 2,5 Millionen Elektroautos – fünf Prozent der deutschen Autoflotte – könnten die gesamte Regelenergie des Landes abdecken“, sagt Ludwig Karg, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft B.A.U.M. Consult. Solche Regelenergie lässt sich auf dem Strommarkt zu Spitzenpreisen verkaufen.

„Mit Vehicle-to-Grid kann man traumhafte Szenarien malen“, sagt Frank Pawlitschek, Geschäftsführer der Berliner Firma Ubitricity. V2G-Pionier Willett Kempton von der Uni Delaware hatte berechnet, dass sich mit einem Elektroauto ein paar tausend Dollar im Jahr dazuverdienen lassen, wenn es als Stromspeicher zur Verfügung gestellt wird (s. TR 10/04). Pawlitschek hat ein solches Geschäftsmodell für Deutschland durchgerechnet und hält die Zahlen von Kempton für illusorisch – unter anderem, weil hierzulande die Preisunterschiede zwischen Spitzen- und Grundlaststrom niedriger sind. „Aber wir glauben trotzdem, dass man bei heutigen Akkupreisen pro Fahrzeug etwa 200 Euro im Jahr verdienen kann.“

Elektroautos sind in Deutschland derzeit in drei Pilotprojekten unterwegs – alle in Berlin. Daimler schickt mehr als hundert „Smart ed“ (für „Electric Drive“) ins Rennen, RWE steuert 500 Ladestationen bei, die bis Ende 2009 in Parkhäusern, bei Einkaufszentren, auf Firmengeländen oder zu Hause bei ausgewählten Kunden installiert werden sollen. BMW hält mit 50 je 150 kW (204 PS) starken Minis dagegen, die mit einer Batterieladung rund 170 Kilometer weit kommen und 14 bis 17 kWh verbrauchen sollen. Etwas aus der Reihe fällt das gemeinsame Projekt von VW und E.on. Der Golf TwinDrive, von dem 20 Exemplare in Berlin getestet werden sollen, ist kein reines Elektrofahrzeug, sondern ein sogenannter Plug-in-Hybrid. Bei ihm kann die Batterie wie bei einem reinen Elektroauto an der Steckdose geladen werden. Zugleich steht aber auch ein Dieselmotor zum Antrieb bei hohen Geschwindigkeiten oder zum Aufladen der Batterien zur Verfügung.

Zum Theme Elektro-Auto siehe auch das Interview mit Öko-Pionier Amory Lovins auf TR-Online:

(Gregor Honsel) / (wst)