BMWs neue R 1200 RT mit Wasserboxer will alternativlos sein

Der Pauschaltourist

Die RT ist praktisch seit ihrer Existenz die Selbstverständlichkeit ihrer Klasse. Es gibt zwar Alternativen, aber die sind für tatsächliche Käufer oft eher virtuell. Die neue Generation kommt mit dem für sie idealen Wasserboxer.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
14 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Almería, 24. Januar 2014 – Die BMW R 1200 RT war immer die Maschine, die meine ureigene wissenschaftliche These stets stichfest belegte: Das Tourenfahrerpublikum wünscht aggressive Hässlichkeit, sonst kauft es nicht. Die RT ist über ihre Generationen von "Tiefsee-Schalentier" über "Star-Wars-Bomber" nun bei "Lovecraft'sche Alien-Fratze" angelangt. Die bösartige Mimik erfordert eine derart ausladende Frontverkleidung, dass die Räder – mit 17 Zoll eigentlich Standardgröße – grotesk winzig wirken. Gestalterisch hat BMW also alles richtig gemacht.

Der von der neuen GS bekannte Wasserboxer ist für die RT und die GS Adventure überarbeitet worden, hauptsächlich erhöhte Schwungmassen betreffend. In der RT ist die Gesamtschwungmasse sogar noch etwas höher als in der Adventure, weil BMW einen größeren Generator an der Kurbelwelle verbaut für die elektrischen Mehrverbraucher. Das gibt dem vorher eher lebendigen Motor viel von der Schiffsdieseligkeit des Vorgängers wieder, ohne seine Schwachpunkte (harte Trockenkupplung, Kippmoment, Kurzatmigkeit bei hohen Drehzahlen) in Kauf nehmen zu müssen. Gut für die Zielgruppe.

Das Erbe des Sechszylinders

Von den Sechszylinder-Modellen erbt die RT das Koffersystem fast ohne Änderungen, in dem an jeder Seite ein Helm hineinpasst, die Zentralverriegelung und das Infotainment-System mit sonnenlichttauglichem TFT-Display. Wie bei der K 1600 sind die Windgeräusche gering genug, dass man tatsächlich bei Landstraßengeschwindigkeit Musik über die Lautsprecher in der Verkleidung hören kann, entweder aus dem Radio oder aus dem eingesteckten USB-Stick als MP3.

Es braucht nur die dieselbe Prolligkeit wie laute Musik im Cabrio hören. Jeder Fußgänger aller durchquerter Orte hört, welche Musik der Fahrer gut findet. Alternative: Musik per Bluetooth auf die Helm-Ohrhörer legen. So oder so punktet die RT mit der Bedienung: Ein Drehring am linken Lenkerende regelt die Lautstärke und kann in zwei Richtungen fürs Skippen gekippt werden – sehr gut. Was sie nicht von den Sechszylindern erbte, ist das Kurvenlicht. BMW gibt zu Protokoll, wie wenige Fahrer nachts fahren und Gewicht und blah blah blah. Im Prinzip unterstelle ich jedoch hauptsächlich den Wunsch nach Abgrenzung zum Riesentourer. Eigentlich hätte der RT das Kurvenlicht hervorragend zu Gesicht gestanden.