AMD gründet The Foundry Company und baut Fab 4X

Der Prozessorhersteller spaltet die Chipfertigung in ein gemeinsam mit der arabischen Investitionsfirma ATIC gegründetes Joint Venture ab.

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AMD hat nun zahlreiche Details zur Ausgliederung der bisherigen Fertigungssparte in das gemeinsam mit arabischen Investoren betriebene Jointventure The Foundry Company veröffentlicht. Demnach wird – wenn keine Behörde gegen die Pläne Einspruch erhebt – die vom Emirat Abu Dhabi eigens zu diesem Zweck gegründete Investitionsfirma Advanced Technology Investment Co. (ATIC) 55,6 Prozent der Anteile an der Foundry halten und AMD die restlichen 44,4 Prozent.

Das Board der neuen Firma wird allerdings paritätisch besetzt und auch die Stimmrechte liegen je zur Hälfte bei den beiden Eigentümern. Chairman of the Board von The Foundry Company wird der ehemalige AMD-CEO Hector de J. Ruiz, Foundry-CEO wird Doug Grose, der schon bisher die AMD-Fertigung verantwortet. CEO von ATIC ist Waleed Ahmed Al Mokarrab Al Muhairi, der auch als Chief Operating Officer für die bereits mit 8,1 Prozent an AMD beteiligte Mubadala Development Company tätig ist.

AMD bringt die Dresdner Fabs 36 und 30/38 (also die AMD Saxony LLC & Co KG und die AMD Fab 36 LLC & Co. KG), die Anteile an AMTC und Fraunhofer CNT sowie den (Fertigungs-)Entwicklungsstandort Austin, also insgesamt rund 3000 Mitarbeiter, in die Foundry-Firma ein; der Hauptsitz soll in Sunnyvale im kalifornischen Silicon Valley bleiben. 2009 soll der Bau der Fab 4X im US-Bundesstaat New York beginnen, die etwa 2011 die Produktion aufnehmen könnte.

Der Wert der Foundry Company soll anfangs rund 5 Milliarden US-Dollar betragen: Den Wert der bisherigen Fabs, des Know-hows und des Personals veranschlagt AMD auf 2,4 Milliarden US-Dollar, hinzu kommen 1,2 Milliarden US-Dollar an Verbindlichkeiten. ATIC investiert sofort 1,4 Milliarden US-Dollar. In der Zukunft wird ATIC dann weitere 3,6 Milliarden bis 6 Milliarden US-Dollar in die Fab 4X, den Umbau der Fab 30 in die Fab 38 (der bis 2009 abgeschlossen sein soll) und weitere Projekte investieren.

The Foundry Company will – wie erwartet – auch anderen Kunden als Auftragsfertiger dienen. Sie offeriert zunächst die seit 2002 gemeinsam mit IBM entwickelten 65- und 45-Nanometer-Fertigungsprozesse mit Silicon-on-Insulator-(SOI-)Technik. Nach dem Umstieg auf die 32-nm-Technik sollen aber auch billigere Bulk-Silicon-Wafer verarbeitet werden – das könnte die Lösung eines technischen Rätsels sein, wie nämlich AMD die Fusion-Kombiprozessoren aus CPU (bisher SOI) und GPU (bisher Bulk Si) produzieren will. Die Foundry wird der IBM Alliance beitreten, die Chip-Fertigungsverfahren entwickelt. Sie soll von AMD Aufträge zur Fertigung von Mikroprozessoren und, sofern wettbewerbsfähig, anderer AMD-Produkte erhalten.

Die Fab 4X soll zunächst 1400 Mitarbeiter beschäftigen; sie liegt nördlich von Albany mit der Universität und dem NanoTech-Institut und nicht weit entfernt vom IBM-Standort East Fishkill, an dem IBM mit zahlreichen Partnern Chip-Fertigungstechnik entwickelt. Mit dem Einstieg von ATIC ist auch der Standort Dresden für mehrere Jahre gesichert. Allerdings müssen Halbleiterwerke dieser Art etwa alle zwei Jahre für die Produktion feinerer Strukturen aufgerüstet werden. Es ist zu erwarten, dass die Fab 4X gleich für 32-nm-Strukturen ausgerüstet wird; in Dresden müssten ungefähr im Zeitraum 2010/2011 konkrete (Investitions-)Pläne für den Umstieg auf 22-nm-Technik oder auch 450-mm-Wafer geschmiedet werden.

Direkt an AMD zahlt ATIC – zusätzlich zu den Investitionen in die Foundry – 700 Millionen US-Dollar. Weitere 314 Millionen US-Dollar zahlt Mubadala für 58 Millionen neue AMD-Aktien und Optionen auf 30 Millionen weitere, der Anteil von Mubadala an AMD wächst damit auf 19,3 Prozent. Zusammen mit den zur Foundry gerechneten Verbindlichkeiten in Höhe von 1,1 Milliarden US-Dollar verbessert sich die angeschlagene AMD-Kassenlage damit um 2,1 Milliarden US-Dollar.

Zur Aufspaltung von AMD siehe auch:

(ciw)