Ein schwerer letzter Tag bei Qimonda in Dresden

Manch Qimonda-Beschäftiger zeigte sich am vorerst letzten Arbeitstag optimistisch: Es sei schwer vorstellbar, dass das mit Investitionen und Fördermitteln in Millionenhöhe errichtete Werk mit tausenden Quadratmetern Reinräumen einfach einstaubt.

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  • dpa

Das Qimonda-Werk in Dresden

(Bild: Qimonda)

Im Dresdner Werk des insolventen Speicherchipherstellers Qimonda war am Dienstag der vorerst letzte Arbeitstag für mehrere hundert Beschäftigte. Bis zum Nachmittag sollten dienstliche Unterlagen abgegeben und Schreibtische ausgeräumt werden. Im Januar war für das Unternehmen, das durch den Preisverfall bei Chips in Turbulenzen geriet, Insolvenz angemeldet worden. Bis zum 1. April reicht das Geld. Die Investorensuche war noch nicht erfolgreich. In Kürze wird mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens gerechnet. Von den derzeit knapp 2800 Mitarbeitern wechseln die meisten in eine Transfergesellschaft, 200 werden für den Standby-Betrieb benötigt.

Die Erinnerungen an zwölf Jahre beim Dresdner Speicherchiphersteller passen in eine Plastiktüte. Ein 42-jähriger Elektroniker zeigt am Dienstag den Hefter mit einigen Urlaubskarten von Kollegen, die Kaffeetasse mit der Aufschrift "Dresden" und ein paar persönliche Blätter. "Das war's erst einmal", sagt der Mann vor dem Tor des Werkes mit dem lila-gelben Firmenlogo, in dem er seine berufliche Karriere begann. Der einstige Leuchtturm der europäischen Chipindustrie musste Insolvenz anmelden.

Von den derzeit noch knapp 2800 Mitarbeitern werden die meisten in eine Transfergesellschaft wechseln. Ohne diese könnte der vorläufige Insolvenzverwalter nicht weiter nach einem Investor suchen, da das Geld nur noch bis zum 1. April reicht. Eine Kernmannschaft von rund 200 Menschen sichert in den kommenden Monaten den Standby-Betrieb der komplizierten Fertigungsprozesse – in der Hoffnung auf den Tag X: Wenn sich ein Investor findet und die Maschine Qimonda wieder in Fahrt kommt.

Ein steter Strom von Mitarbeitern geht an diesem sonnigen Tag durch die verschiedenen Werkstore, wo riesige Qimonda-Fahnen im Wind flattern. Die Stimmung aber ist gedrückt und erinnert eher an die Nachwendezeit, als dutzende DDR-Firmen pleite gingen und tausende Menschen ihre Jobs verloren. Reden will kaum jemand. "Ich will meinen Namen nicht in der Zeitung sehen", sagen sie und erzählen aber doch, welche Gedanken ihnen durch den Kopf gehen. "Ich hoffe auf die Transfergesellschaft", sagt ein schmaler 38-Jähriger. Was er dort genau machen wird? Achselzucken. "Es gibt ein Profiling, um unsere Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen", sagt der studierte Informatiker.

In der Produktion im Dresdner Qimonda-Werk

(Bild: Qimonda)

"Hoffentlich ist es kein Abschied für immer", meint ein anderer Qimonda-Beschäftigter. Er gehört nicht zu dem Team, das den Standby-Betrieb aufrechterhalten und an der zukunftsträchtigen Buried-Wordline-Technik arbeiten soll, dem Hochzeitsgeschenk für einen möglichen Investor.

Einer zeigt sich optimistisch und weist auf das mit Investitionen und Fördermitteln in Millionenhöhe im Norden der sächsischen Landeshauptstadt errichtete Werk mit tausenden Quadratmetern Reinräumen im Hintergrund. "Es ist schwer vorstellbar, das hier alles einstaubt", sagt er. Eine Kartbahn oder ein Tropical Island, wie es in Brandenburg aus einer ehemaligen Produktionshalle entstand, kann er sich dort schlecht vorstellen.

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(Gudrun Janicke, dpa) / (jk)