Kernel-Log: VIA arbeitet mit Open-Source-Entwickler von openChrome zusammen

Schlechte Erfahrungen mit der Entwickung von proprietären Treibern: Nach einigen anderen Hardware-Herstellern will sich nun auch VIA aktiv an der Weiterentwicklung existierender Open-Source-Treiber beteiligen, statt eigene Treiber zu programmieren.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

VIA will bei der Entwicklung von Grafiktreibern für X.org in Zukunft mit den Programmierern des Open-Source-Projekts openChrome zusammenarbeiten, die bereits seit Jahren quelloffene Grafiktreiber für Mainboard-Chipsätze von VIA entwickeln; konkret arbeitet man laut VIA bereits gemeinsam daran, die RandR- und Multimonitor-Unterstützung der in vielen Linux-Distributionen enthaltenen Open-Source-Treiber zu verbessern. Damit dürfte sich der openChrome-Treiber mit ziemlicher Sicherheit nun als Haupttreiber für VIA-Hardware durchsetzen. Der Treiber "via" von X.org/Xfree86, der veraltete Unichrome-Treiber und der Ende August teilweise offengelegte VIA-Grafiktreiber dürften damit bald in Vergessenheit geraten. Schon bei der Veröffentlichung von Letzterem waren die Frage – und passende Antworten aufgekommen, warum VIA einen weiteren Treiber als Open-Source veröffentlicht, statt mit den Entwicklern existierender Open-Source-Treiber zusammenzuarbeiten.

Zusammen mit dem seit Sommer bei VIA als Open-Source-Berater arbeitenden Harald Welte hat der Chipsatzhersteller zudem dafür gesorgt, dass eine Dokumentation für die 2D- und 3D-Funktionen der Grafikkerne Chrome9 und UniChrome veröffentlicht werden konnte – die findet sich seit Kurzem auf einem frei zugänglichen Server des X.org-Projekts. VIA betont ferner, dass kürzlich auch ein Framebuffer-Treiber für VIA-Grafikhardware in den Hauptentwicklungszweig von Linux aufgenommen wurde, aus dem Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres Linux 2.6.28 hervorgehen soll.

Nachdem VIA sich jahrelang mit proprietären, selbst erfahrene Linux-Anwender teilweise vor größere Installationsprobleme stellenden Treibern abgemüht hat, gibt sich das Unternehmen nun offensichtlich redlich Mühe, ein aktives Mitglied der Open-Source-Gemeinde zu werden. Intel fährt eine solche Strategie schon lange und ist sich oft auch nicht zu schade, Problemlösungen oder Verbesserungen zu entwickeln, von denen auch die Unterstützung für Hardware der ärgsten Konkurrenten erheblich profitiert.

AMD ist ebenfalls schon lange im Open-Source-Bereich aktiv, wenn auch nicht mit so viel Engagement wie Intel. So veröffentlichte das Unternehmen erst am gestrigen Mittwoch ein CPUInfo-Tool für Linux – es hätte aber vermutlich weniger Arbeit gemacht und mehr Anwender zufrieden gestellt, wenn AMD existierende, vielen Distributionen bereits beiliegende Programme wie x86info weiter verbessert hätte. AMD hat andererseits nach dem Zusammenschluss mit ATI viel Arbeit investiert, damit Open-Source-Entwickler alle nötigen Informationen zur Programmierung von Treibern für neuere Radeon-Grafikchips erhalten. Zudem hat AMD die Entwickler von Open-Source-Grafiktreibern sogar aktiv unterstützt – beides zusammen hat die Treibersituation für Radeon-Hardware erheblich verbessert. Trotzdem arbeitet AMD weiter an den eigenen proprietären Grafiktreibern für Linux.

Nvidia gibt sich bei Informationen zu Grafikchips hingegen weitgehend verschlossen und setzt voll auf proprietäre Treiber. Bei der Linux-Unterstützung für die Mainboardchipsätze hat Nvidia es anfangs für Audio- und Netzwerktreiber auch mit proprietären Treibern versucht – diesen Ansatz hat das Unternehmen aber recht schnell aufgegeben und beteiligt sich dieser Tage aktiv an Verbesserungen für die im Linux-Kernel enthaltenen Storage-, Audio-, und Netzwerktreiber für die eigenen Mainboard-Chipsätze. Ähnlich erging es dem Multimedia-Spezialisten Creative, der nach mühevollen und mehr schlechten als rechten Versuchen mit proprietären Treibern für die X-Fi-Soundhardware diese kürzlich aufgab und stattdessen einen Open-Source-Treiber für die X-Fi-Serie veröffentlicht hat.

Kernel-Log-Staccato

  • Die Entwicklerversion des Grafiktreibers radeonhd unterstützt seit Kurzem das Drehen des Bildes (Screen Rotation). Alex Deucher berichtet derweil in seinem Blog von den Fortschritten beim Code zur 3D-Unterstützung der AMD-GPUs R6xx/R7xx, die sich auf Radeon-Grafikhardware der Serien 2000, 3000 und 4000 finden.
  • Peter Hutterer hat die Version 2.0.8 und 2.1.0 von xf86-input-evdev veröffentlicht; Letztere bringt größere Neuerungen rund um den Input-Event-Interface-Code, die X.org-Entwickler in seinem Blog näher erläutert.
  • Nvidia hat die Beta-Version 180.08 der proprietären Linux-Grafikkartentreiber veröffentlicht. Sie bringen unter anderem vorläufige Unterstützung für OpenGL 3.0 sowie Korrekturen für VDPAU.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open. (thl)