Selbstfahrende Autos: Google baut ein eigenes Auto

Gewöhnungsbedürftiges Aussehen und gewöhnungsbedürftige Innereien: Googles eigenes autonomes Auto verzichtet auf gewohnte Bedienelemente wie Lenkrad und Bremspedal. Erste Prototypen sollen bald die Testfahrten aufnehmen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Google geht unter die Autohersteller: Der Internet-Konzern hat einen ersten Prototyp seines eigenen selbstfahrenden Fahrzeugs vorgestellt. Die Vision sind kleine Zweisitzer mit Elektro-Antrieb, die komplett auf Lenkrad und Pedale verzichten.

Wie der Prototyp von Googles eigenem selbstfahrenden Auto aussieht...

...und wie sich ein Zeichner die fertige Version vorstellt.
Vom vernetzten zum autonomen Auto

Zunächst sollen rund 100 Testfahrzeuge gebaut werden, kündigte der Konzern an. Sie sollen anfangs noch die altbekannten Steuer-Elemente haben; Ziel sei es, dass die Autos sicher und autonom funktionieren, ohne dass ein Mensch eingreifen müsste. "Sie werden kein Lenkrad, kein Gaspedal und kein Bremsbedal haben - weil sie sie nicht brauchen", meint Google selbstbewusst in der Ankündigung. Gewöhnungsbedürftig ist aber nicht nur der Verzicht auf gewohnte Bedienelemente, auch für das Äußere hat Google spezielle Vorstellungen: Der aktuelle Prototyp erinnert äußerlich an eine Mischung aus Smart und Spielzeug-Auto.

"Was sollte anders sein bei dieser Art von Fahrzeug?" Diese Frage habe am Anfang der Entwicklung gestanden; es sei anregend gewesen, mit einem leeren Blatt Papier die Projektierung des Autos zustarten. Die Arbeit an einer marktreifen Version werde aber gemeinsam mit Partnern noch einige Jahre dauern, schreibt Projektleiter Chris Urmson. Im Sommer sollen Tester erste Versuchsfahrten unternehmen. In den nächsten Jahren plant Google dann, wenn die Testfahrten erfolgreich verlaufen, ein Pilotprogramm in Kalifornien.

Google arbeitet bereits seit Jahren an der Technik für selbstfahrende Autos. Die Systeme wurden bisher in Fahrzeuge etablierter Hersteller wie etwa Toyota eingebaut. Erste Gerüchte, dass der Internet-Konzern auch komplett eigene Autos entwickelt, gab es im vergangenen Jahr.

Dem New York Times-Reporter John Markoff zufolge, der vergangene Woche in einem Prototyp mitfuhr, bietet das Fahrzeug viel Beinfreiheit. Die Windschutzscheibe ist aus Plastik und ein großes Display im Cockpit zeigt Uhrzeit, Lufttemperatur und die voraussichtliche Ankunftszeit an. Zum Losfahren drückt man einen Knopf. Die ersten Protypen hätten noch wenig Komfort für die Insassen, räumte Projektchef Urmson ein. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf rund 40 Kilometer pro Stunde gekappt.

Google hofft, mit einem kleinem selbstfahrenden Fahrzeug das Szenario für die Nutzung von Autos in der Zukunft zu treffen. Er denke nicht, dass es überwiegend darum gehen werde, die Fahrzeuge zu besitzen, sagte Google-Mitgründer Sergey Brin laut dpa. "Sie dürften größtenteils als ein Service bereitgestellt werden." Google habe die Technologie, das umzusetzen. "Und es ist wahrscheinlich, dass wir eine Menge Partner haben werden - das könnten Autohersteller, Zulieferer, Dienste-Anbieter, Städte oder Länder sein", sagte Brin.

(jk)