AMD: Athlon-Comeback (Update)
Mit Athlon II X2 250 und Phenom II X2 550 Black Edition erscheinen die ersten Vertreter zweier neuer Dual-Core-CPU-Familien.
Anlässlich der Computex stellt AMD gleich zwei neue Baureihen von Dual-Core-Prozessoren vor, in denen zunächst jeweils ein Vertreter debütiert: Athlon II X2 250 und Phenom II X2 550. Beide entstammen der Dresdner 45-Nanometer-Fertigung, die mittlerweile zur Fertigungssparte Globalfoundries gehört.
Wie der Phenom II X3 besteht der Phenom II X2 (Codename Callisto) eigentlich aus einem 258 Quadratmillimeter großen Die, das AMD für die Quad-Core-Phenoms und Opterons entwickelt hat. Beim Callisto funktionieren nur zwei Kerne; diese haben wie alle bisherigen Vertreter der AMD-K10-Prozessorgeneration jeweils 512 KByte L2-Cache und zusätzlich 6 MByte L3-Cache. Anders baut AMD die neuen X2-Athlons: Ihr Regor-Chip belegt nur 117,5 Quadratmillimeter Siliziumfläche, also wenig mehr als ein Core 2 Duo von Intel (Wolfdale: 107 Quadratmillimeter), aber deutlich mehr als sein wichtigster Konkurrent Pentium Dual-Core mit 2 MByte L2-Cache (82 Quadratmillimeter). Auf dem Regor-Die gibt es keinen L3-Cache, doch steht für jeden Kern 1 MByte L2-Cache bereit – so wie zuletzt beim 90-nm-Windsor.
(Bild:Â AMD)
Der Phenom II X2 550 Black Edition läuft mit bis zu 3,1 GHz, lässt sich aber wie alle Black- oder Extreme-Edition-Prozessoren von AMD und Intel dank unbeschränktem Multiplikator besonders leicht übertakten. Beim Athlon II X2 250 beträgt der größte Multiplikator hingegen 15, er erreicht maximal 3,0 GHz. Der neue Phenom steht mit 102 US-Dollar in der AMD-Preisliste, der Athlon soll 87 US-Dollar kosten. Damit sind die Neulinge deutlich teurer als die bislang schnellsten und noch lieferbaren AMD-Doppelkerne: Der Anfang 2007 eingeführte AM2-Prozessor Athlon 64 X2 6000+ (90-nm-Windsor, 3 GHz, 125 Watt TDP) steht ebenso wie sein gleichnamiger Brisbane-Nachfolger (3,1 GHz, 89 Watt TDP) nicht mehr in der öffentlichen AMD-Preisliste, doch die wenig attraktiven K10-Nachfolger im AM2+-Gehäuse – Athlon X2 7750/7850 (Kuma) – kosten höchstens 69 US-Dollar/62 Euro. Für AM2-Mainboards sind die eigentlich für AM3-Boards ausgelegten 45-nm-Neulinge nicht mehr vorgesehen, aber sie laufen auf vielen AM2+-Boards. Ihre nominelle Thermal Design Power von 80 (Phenom II X2) beziehungsweise 65 Watt (Athlon II X2) halten die AM2+- und AM3-Prozessoren übrigens nur dann ein, wenn das Board ihre Kerne einerseits und den "Uncore"-Bereich andererseits mit separaten Spannungswandlern betreibt (Dual Dynamic Power Management, DDPM). Das beherrschen AM2-Boards nicht.
Die Preise der neuen AMD-Doppelkerne zielen klar auf Intels Pentium-Dual-Core-Serie; hier sind zurzeit die Baureihen Pentium E5000 (FSB800) und der nagelneue E6300 (FSB1066, mit VT-x) aktuell. Der 80-Euro-Prozessor Pentium Dual-Core E5400 verarbeitet fast alle Benchmarks schneller als die bisherigen Athlon-Doppelkerne der K8-Generation, die Core-2-Duo-Serie E7000 ist noch leistungfähiger.
(Update:) Mittlerweile sind Athlon II X2 250 und Phenom II X2 550 zu Preisen um 84 Euro beziehungsweise 92 Euro bei deutschen Online-Versandhändlern aufgetaucht; außerdem ist dort jetzt auch ein effizienterer Triple-Core zu finden, der Phenom II X3 705e mit 65 Watt TDP.
Nach ersten Benchmarks im c't-Labor feiern die Athlons mit dem Athlon II X2 250 nun ein Comeback, er liegt ungefähr mit dem Pentium E6300 gleichauf. Der Phenom II X2 550 übertrumpft in vielen Disziplinen sogar den viel teureren Core 2 Duo E8200. Die Leistungsaufnahme der AMD-Neulinge ist deutlich geringer als bei ihren Vorgängern; ein System mit dem Asus-Mainboard M4A79T Deluxe, Athlon II X2 250, Radeon-HD-4550-Grafikkarte und 80-Plus-Netzteil nahm unter CPU-Volllast 111 Watt Leistung auf, ein sonst identisch ausgestatter Rechner mit Pentium E6300 auf einem Asus P5Q-VM schluckte 96 Watt (unter Core2MaxPerf). Im Leerlauf brauchte das Intel-System mit 57 Watt 6 Watt weniger als der AMD-Prüfling. Wahrscheinlich gibt es noch sparsamere AM3-Mainboards, vor allem welche mit Onboard-Grafik; AMD konnte vorab aber nur wenige Boards benennen, die die Neulinge unterstützen und für die es passende BIOS-Updates gibt.
AMD hebt zurzeit auch die Übertaktungsfähigkeiten der eigenen Prozessoren auf der Dragon-Plattform stark hervor; dazu gibt es beispielsweise das Windows-Tool OverDrive, das auf vielen Mainboards mit AMD-700-Chipsätzen laufen soll; eine Kompatibilitätsliste existiert allerdings anscheinend nicht.
Nach inoffiziellen AMD-Veröffentlichungen sollen in den nächsten Monaten noch weitere Athlon-II-Versionen mit zwei, drei (X3/Rana) und vier (X4/Propus) Kernen erscheinen. Außerdem sind sparsamere "e"-Versionen geplant.
In der recht verwirrenden Namensgebung der AMD- und Intel-Prozessoren steckt eine gewisse Logik, der beide Konkurrenten folgen: Die Phenoms zielen auf Intels Core-2-Familie, die Athlons (wie früher) auf die billigeren Pentiums. Unlogisch ist allerdings, dass Athlon X2 7750/7850 überhaupt Athlons heißen, obwohl sie L3-Caches besitzen – anscheinend fand auch AMD selbst diese Prozessoren für den (ursprünglich wohl geplanten) Namen Phenom zu lahm. Intel kann sich unterdessen offenbar selbst nicht entscheiden, ob der Zusatz "Dual-Core" zum Namen des "Pentium for Desktop" gehören soll oder nicht.
Weitere Details zu den neuen AMD-Prozessoren erscheinen in c't 13/09, die ab Montag, 8. Juni am Kiosk liegt. (ciw)