Die neue BMW R 1200 RS im Kurztest

Nackttourer

Sporttourer sollen den besten Kompromiss schlagen zwischen Strecke machen und Spaß haben. Das mit dem Strecke machen könnte die BMW besser machen. Doch wie gehabt überzeugt das Gesamtpaket

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Von
  • Philipp Kautzmann
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München, 29. April 2015 – Das Positive zuerst: Der Boxermotor in seiner neuen luft-/wassergekühlten Inkarnation war ein großer Fortschritt in Sachen Bedienkomfort. Egal ob Laufruhe für gemütliches Überland-Fahren oder Druck für kurze Überholvorgänge, das passt alles. Die Vibrationen halten sich in Grenzen, die Gegendrehmomente der Kurbelwelle brachte BMW mit der gegenläufig rotierenden Kupplung so weit unter Kontrolle, dass sie nicht mehr stören.

Von klassischen Sporttourer-Tugenden weicht die RS bei einem ganz wichtigen Punkt ab: Strecke machen. Auf Autobahnetappen fordert die Tanklampe bei 18 Litern Tankinhalt alle 200 km zum tanken auf. Der Verbrauch auf der Autobahn lag selbst bei gemütlicher Fahrweise im tempobegrenzten EU-Ausland bei 6,5 Liter auf 100 Kilometer. Zum Vergleich: Meine Kawasaki ZZR 1400 verbraucht bei gleicher Fahrweise trotz 192 PS 6 Liter. Im Volllastbereich offener Autobahnetappen zieht der Verbrauch der RS Boxer-typisch aufgrund der von BMW verwendeten starken Innenkühlung noch einmal stark an. Auf freier Bahn sind auch die doppelten Tempomatverbräuche möglich, früher als bei Vierzylinder-Sporttourern auch aus eigenem Haus. Der neue Boxermotor ist also wie der alte auf der Autobahn ein teurer Begleiter.

Dafür ist es im Windschatten der Scheibe gut auszuhalten und auch der Tempomat am E-Gas macht seine Sache hervorragend. Der „BMW Motorrad Navigator V“ ist eine BMW-Variante der letzten Generation des Garmin Zumo. Den großen Schritt des Garmin Zumo 590 LM mit dem transflektiven und gleichzeitig hintergrundbeleuchteten Display, der Kurvensuchfunktion und der neuen, deutlich durchdachteren Menüführung gibt es bei BMW noch nicht. Empfehlung: Garmin 590 kaufen statt BMW-Navigator.

Für Lange

Das Fahrwerk funktioniert super. Dabei habe ich fast nur den Modus "Dynamic" benutzt, da für mich kein Unterschied zu den anderen Modi festzustellen war. Ob das an mangelnder Feinfühligkeit liegt oder meiner Größe, kann ich nicht sagen. Für Große passt diese BMW auf jeden Fall sehr gut: Mit meinen 197 cm empfinde ich es als Segen, auch auf langen Etappen die Beine schmerzfrei unter den Tank zu bekommen. Überhaupt war die Ergonomie sehr gut: Einen Tag im Schwarzwald, mit anschließend 300 km Autobahnfahrt, das war alles bequem zu absolvieren. Im Touring-Teil kann die RS wirklich punkten.