Schweizer UMTS-Auktion: Da waren's nur noch fĂĽnf
FĂĽnf der ursprĂĽnglich zehn Interessenten an einer Schweizer UMTS-Lizenz haben sich zurĂĽckgezogen, womit die UMTS-Auktion insgesamt in Frage gestellt ist.
In den vergangenen Tagen herrschte auf dem Schweizer Telekommunikationsmarkt hektische Betriebsamkeit. Grund: Die bevorstehende Versteigerung von vier UMTS-Lizenzen. Nach dem Geldsegen für die Finanzminister Grossbritanniens und Deutschlands und den Pleiten nach den Auktionen in den Niederlanden, Österreich und Italien warteten alle Beteiligten gespannt auf die Klärung der Ausgangslage vor der Schweizer Lizenzvergabe.
Zwei Tage vor dem geplanten Auktionsbeginn am Montag um 9.00 Uhr sind nur noch die drei Schweizer GSM-Netzanbieter Swisscom, Orange und diAx, außerdem der Festnetzanbieter Sunrise sowie die spanische Telefonica im Rennen. Damit hat sich die Zahl der Bewerber von ursprünglich zehn mittlerweile halbiert – und die meisten der Aussteiger vollzogen ihren Absprung sehr kurzfristig.
Erst gestern ist die Mobilfunk-Tochter der Deutschen Telekom, T-Mobile, ausgestiegen. Man wolle erst einmal abwarten, wie sich der Schweizer Markt entwickeln werde, ließ T-Mobile-Mediensprecher Stephan Althoff verlauten. Die Präsenz in der Schweiz betrachtet die Deutsche Telekom mit ihrer Tochter Multilink und dem Schweizer Portal von T-Online zur Zeit als ausreichend.
Ebenfalls gestern hat das Schweizer Bundesamt für Kommunikation (Bakom) bekannt gegeben, dass das norwegische Unternehmen Telenor Mobile und die Hongkonger Gesellschaft Hutchison ausgestiegen sind. Schon früher war das junge Schweizer Telekommunikationsunternehmen Teldotcom abgesprungen, von dem außer dürftigen Medienmitteilungen in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist. Den prominentesten einheimischen Rückzieher hat der führende Schweizer Breitbandanbieter Cablecom gemacht. Cablecom, eine Tochter des amerikanisch-britischen NTL-Konzerns, hatte verlauten lassen, dass mit einem UMTS-Engagement zu einem späteren Zeitpunkt zu rechnen sei – zwar ohne eigenes Netz, aber mit einem starken internationalen Partner.
Die besten Chancen auf eine Lizenz haben wohl die Nummern eins und zwei des Schweizer GSM-Mobilfunkmarktes, nämlich Swisscom und Orange. Beide haben sich im Vorfeld der Auktion potente Partner ins Boot geholt.
Der ehemalige Monopolist Swisscom hat sich mit Vodafone einen äußerst starken Partner geangelt. Der britische Mobilfunk-Gigant – mit 155 Milliarden Pfund Sterling zur Zeit eines der Unternehmen mit der weltweit höchsten Börsenbewertung – übernimmt für einen Preis von 4,5 Milliarden Schweizer Franken eine Minderheitsbeteiligung von 25 Prozent der noch zu gründenden Swisscom Mobile AG. Die Zustimmung der Landesregierung als Mehrheitsaktionär des Ex-Monopolisten zeigt die Bereitschaft, den Einstieg in die mobile Breitbandtechnologie zu unterstützen. Die Landesregierung erwägt, einen Teil des von Vodafone erwarteten Geldes in UMTS-Technik zu investieren.
Der zweite aussichtsreiche Kandidat für eine UMTS-Lizenz, nämlich Orange, hat in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass France Telecom für 1,6 Milliarden Euro die 42,5 Prozent Aktienanteil der deutschen E.ON und damit die Mehrheit an der Schweizer Orange übernommen hat. Der französische Konzern hält nun 85 Prozent des Telekommunikationsunternehmens.
Die zwei weiteren verbleibenden Schweizer Interessenten für eine UMTS-Lizenz, diAx und Sunrise, treten ohne neue Partner an. Allerdings sind die beiden Unternehmen über den gemeinsamen Aktionär SBC Communications, der zweitgrößte Telekom-Konzern der USA, verbandelt. In Branchenkreise, beispielsweise im Wirtschaftsmagazin Cash, wird nun darüber spekuliert, dass die schwächere diAx als Scheinbieterin für Sunrise auftreten könnte.
Ob überhaupt und wie die Versteigerung der UMTS-Lizenzen über die Bühne gehen wird, ist bis zur Stunde noch ungewiss. Der Direktor des Bakom, Marc Furrer, will trotz der Rückzieher an dem vorgesehenen Beginn der Versteigerung am Montag um 9.00 Uhr festhalten. Der Präsident der für die Auktion verantwortlichen Kommunikationskommission ComCom, Fulvio Caccia, hingegen teilte mit, dass es keine Garantie dafür gebe, dass die Auktion tatsächlich stattfinden werde.
Eines kann man aber wohl mit Sicherheit sagen: Die im Juni von Furrer geäußerten Erwartungen über Einnahmen in Höhe von bis zu 10 Milliarden Schweizer Franken werden sich nicht erfüllen. Das Einstiegsgebot für eine Lizenz beträgt 50 Millionen Schweizer Franken. Sollte bis Montag noch einer der verbleibenden fünf Interessenten aussteigen, flössen der Eidgenossenschaft magere 200 Millionen in die Bundeskasse – wenn sich die Bieter wie in Österreich schnell einig sind. Beim Finanzministerium ist man einerseits enttäuscht darüber, dass vermutlich keine namhaften Beträge zur Schuldentilgung zusammen kommen werden, andererseits wäre aber aus gesamtwirtschaftlicher Sicht eine ruinöse Preistreiberei auch unerwünscht gewesen.
Das Bakom übt sich unterdessen in Zweckoptimismus und weist darauf hin, dass das von den Telekom-Unternehmen vermutlich gesparte Geld direkt den Konsumenten zu Gute komme. Außerdem sei es nie das Ziel gewesen, möglichst viel Geld aus der Auktion der UMTS-Lizenzen heraus zu holen. (Nick Lüthi, Bern)/ (chr)