Energieverdichtung

Der Audi R8 e-tron beeindruckt mit einer deutlich größeren Reichweite als sein abgewürgter Vorgänger. Er weist mit kürzeren Ladezeiten und verbessertem Energiemanagement trotz seiner Supercar-Allüren in Richtung alltagstauglicher E-Mobilität

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Elektroautos, alternative Antriebe
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Von
  • Wolfgang Gomoll
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Le Mans, 18. Juni 2015 – Eigentlich hatten die Audi-Chefs schon einen Haken hinter den R8 e-tron gemacht. Zu teuer und zu wenig Reichweite hieß es. Dann griff Wolfsburg ein. Der neue Technikchef Ulrich Hackenberg hob den E-Renner wieder auf die Agenda. Angetrieben von zwei 170-kW-E-Motoren beschleunigt er jetzt mit 460 PS, erreicht 250 km/h und knackt nach 3,9 Sekunden die 100-km/h-Marke. Noch beeindruckender aber ist die im Vergleich zum Vorgänger verdoppelte Reichweite von 450 Kilometern. "Das sind ja Tesla-Werte", jubelten einige E-Mobilitäts-Fans prompt.

Vordergründig steht die längere Wegstrecke, die der Stromer zurücklegen kann, in direktem Zusammenhang zur deutlichen Erhöhung der Energiedichte von 84 auf 152 Wattstunden pro Kilogramm. Doch bei der E-Mobilität hängt die Reichweite von einigen Faktoren ab und nicht nur von der Beschaffenheit der Batterien. Das macht den Strom-Sportler, der ab Ende des Jahres erhältlich sein wird, zu einem Vorreiter für künftige, auch weniger kräftige Modelle.

Energieverdichtung (16 Bilder)

Audis Elektrorenner hat eine maximale Reichweite von 450 Kilometern und liegt damit auf Tesla S-Niveau.
(Bild: Audi)

Eine große Herausforderung für die Techniker sind die verschiedenen Wärme-Niveaus. Schließlich kostet jeder Heiz- oder auch Kühlvorgang Energie und damit Reichweite. Die Batterie fühlt sich bei 35 bis 40 Grad wohl, bei der Leistungselektronik und dem Elektromotor sind es 90 Grad und der Mensch will im Innenraum 20 bis 22 Grad haben. Um dieses Multitasking möglichst effizient zu bewältigen, setzen die Ingenieure eine Wärmepumpe ein. "Bis zu 25 Prozent mehr Reichweite" verspricht der Chef der Quattro GmbH Heinz Hollerweger. Die Pumpe kann beispielsweise Hitze aus dem Kühlwasserkreislauf, der Batterie und anderer Hochvolt-Komponenten zur Heizung des Innenraums nutzbar machen. Er wird beim R8 schneller warm als in einem Auto mit Verbrennungsmotor. Bei Bedarf wird auch die Wärme der Umgebungsluft wird genutzt. So gewinnt Audi aus einem Kilowatt elektrischer Heizung bis zu drei kW Heizleistung. Allerdings ist das Modell im R8 e-tron mit seiner Vielzahl an Schläuchen und Technik noch zu komplex für die Großserie, aber in vier bis fünf Jahren soll ein solches Modell verfügbar sein.

Von außen ist der R8 e-tron schnell zu erkennen. Futuristische Streben wandern vom Kühlergrill nach außen zu den Tagfahrlichtern. Auf Luftöffnungen haben die Audi-Techniker aus aerodynamischen Gründen verzichtet. Je nach Ladezustand schimmern die Ränder um die Sideblades hinter den Türen, die beim V10 Kühlluft ins Innere des Motorraums führen, in verschiedenen Farben.