PC-Ausstellung ohne PCs

Am Montag eröffnet die PC Expo in New York; wer aber erwartet auf der PC-Ausstellung vor allem PCs zu finden, sieht sich getäuscht.

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Von
  • Jürgen Kuri

Am Montag eröffnet die PC Expo in New York mit dem Konferenzteil, ab Dienstag ist dann die eigentliche Eröffnung der Show. Wer aber erwartet auf der PC-Ausstellung vor allem PCs zu finden, sieht sich getäuscht. Surf-Terminals, elektronische Organizer und Handhelds, Design-Rechner sowie der Auftritt Transmetas mit seinen Crusoe-Chips für Laptops und Internet Appliances sind die heißen Themen der Show – da werden es klassische PC-Hersteller, die nichts Entsprechendes anbieten können, schwer haben, das Interesse der Ausstellungsbesucher auf sich zu lenken.

Kein Wunder daher, dass sich kaum ein Hersteller damit begnügt, eine neue graue Kiste zu präsentieren, vielleicht gerade noch mit schnellerem Prozessor oder niedrigerem Preis. Selbst Intel, Hardware-Platzhirsch der Wintel-Welt, sieht sich veranlasst, großes Trara um sein Surf-Terminal auf Linux-Basis zu veranstalten, das PC-scheuen Internet-Interessenten den Zugang zum Netz der Netze verschaffen soll. Vielleicht möchte man ja mit Geräten jenseits des PC dem Konkurrenten AMD Paroli bieten, ohne sich auf eine direkte Schlacht im Prozessormarkt auf der PC Expo einlassen zu müssen.

Bezeichnenderweise dürfen traditionelle PC-Hersteller auf der PC Expo dieses Jahr nicht die Eröffnungsreden halten – dafür tritt Jeff Hawkins, Chef der PDA-Schmiede Handspring, als Keynote-Redner auf und erzählt etwas über die drahtlose Zukunft im Web; daneben darf der immer noch als Star des E-Commerce gehandelten Jeff Bezos von Amazon nicht fehlen, der zu User-Profilen und Personalisierung in Zeiten des E-Commerce spricht. Angesichts all des Linux-Hypes sah sich der Veranstalter darüber hinaus veranlasst, Linux zum Thema einer Keynote zu machen: John "Maddog" Hall von Linux International und Mark Bolzen von LinuxMall.com halten eine Ansprache – nicht aber etwa über Open Source im Allgemeinen oder Linux als das "System to end all systems" im Besonderen. Nein, ihrer Meinung nach legt Linux die "Arbeitsklamotten" an: Business-to-Business, Online-Transaktionen zwischen Unternehmen mit Linux ist das Thema ihres Vortrags mit dem schönen Titel To B2B or Not to B2B: Linux Puts on Its Work Clothes.

Palm will Handspring das Feld natürlich nicht ganz überlassen und nimmt die PC Expo zum Anlass, eine Reihe neuer Ankündigungen zu Gehör zu bringen; dazu gehören wohl der Umstieg auf den ARM-Prozessor und Optionen für existierende Palm-PDAs, um drahtlos auf das Internet zuzugreifen. Und von Sony verspricht man sich, dass der Unterhaltungselektronik-Konzern endlich den lange erwarteten, hauseigenen elektronischen Organizer auf Basis des Palm OS vorstellt.

Klappt alles, wie es sich die Mannen von Transmeta vorstellen, wird Crusoe aber der Star der PC Expo. IBM will den Prototypen des Thinkpad 240 mit Crusoe-CPU präsentieren – IBM-Sprecher erklärten, wenn das Modell gut ankomme, werde man im Herbst einen entsprechenden Laptop auf den Markt bringen. Auch Compaq soll bereits einen Crusoe-Rechner in petto haben und möglicherweise auf der Messe ausstellen. Und Gateway hat sich ja schon vor einiger Zeit entschieden, das Surf-Terminal, das man für AOLs Online-Dienst baut, mit dem Crusoe auszustatten. Geht es nach von Transmeta bislang unbestätigten Berichten, soll es dabei aber auf der PC-Expo nicht bleiben: Die Chip-Schmiede selbst könnte Details zu drei neuen CPUs aus der Crusoe-Serie enthüllen, zwei für Internet Appliances und einen für Laptops. Von diversen Herstellern wird zudem erwartet, ebenfalls Surf-Terminals oder Laptops mit Transmeta-Chips anzukündigen – oder sogar schon Vorserienmodelle zu präsentieren. Da muss sich Intel wohl schon ein bisschen mehr anstrengen, um Transmeta auf der PC Expo das Wasser abzugraben: Ob die Firma mehr als ein Internet-Terminal und die überraschende Ankündigung zweier nach Intel-Angaben besonders stromsparender CPUs zu bieten hat, wird sich zeigen.

Besucher, die lange genug suchen, werden unter dem Berg von all den Mini-Geräten und Spezial-Rechnern natürlich auch klassische PCs entdecken – aber was ist heute schon noch ein klassischer PC... Handelt es sich nicht gerade um neue Server für Internet-Provider und Großunternehmen, ist Buntigkeit wohl das Mindeste, was die Hersteller den neuen Geräten mit auf den Weg zum Kunden geben – auch wenn es sich nur um austauschbare Blenden wie bei Compaqs neuer PC-Linie handelt. Selbst Hewlett-Packard, traditionell eher zu den konservativen PC-Herstellern gezählt, möchte den eigenen Rechnern zu mehr Farbe verhelfen, zumindest am Gehäuse. Und die e-PC-Serie, diese Zwitter aus Thin Client, klassischem PC und Surf-Terminal, soll HP natürlich ebenfalls zu einem guten Standing auf der PC Expo verhelfen. (jk)