Der Strom der Zeit
Die Elektrifizierung des Automobils schreitet munter voran, und aus diesem Anlass hat der Antriebs- und Messgerät-Entwickler AVL in Graz seine seit 27 Jahren veranstaltete Tagung „Motor und Umwelt“ unter das Motto „Motor und Getriebe im Globalen Spannungsfeld 12-48-96-400-800 Volt“ gestellt
- Rudolf Skarics
Graz, 17. Juni 2015 – Die Elektrifizierung des Automobils schreitet munter voran, und aus diesem Anlass hat der Antriebs- und Messgerät-Entwickler AVL in Graz seine seit 27 Jahren veranstaltete Tagung „Motor und Umwelt“ unter das Motto „Motor und Getriebe im Globalen Spannungsfeld 12-48-96-400-800 Volt“ gestellt. Als Essenz der Veranstaltung lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen:
Spätestens seit Einzug der Hybridtechnik in den Automobilbau gewinnt der elektrische Strom an Bord zunehmend an Bedeutung, aber auch immer mehr Nebenaggregate, die statt direkt von der Kurbelwelle elektrisch angetrieben werden wollen, fördern diesen Trend weil das effizienter ist,. Aber es begann schon früher. Anfang der 1990er Jahre versuchten die europäischen Autohersteller bereits, sich über die Einführung eines 42-Volt-Bordnetzes zu einigen. Die Anforderungen an die Stromversorgung stiegen durch immer neue Komforteinrichtungen und die zunehmende Bedeutung der Elektronik steil an. Doch man konnte sich nicht einigen und beschloss stattdessen, einfach dickere Kabel zu verwenden.
Der Strom der Zeit (4 Bilder)

(Bild: Skarics)
Je stärker der Strom, desto dicker die Kabel
An dieser Stelle sei gleich an den grundsätzlichen Zielkonflikt in Sachen Strom hingewiesen, um den sich alles dreht: Leistung (Watt) ist Spannung (Volt) mal Stromstärke (Ampere). Je stärker der Strom, umso dicker müssen die Kabel sein, damit sie nicht heiß werden oder verschmoren. Das heißt, wenn die Spannung in die Höhe geht, geht bei gleicher Leistung die Stromstärke nach unten. Die Kabel können dünner gemacht werden.
Mit der Spannung steigt im Wesentlichen aber auch das Gefahrenpotenzial für die menschliche Gesundheit, das vom Strom ausgeht. Hohe Spannungen erfordern umfangreiche Maßnahmen für die Sicherheit einer elektrischen Anlage. Beliebiges Erhöhen der Spannung geht deshalb nicht. Darum ist die Fragestellung nach der jeweils passenden Spannung ganz essenziell.
Klar ist, dass ohne weitere Hybridisierung der Antriebe die Flottenverbrauchsziele und Abgaslimits künftig nicht mehr zu schaffen sind. Ein aufwendiger Vollhybrid wie ihn Toyota anbietet, ist aber für untere Fahrzeugklassen und viele Märkte zu teuer. Und man kann mit viel weniger Aufwand auch schon viel erreichen.