Die Praxistest-Maschine Honda VFR 800 F läuft kalt zäh

Heiß und Kalt

Manche Probleme hält man in der Praxis für irrelevant geworden, bis sie einen wieder unerwartet anfallen. Das Kaltlaufverhalten ist so ein Kandidat. Die Langzeit-VFR läuft bei kaltem Öl bemerkenswert zäh

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Praxistest, Praxistest Honda VFR 800 F 6 Bilder
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Von
  • Clemens Gleich
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Stuttgart, 27. August 2015 – Es gibt einige Probleme, von denen man immer mal wieder denkt, sie seien endlich ins Museum der früher wirklichen und heute nur noch theoretischen Probleme eingezogen, bis man sie wieder frisch und munter antrifft. Dieses Jahr war das vor allem Kaltlaufverhalten. Die neue KTM 1050 Adventure läuft kalt wie ein Sack Nüsse. Mit einer Katze drin. Dazu an anderer Stelle mehr. Und der Dauertester Honda VFR 800 lief von Anfang an kalt so komisch, dass ich sicherheitshalber nachfragte, ob da was ernsthaft kaputt sei.

Schleifend aus der Tiefgarage

Unter 4000 U/min liefert der V4 kalt so wenig Nutzdrehmoment ab, dass er auf der Rampe aus der Tiefgarage oder dem rampensteilen Stück Berg meiner Straße selbst im 1. Gang auszugehen droht. Um die 4000 lupft er sich dann über eine fühlbare Hürde und liefert mit einem Schlag Nutzdrehmoment im kalt normalen Bereich ab. Ich fahre also im Ersten durch die 30-Zone hier und die Kellerrampe mit schleifender Kupplung. Geschadet hat es der Honda bisher noch nicht, aber ich bin mir auch sehr sicher, dass das nicht alle VFRs in dieser Ausprägung haben können, denn sonst wäre das Geschrei größer. Also habe ich mir den Dauertester des Motorradmagazins MO bei mir um die Ecke ausgeliehen, den Honda Crossrunner. Dort verbaut Honda praktisch denselben Motor in einem modisch etwas hochhackigen Chassis. Ergebnis: Der MO-Tester hat grundsätzlich dieselben Probleme beim Kaltlauf, wenn auch weniger ausgeprägt.

Ich kehrte zurück zum Thema Kaltlauf, als es in der Eifel mal wieder kalt regnete und das Öl der weißen VFR auf der Autobahn dauerhaft unter Betriebstemperatur blieb. Die VFR hat noch den früher üblichen separaten Ölkühler über dem Radiator für die Wasserkühlung. Der kühlt das Öl effizienter als die heute üblichen Wärmetauscher zwischen Öl- und Wasserkreislauf, aber es fehlt ihnen die Regelung, denn meistens gibt es keinen Thermostat für den Ölkreislauf. Der üblich gewordene Wärmetauscher dagegen hängt sich an den Regelkreislauf des Wassers und lässt sein Öl anfangs vom Wasser wärmen, das im kleinen Thermostatkreislauf sofort warm wird.