Lebenszeitaffäre

Abschlussbericht Dauertest: Honda VFR 800 F

Hondas VFR 800 F war von Anfang an unser Nischentipp für ein tolles Tourenkrad. In unserem langen Praxistest fanden wir heraus, wie sich ein Besitzer im Betrieb Touring und Alltag fühlt

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Praxistest Honda VFR 800 F 22 Bilder
Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Stuttgart, 23. Juni 2016 – Ich hatte eine Affäre. Ein Jahr lang bestieg ich mehrmals die Woche eine Honda VFR 800 F (RC79) statt meiner eigenen Maschine. Der Dauertest lief anders als geplant, zeigte aber alles auf, was man über das Leben mit dem Vau-Vierzylinder wissen sollte. Denn eines vorab: Auch diese Generation der VFR eignet sich hervorragend als lebenslange Affäre. Folgend meine Erkenntnisse aus gut 12.000 Kilometern RC79. Sie kam mit rund 7000 km, Endstand rund 19.000 km.

Fahrverhalten

Zum ersten Mal begegnete ich der RC79 auf einer Präsentation, auf der Honda außer der VFR auch die CB 650 F vorstellte. Die anwesenden Tester dachten alle, die CB trete die Nachfolge der Hornet an, sei also das wichtige, interessante, tolle neue Motorrad. Die VFR? Ja, halt auch dabei, aber interessiert ja keine Sau. Dieses Gedachte drehte sich beim Fahren ins Gegenteil: die CB 650 war eine enttäuschend langweilige Abkehr von der Spritzigkeit der Hornet, aber die VFR war sofort ein heimlicher Star. Ich erinnere mich, wie wir nach nur 20 Kilometern am ersten Fotostopp hielten. Mein Kollege Maik, der hinter mir fuhr, winkte wild, deutete auf das Motorrad unter ihm, zeigte den Daumen hoch.

Woran lag das? Es lag an Dingen, die man vorher auf Bildern nicht sehen konnte: den Details. Die Sitzposition liegt ergonomisch genau am Optimum zwischen "Sport" und "Touring". Wer bei Honda die Aufgabe hatte: "Lege eine Sporttouring-Sitzgeometrie fest", der hat für diese Arbeit eine Eins mit Stern und Gummibärchen verdient. Nur wer sich wohlfühlt, wird innerhalb seiner Fertigkeiten gut fahren, und auf der VFR fühlten sich alle wohl. Das unterstützen ein toll ansprechendes (einstellbares) Fahrwerk und eine griffige Bremse. Super.

Motor

Das Wohlfühlen legt den Grundstein, sich mit den anderen Details zu befassen, also als nächstes dem Motor. Der V4 brabbelt untenherum wie bekannt. Er läuft dort auch sehr sparsam, man kann unter 5 l auf 100 km herausholen auf der Suche nach der Tankstelle oder einfach nur beim Strecke machen. Das heißt, man kann mit dem 21,5-l-Tank in der Praxis Etappen von 400 km herausholen. Selbst auf der Autobahn mit immer Vollgas wenn erlaubt brachte die VFR mich vom Nürburgring nach Hause ohne Tankstopp, immerhin rund 330 km. Wenn man es krachen lässt auf der Landstraße, sind auch einmal siebeneinhalb Liter Verbrauch fällig, sonst meistens knapp sechs.