Bob Lutz über Elon Musk

„Teslas Pleite ist unvermeidlich“

Automanager-Urgestein Bob Lutz, ehemaliger Spitzenfunktionär bei GM, BMW, Chrysler und Ford, ist bekanntermaßen nicht auf den Mund gefallen und hat selbstverständlich auch eine eigene Meinung zum Thema Tesla Motors. In einem Interview gibt er dem Unternehmen auf Dauer keine Chance

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Automanager-Urgestein Bob Lutz, ehemaliger Spitzenfunktionär bei GM, BMW, Chrysler und Ford, ist bekanntermaßen nicht auf den Mund gefallen und hat selbstverständlich auch eine eigene Meinung zum Thema Tesla Motors. In einem Interview gibt er dem Unternehmen auf Dauer keine Chance

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Pillau

München, 6. Oktober 2016 – Automanager-Urgestein Bob Lutz, ehemaliger Spitzenfunktionär bei GM, BMW, Chrysler und Ford, ist bekanntermaßen nicht auf den Mund gefallen und hat selbstverständlich auch eine eigene Meinung zum Thema Tesla Motors. In einem Interview im Börsenmagazin der Aktionär vertritt er seine Ansicht recht kantig: Er gibt dem Unternehmen auf Dauer keine Chance.

Lutz gibt zu bedenken, dass Tesla sein Model 3 zu einem Preis von rund 35.000 Dollar anbieten will, die Gesamtproduktionskosten jedoch schon um 40.000 liegen müssten. Die Produktion in Erwartung sinkender Kosten zu beginnen, mag für sich genommen noch zu rechtfertigen sein. Doch werden ausgerechnet in dieser Zeit immer mehr Wettbewerbsmodelle auf den Markt kommen, welche die etablierten Autobauer einzig und allein wegen der Flottenverbrauchsvorgaben ins Programm nehmen: „Tesla bekommt ein Problem: Die Exklusivität ist durch 500-Kilometer-Autos von Porsche, Daimler und VW bald Vergangenheit. Wenn BMW den 3er mit Batterien anbietet, wäre das ein weiterer Nagel im Tesla-Sarg. GM, Hyundai, Kia und Nissan werden die Preise für Elektroautos diktieren und Tesla wird daran zerbrechen. In ein bis zwei Jahren ist Tesla ein Elektroauto-Anbieter von vielen. Die Pleite ist unvermeidlich.“

Keine Überlegenheit in irgendeiner Technologie

Da Tesla Motors im Übrigen auch keine Überlegenheit in der Technologie habe – weder bei den Batterien und natürlich noch viel weniger beim Rest des Fahrzeugs – sei nicht zu erkennen, wo künftig der erhoffte Vorsprung herkommen sollte.

Nun ist Lutz nicht nur ein benzingetränkter Haudegen auf dem Gebiet der konventionellen Autotechnik. Von 1998 bis 2001 war er beim Batteriehersteller Exide Technologies in führender Position und soll laut Aktionär schon 2008 verkündet haben, dass das Elektroauto zwingend kommen muss. Bei GM, wo er bis zu seinem Ruhestand 2009 arbeitete, trieb er aus Überzeugung das Projekt „Chevrolet Volt“ voran, ein Auto mit Plug-In-Hybridantrieb, das seiner Meinung nach zur Rettung des Unternehmens beitragen können sollte.

„Das Problem der Silicon-Valley-Leute ist ihre Überheblichkeit“

Lutz hat kein Problem mit der Elektrifizierung von Autos, sondern vielmehr mit der Attitüde der neuen Gründergeneration, allen voran der von Elon Musk, Gründer von Tesla Motors. Seine klaren Worte zu ihrer Überheblichkeit: „Das Problem der Silicon-Valley-Leute ist ihre Hybris. Sie glauben, in der Automobilbranche sitzen verkalkte Dinosaurier, die keine Ahnung haben. Was sie übersehen: Das Automobilgeschäft ist seit Jahren hochumkämpft. Daher sind die etablierten Konzerne an der Spitze der Fertigungstechnologie, sie verwenden alle modernen Methoden und zeigen neues, frisches Denken. Da kann keiner aus dem Silicon Valley kommen und sagen, ihr seid alle Idioten und wir können es besser – solche Leute werden auf die Schnauze fallen.“ (fpi)