US-Kauf der Telekom heiß umworben
Der japanische Mobilfunkkonzern NTT DoCoMo hofft immer noch auf die US-Mobilfunkgesellschaft Voicestream, um einen Fuß in den amerikanischen Markt zu bekommen.
Der japanische Mobilfunkkonzern NTT DoCoMo hofft immer noch auf die US-Mobilfunkgesellschaft Voicestream, um einen Fuß in den amerikanischen Markt zu bekommen. Vor wenigen Monaten erst schnappte die Deutsche Telekom dem japanischen Konzern die Firma Voicestream vor der Nase weg – und während NTT DoCoMo in Europa im Bund mit der niederländischen KPN eine aggressive Strategie zum Aufbau eines eigenen Mobilfunknetzes verfolgt, steht er in den USA bislang mit leeren Händen da.
Nach einem Bericht des Finanzdiensts Bloomberg gibt NTT DoCoMo aber das Werben um Voicestream noch nicht ganz auf. "Unser primäres Ziel für den Eintritt in den US-Markt ist die Förderung von W-CDMA", erklärte DoCoMo-Chef Keiji Tachikawa. Und dafür sieht das Unternehmen Voicestream wohl immer noch als idealen Partner an. W-CDMA und die eigene Technik für Internet per Handy (i-mode) sieht der japanische Konzern als Bausteine für den Aufbau einer weltweiten, starken Präsenz bei den Mobilfunknetzen an. Mobilfunknetze der dritten Generation (wie beispielsweise UMTS) setzen auf das breitbandige W-CDMA auf.
Eine Allianz mit NTT DoCoMo könnte Voicestream einen Vorsprung vor anderen US-Gesellschaften geben, die mit den neuen Mobilfunktechniken noch nicht so weit gediehen sind. Allerdings dürfte die Telekom eventuelle Verhandlungen misstrauisch beäugen: Schließlich entwickelt sich NTT DoCoMo zu einem scharfen Konkurrenten des deutschen Ex-Monopolisten. Weder Technik noch Inhalte dürfte sich der Rosa Riese in den USA gerne von einem seiner Konkurrenten liefern lassen. Eine Beteiligung von NTT DoCoMo an Voicestream sei allerdings nicht mehr geplant, meinte Tachikawa.
Dies könnte sich aber wohl schnell ändern, wenn die Telekom es nicht schafft, den Kurs ihrer Aktie weiter zu stabilisieren: Die Übernahme von Voicestream sieht sich zwar nicht mehr so hohen Hürden gegenüber wie noch vor wenigen Tagen, soll aber zu einem großen Teil mit Telekom-Aktien bezahlt werden. Je tiefer der Kurs sinkt, desto unattraktiver wird natürlich auch das Angebot der Telekom – womit beim Voicestream-Management angesichts des anhaltenden Liebeswerbens unter Umständen wieder die ursprüngliche Offerte von NTT DoCoMo ins Bewusstsein rückt. Im Unterschied zur Telekom hatten die Japaner aber in keiner Verhandlungsphase eine vollständige Übernahme von Voicestream angeboten und nur eine Minderheitsbeteiligung angestrebt. Und Voicestream kam es erklärtermaßen in allen Verhandlungen darauf an, vor allem eine Kapitalspritze für den Ausbau des eigenen Netzes zu erhalten. Die Situation in den USA bleibt also sowohl für die Deutsche Telekom als auch für NTT DoCoMo spannend – und nicht ohne Schwierigkeiten. (jk)