Kamelkrad 2.0

Prototyp Yamaha T7

Mit dem Prototyp T7 gibt Yamaha schon mal einen Ausblick auf die nächste Ténéré-Generation. Mit dem bewährten Motor des Bestsellers MT-07 bekommt sie nun einen Zweizylinder. Zudem soll die zukünftige Ténéré endlich wieder eine leichte Reiseenduro mit sehr guten Gelände-Eigenschaften werden

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Yamaha, Zweirad 15 Bilder
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  • iga
Inhaltsverzeichnis

Yamaha-Fans werden beim Anblick der T7 auf der Motorradmesse EICMA gejubelt haben. Wenn der Prototyp hält, was er verspricht, wird die nächste Ténéré ein ziemlich scharfes Gerät. Sie haben auch viele Jahre auf eine Nachfolgerin der überalterten Ténéré warten müssen. Yamaha verlieh dem Prototyp den Code T7, womit der Antrieb schon verraten wäre. Es handelt sich nicht mehr um einen Einzylinder, wie er seit 1984 alle Ténérés von Yamaha angetrieben hat, sondern um den Reihenzweizylinder aus der MT-07. Zwar gab es schon vor einem Vierteljahrhundert die 750 Super Ténéré mit zwei Zylindern, aber ihr war kein großer Verkaufserfolg beschieden, ebenso wie die heutige zweizylindrige 1200 Super Ténéré weit hinter den Erwartungen zurückblieb.

Legendäre Namen verpflichten

Ganz im Gegenteil zum Bestseller MT-07, der in den Verkaufscharts auf Platz zwei in Deutschland rangiert. Der kleine Twin trifft offensichtlich einen Nerv. Er ist leicht und drehfreudig, da reichen die 75 PS völlig aus, um flott unterwegs zu sein. Also das genaue Gegenteil der XT 660 Z Ténéré, die jüngst aus dem Programm fiel, da sie die Euro4-Norm nicht erfüllte. Sie wog stattliche 216 kg, mit denen der müde 48-PS-Einzylinder seine liebe Not hatte. Sicher griff immer noch der ein oder andere eingefleischte Ténéré-Fernreisende zu, aber insgeheim trauerten die alten Fahrensmänner der leichten Ténéré von 1984 nach. Denn im Vergleich war das Ur-Modell so schlank, genügsam und ausdauernd wie ein Kamel.

Sie erfüllte genau die Anforderungen der damals sehr populären Wüstenrallye Paris-Dakar und wurde damit zu einer bis heute wirksamen Stilikone: ein standfester Einzylinder mit gutem Drehmoment in einem leichten Fahrwerk mit langen Federwegen und vor allem einem riesigen 30-Liter-Tank. Ihren Namen erhielt sie von einem der lebensfeindlichsten Gebiete in der Sahara, durch das damals der Rallye-Tross erstmals zog. Die extrem trockene, heiße Landschaft der Ténéré besteht überwiegend aus weichem, ungemein spritzehrend zu befahrendem Sand. Die Distanzen in diesem komplett leeren Landstrich im Niger sind sehr lang und wer hier mit leerem Tank liegen bleibt, spielt mit seinem Leben. Die Yamaha XT 600 Z Ténéré verkaufte sich in den ersten zehn Baujahren sagenhafte 61.000 Mal und war zeitweise das meistverkaufte Motorrad Europas.

Endlich wieder leicht

Genau da will Yamaha wieder hin. Deshalb soll die neue Ténéré auch aussehen, als könne man mit ihr an der Rallye Dakar teilnehmen. Honda hat mit der neuen Africa Twin vorgelegt. Auch sie genießt einen legendären Ruf, den die Marke aufgriff, um eine ausnehmend hübsche Reiseenduro zu präsentieren, die deutliche optische Anleihen an den reinen Rally-Geräten nimmt. Der scharfe Look und der gute 1000er-Motor katapultierte die Africa Twin auf Anhieb in die Top Ten der Verkaufscharts.