Loslassen können

Audi A8: Autonomes Fahren möglich

Der neue Audi A8 ist das erste Auto, das Level 3 des autonomen Fahrens beherrscht. Eine erste Fahrt in der Luxuslimousine offenbart die Komplexität dieser Technik. Wir waren mit dem neuen Autopiloten unterwegs

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Audi 12 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Das erste Mal vergisst man nie: Wer erstmals mit einem Elektroauto anfährt, kann sich der Faszination des nahezu lautlosen Rollens nur schwer entziehen. Das fehlende Geräusch und die nachdrückliche Beschleunigung hinterlassen den Eindruck einer neuen Art, Auto zu fahren. Doch viel heftiger wird die Umstellung darauf, dass Steuer aus der Hand zu geben und sich auf Elektronik zu verlassen. Wir waren bei letzten Abnahmefahrten im neuen Audi A8 dabei, der in dieser Richtung einen weiteren Schritt gehen wird.

Das Auto übernimmt

Simon Ulbrich, technischer Leiter für das Projekt „Staupilot bei Audi“ ist einer der wenigen die sich über Verkehrsbehinderungen in Form von zähfließendem Verkehr freuen. Der Techniker nimmt die Hände vom Lenkrad und drückt auf den Knopf in der Mittelkonsole. „AI“ steht auf dem Button. „AI“ steht gemeinhin auch für „Artificial Intelligence“ also auch künstliche Intelligenz. Jetzt hat das Auto das Heft des Handelns in der Hand, Ulbrich spielt einen Film in der Mittelkonsole ab, während der Audi A8 geschmeidig mit der Blechkolonne weiterbewegt: Bis zu 60 km/h schafft der Staupilot im A8, soll es schneller gehen, muss der Fahrer wieder die Geschicke in die Hand nehmen.

Momentan sind es rund 15 km/h. Der Robo-A8 fährt leicht nach links versetzt, um nötigenfalls eine Rettungsgasse zu bilden. Jetzt löst sich der Stau langsam auf. Der Audi reagiert, wie ein erfahrener Straßenverkehrs-Veteran und erhöht langsam, aber geschmeidig die Geschwindigkeit. Auch das Bremsen läuft progressiv ab, das Kopfnicken früherer Tage ist ebenso vorbei wie das leichte Schlingern zwischen den Fahrbahn-Markierungen. Ähnlich wie in einer Mercedes S-Klasse „sehen“ die Sensoren des A8 unter den Vordermann hindurch und erkennen frühzeitig, wenn die Blechkolonne Fahrt aufnimmt, kann dementsprechend beschleunigen und entspannt mitschwimmen.

Mittlerweile sind die 60 km/h erreicht der Audi hält wacker mit. Wenn sich der Stau vollends aufgelöst hat und das vorausfahrende Fahrzeug sich zunehmend entfernt, muss der Fahrer wieder selbst das Kommando übernehmen: Eine Meldung in den Rundinstrumenten, dem Head-Up-Display und ein Piepston weisen den Fahrer darauf hin, dass er wieder an der Reihe ist.

Was passiert, wenn man dieser Aufforderung nicht nachkommt, durften wir erfahren, als wir den Audi A8 selbst fuhren: Eine ganze Reihe von Maßnahmen machen den Lenker mit steigender Intensität auf seine Pflicht aufmerksam. Das geht sogar so weit, dass ein lauter Ton, unterstützt von ruckartigem Bremsen und einem heftigen Zerren des Gurtstraffers den Fahrer wachrüttelt. Hilft alles nichts, geht die Software davon aus, der Mensch das Bewusstsein verloren hat, der Audi A8 bleibt stehen, die Warnblinkanlage geht an und die Türen entriegeln sich.

Ständig im Visier

Eine Fahrerüberwachungskamera hat dazu den Fahrer ständig im Visier. Generell ist der Audi A8 mit allen möglichen Sensoren ausgestattet, die einen Beobachtungs-Kokon um das Fahrzeug legen: Radar mit mittlerer und langer Reichweite, Kameras und erstmals ein Laserscanner, der sich mittig unter dem Nummernschild befindet und den Bereich vor dem Auto in einem Winkel von 140 Grad abtastet. „Dieser Scanner ist extrem wichtig für das autonome Fahren Level drei, weil er sehr genau Objekte lokalisiert“, erklärt Simon Ulbrich.