Wohnmobil

Zusammenleben: Renault Studie Symbioz

Mit der Studie Symbioz will Renault auf der IAA demonstrieren, wie autonome, vernetzte und elektrische Mobilität im Jahr 2030 aussehen könnte. Der Name ist gut gewählt, denn das Auto will sich in die Wohnarchitektur integieren, mit dem Besitzer gewissermaßen zusammenleben

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Renault Symbioz 10 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christian Lorenz

Zweite IAA-Neuheit von Renault neben dem Mégane R.S. ist die Studie Symbioz. Mit ihr will Renault demonstrieren, wie autonome, vernetzte und elektrische Mobilität im Jahr 2030 aussehen könnte. Der Name ist richtig gewählt, denn das Auto will sich in die Wohnarchitektur integrieren, mit dem Besitzer gewissermaßen zusammenleben.

Das Auto wird gewissermaßen Bestandteil eines neuartigen, futuristischen Wohnhauses, das ebenfalls auf dem Renault-Stand gezeigt wird. Über eine mobile Plattform kann der Symbioz in das Obergeschoss transportiert oder im Erdgeschoss integriert werden. Hier wie dort soll er als zusätzlicher Wohn-, Aufenthalts- oder Arbeitsraum dienen. Der Wagen nimmt einen Teil des Eigenheims auf die Reise mit, Haus und Auto sind engmaschig miteinander verknüpft, teilen ihre Energieversorgung ebenso wie den dazu erforderlichen Informationsfluss.

Im Wohnraum auf Reisen

4,7 Meter lang, 1,98 Meter breit und nur 1,35 Meter hoch verbindet das Konzeptfahrzeug die Fläche einer Oberklasselimousine mit der Höhe eines Sportwagens. Letzteres soll im Interesse der Reichweite die Aerodynamik verbessern helfen. Beim dadurch unvermeidlich erschwerten Einstieg sollen schwenkbare Sitze helfen. Der Leichtbau umfasst unter anderem Karosserieteile in Kohlefaser-Kunststoff und Fenster aus Polycarbonat. Die weit öffnenden und weitgehend transparenten Türen sind im unteren Teil gegenläufig angeschlagen. Die Fensterfläche wird zum Zustieg nach oben geklappt.

Den Innenraum des Symbioz bestimmen die gleichen Materialien und Farben wie der Wohnraum des Hauses. Sobald der autonome Fahrmodus eingeschaltet wird, verschwinden Lenkrad und Lenksäule unter der Armaturentafel, während die Pedale und das breite Glasdisplay um 15 Zentimeter nach außen fahren. Fahrer und Beifahrer können ihre Sitze um 180 Grad schwenken und sich den Passagieren der zweiten Reihe zuwenden. In die Sicherheitsgurte integrierte Touchscreens in Form von Smartwatches erlauben die Steuerung sekundärer Fahrzeugfunktionen wie die Klimaregelung, Musikauswahl und Lautstärke.

Gemeinsames Energiemanagement von Haus und Auto

Der Symbioz und das Konzepthaus sind über das intelligente Stromnetz, das so genannte Smart Grid, ständig miteinander verbunden. Sind etwa keine Langstrecken geplant, hält der Symbioz Strom nur für Kurzstrecken vor. Die restliche Energie kann für Beleuchtung, Bildschirme oder Haushaltsgeräte genutzt werden. Vor längeren Fahrten wird der Akku des Symbioz dagegen voll geladen. Der Wagen greift damit also auch in das Leben der Hausbewohner ein. Auch, wenn das aufs erste Lesen absurd klingen mag: Ohne vorausschauendes Zeitmanagement werden längere spontane Fahrten mangels Ladung unmöglich. Freilich gibt es andererseits auch Phasen, in denen so gut wie sicher niemand aus der Familie das Auto nutzen können wird.

Datenaustausch mit anderen Fahrzeugen

Dank Car-2-X sei sichergestellt, dass der Fahrer bereits frühzeitig vor Unfällen, Staus und Gefahrenstellen gewarnt wird, außerdem ermöglicht es, Mautstationen auf der Autobahn (wie in Frankreich oder Italien) komplett autonom zu passieren.

Die beiden Symbioz-Fahrzeuge basieren auf einer neu entwickelten Elektroauto-Plattform. Zwei Elektromotoren mit Permanentmagnet treiben die Hinterräder an. Die Aggregate befinden sich direkt an der Hinterachse und leiten ihre Kraft jeweils getrennt an ein Hinterrad. Diese Aufteilung des Antriebs auf zwei Motoren ermöglicht Torque Vectoring, das das Fahrzeug bedarfsweise stabilisieren kann und handlicher einlenken lässt. Die Lenkung bleibt dank Heckantrieb frei von Antriebseinflüssen.

Beide Elektromotoren leisten im Symbioz Demonstrationsfahrzeug zusammen 680 PS, mobilisieren ein Maximaldrehmoment von 660 Nm und beschleunigen die Studie in weniger als sechs Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Batterien des Konzeptfahrzeugs mit einer Kapazität von 72 kWh ermöglichen laut Renault eine Reichweite von 500 Kilometern und lassen sich per Induktion in nur 20 Minuten auf 80 Prozent ihrer Kapazität laden.

Nach 2017 soll ein deutlich seriennäheres Symbioz-Versuchsfahrzeug auf öffentlichen Straßen erprobt werden. Für einen Serienanlauf gibt Renault das Jahr 2023 als „Horizont“ an. Wir sind gespannt. Noch mehr interessiert uns, welche Lösung Renault Etagenbewohnern empfehlen wird. (fpi)