Autonome Autos: Dieses Dutzend testet in Kalifornien
51 Unternehmen dürfen in Kalifornien selbstfahrende Autos auf öffentlichen Straßen testen. Mindestens ein Dutzend tut es auch. Die Testbetriebe unterscheiden sich enorm.
Kalifornien hat bislang 50 Unternehmen Genehmigungen zum Betrieb autonomer Kraftfahrzeuge auf öffentlichen Straßen erteilt. 20 davon haben ihre Genehmigung 2016 oder schon früher erhalten. Sie mussten melden, wie viele Fahrzeuge sie auf welchen öffentlichen kalifornischen Verkehrsflächen in welchem Umfang in einem autonomen Modus haben fahren lassen. Wie sich zeigt, fällt der Testaufwand höchst unterschiedlich aus.
Die meisten Fahrzeuge hat die General-Motors-Firma Cruise ausgeführt, nämlich 94, gefolgt von der Alphabet-Tochter Waymo mit 75. Die übrigen zehn Firmen haben gar keine oder ein bis maximal sieben Autos sich selbst steuern lassen. Das Unternehmen Faraday & Future hat den vorgeschriebenen Bericht offenbar nicht erstattet und wird von der kalifornischen Verkehrsbehörde hören.
Heimspiel für Waymo
Die mit Abstand meisten Testkilometer hat Waymo abgespult, nämlich mehr als eine halbe Million. GM Cruise brachte es auf gut 200.000 Kilometer, Drive.ai gut 10.000 km. Der Rest des Feldes hat nur vier- oder dreistellige Kilometer zurückgelegt. Die Berichtszeiträume sind allerdings nicht für alle gleich:
Firma | Anzahl Kfz | Kilometer | Art des Testbetriebs | Zeitraum |
Baidu USA | 4 | 3173 | Stadtstraßen im Silicon Valley | 31.8.16-30.11.17 |
BMW | - | - | Keiner | 1.12.16-30.11.17 |
Bosch | 3 | 2262 |
Highways, letzte Testfahrt im Juli 2017 |
1.12.16-30.11.17 |
Delphi | 1 | 2914 | Im Silicon Valley sowie auf einem Highway im Nappa Valley |
April bis November 17 |
Drive.ai | 7 | 10577 | Santa Clara County | 19.4.16-30.11.17 |
Faraday & Future | ? | ? |
Hat offenbar keinen Bericht eingereicht |
? |
Ford | - | - | Keiner | 1.12.16-30.11.17 |
GM Cruise | 94 | 211911 | San Francisco | 1.12.16-30.11.17 |
Honda | - | - | Keiner | 2017 |
Mercedes Benz | 3 | 1750 | Nur Stadtstraßen, <5% bei Regen | März bis November 17 |
NIO USA | - | - | Keiner | 1.10.16-30.11.17 |
Nissan | 5 | 8058 | Stadtstraßen, aber auch Highways | 1.12.16-30.11.17 |
Nvidia | 2 | 813 | Highways nahe Santa Clara | August bis November 17 |
Telenav | 1 | Hauptsächlich Highways | 1.11.16-30.11.17 | |
Tesla Motors | - | - | Keiner | 2017 |
Valeo North America | 1 | 924 | Highways in der Region der San-Francisco-Bucht | 1.11.16-30.11.17 |
VW America | - | - | Keiner | 1.12.16-30.11.17 |
Waymo | 75 | 567365 | Gemischt | 1.12.16-30.11.17 |
Wheego | - | - | Keiner | 2017 |
Zoox | 7 | 3611 | Stadtzentrum San Francisco |
März bis November 17 |
Dabei ist zu betonen, dass sich der Bericht ausschließlich auf öffentliche Straßen in Kalifornien bezieht. Tests in anderen Teilen der Welt sind in den Daten nicht enthalten. Tesla Motors, dessen Firmenzentrale in Kalifornien liegt, betont in seinem Schreiben, anderswo zu testen. Außerdem würden hunderttausende Kundenfahrzeuge im "Schattenmodus" fahren: Ihre Sensoren scannen während normaler Fahrten die Umgebung während der Computer laufend berechnet, was er tun würde, müsste er das Auto steuern.
Mit dieser Vorgehensweise ist Tesla keineswegs alleine, ist es doch der bislang einzige Weg, brauchbare Streckenlängen und eine nennenswerte Vielfalt an Situationen auszuprobieren. Alleine um Sicherheitsklasse D der ISO-Norm 26262 für sicherheitsrelevante elektrische und elektronische Systeme in KFZ zu erfüllen, darf maximal ein Fehler pro Milliarde Betriebsstunden auftreten. Das lässt sich mit keiner der kalifornischen Testfahrzeugflotten auch nur annähernd unter Beweis stellen.
Disengagements
In ihren kalifornischen Testberichten nennen die Unternehmen auch die jeweilige Anzahl so genannter "Disengagements", also wie oft ein Mensch eingegriffen hat oder vom Computer zur Übernahme der Steuerung aufgefordert wurde. Diese Daten haben besonders das Interesse der Öffentlichkeit auf sich gezogen, zumal man sie rechnerisch den Testkilometern gegenüberstellen kann.
Allerdings taugen diese Werte in keiner Weise dazu, die Leistungen der zwölf Firmen mit einander zu vergleichen. Es gibt keine Definition, wann ein Disengagement zu erfolgen hat. Ein besonders vorsichtiger Programmierer würde die Grenzwerte für die Übergabe der Steuerung vom Computer an den Testchauffeur viel niedriger ansetzen als ein forscherer Kollege. Letzterer könnten dann höchstwahrscheinlich weniger Abschaltungen pro Kilometer vorweisen, obwohl seine Wägen vielleicht sogar unsicherer sind.
Faktor Mensch
Auch die Testchauffeure greifen bisweilen ein, ohne vom Computer dazu aufgefordert worden zu sein. Risikoneigung und Risikowahrnehmung sind bei Menschen aber sehr unterschiedlich ausgeprägt. Darüber hinaus führen die verschiedenen Firmen ihre Tests auf unterschiedlichen Straßentypen und bei unterschiedlichen Wetterlagen durch. Auf Highways fährt es sich wesentlich leichter, als in Innenstädten.
Manchmal sind möglichst viele Notabschaltungen auch der Zweck einer Testfahrt. Valeo beispielsweise erläutert in seinem Bericht, dass alle Disengagements Teil der Evaluierung und Kalibrierung der lateralen Steuerfunktion auf kurvenreichen Strecken waren. Entsprechend hoch fällt die Zahl der Disengagements pro Kilometer aus, was aber nichts über die Sicherheit des Autopiloten aussagt. Es ist sogar gut vorstellbar, dass Techniker während der Fahrt Parameter manipuliert haben, um Notabschaltungen zu provozieren.
Schließlich liegt nahe, dass verschiedene Testfahrzeuge eines Unternehmens mit unterschiedlichen Sensoren und/oder unterschiedlicher Software ausgerüstet sind. Da die meisten Firmen in Kalifornien nur wenige autonome Autos testen, könnte schon ein einzelner Testwagen die Gesamtstatistik stark beeinflussen.
Diese 51 Firmen dürfen
Diesen 51 Unternehmen hat Kalifornien bislang die Erlaubnis erteilt, autonome Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen zu testen. Die Liste ist nach dem Ausstellungsdatum der Genehmigung sortiert, VW hat also einst den Anfang gemacht.
Volkswagen Group of America, Mercedes Benz, Waymo, Delphi Automotive, Tesla Motors, Bosch, Nissan, GM Cruise, BMW, Honda, Ford, Zoox, Drive.ai, Faraday & Future, Baidu USA, Valeo North America, NIO USA, Telenav, NVIDIA, AutoX Technologies, Subaru, Udacity, Navya, Renovo.auto, UATC (Uber), PlusAi, Nuro, CarOne, Apple, Bauer’s Intelligent Transportation, Pony.AI, TuSimple, Jingchi, SAIC Innovation Center, Almotive, Aurora Innovation, Nullmax, Samsung Electronics, Continental Automotive Systems, Voyage, CYNGN, Roadstar.Ai, Changan Automobile, Lyft, Phantom AI, Qualcomm Technologies, aiPod, SF Motors, Toyota Research Institute, Apex.AI.
Die 31 Genehmigungen ab AutoX Technologies wurden erst 2017 oder 2018 erteilt. Diese Firmen mussten noch keinen Testbericht für 2017 abliefern.
- Die 12 Jahresberichte aus Kalifornien
(ds)