Doppelmaster

Renault Master ZE im Fahrbericht

Renaults Elektro-Antrieb aus dem Zoe hat sich schon im kleinen Kangoo ZE bewährt. Jetzt kommt er in den Lieferwagen Master. Auch dort tut er tapfer seinen Dienst, wobei das Einsatzgebiet des Master ZE eher eingeschränkt bleiben dürfte

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Renault Master ZE 14 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Schritt für Schritt baut Renault den aus dem Zoe bekannten Elektroantrieb in ihre Nutzfahrzeuge ein. Nach dem Kangoo ist jetzt der Master dran: Synchronmotor mit 57 kW (76 PS), Traktionsbatterie mit 33 kWh, Wechselstrom-Ladegerät, abgespeckt in Deutschland auf maximal 4,6 kW Ladeleistung (einphasig 20 A). Außerhalb Deutschlands oder Österreichs lädt der Wagen mit 7,2 kW, also 32 A einphasig. Grund für diese Konfiguration sind die bei uns vorgeschriebenen, maximalen Schieflasten von 20 A. Renault beschränkt die Ladung aber sicherheitshalber generell, also laden alle deutschen Fahrzeuge egal an welchem Stecker in welchem Land langsamer.

"Kunden verlangen keine Schnellladung"

So oder so: Mittags nachladen ist wenig sinnvoll, die Reichweite von rund 120 km in der Praxis muss also bis Schichtende reichen. Laut Renault verlangten die Kunden keine Schnellladung. Wer das will, geht vielleicht gleich zu Nissan. Wie beim Kangoo ZE hängt die Batterie hinten unter der Fahrgastzelle. Innenraum und (wichtiger) Frachtraum bleiben damit identisch zu anderen Master-Modellen.

Weil ausreichend Drehmoment (225 Nm) vorhanden ist, reicht die Nennleistung des Motors in den Bereichen zwischen 50 und 100 km/h (der Höchstgeschwindigkeit) aus für normales Mitschwimmen im Verkehr. Mit dem auf 100 km/h ausgelegten Einganggetriebe kann der elektrische Master natürlich nicht dasselbe Drehmoment an der Vorderachse generieren wie ein kurzer erster Gang an Dieselmotor und Kupplung.

Auf der Windschutzscheibe klebte ein Warnaufkleber für 15 % Steigung, wir finden gerade heraus, wie viel Ladung der Master wie steil hochzieht und aktualisieren den Artikel, sobald Renault geantwortet hat. [Update:] Renault bestätigt, dass ab 15 % Steigung die Gefahr besteht, nicht mehr "starten" zu können, gemeint wohl "anfahren". Das deckt sich mit den Fahreindrücken. [/Update] Für den Einsatzzweck ist Steigfähigkeit relevant: Die steilste Straße in Stuttgart hat 23 %, in meiner Straße hat es 17 %. Ein Paketlieferfahrzeug müsste das schon schaffen, wobei hier auch keine Streetscooter fahren. Den neuen, stärkeren Motor des Zoe erhält der Master nicht.

Kleine Box, großer Preis

Technisch gibt es am Master ZE selbst nichts Neues oder Bemerkenswertes. Interessant für Flottenbetreiber sieht allerdings ein Zubehörangebot aus: Ein kleines Kistchen liest über OBD Fahrzeugdaten aus, kombiniert diese mit der GPS-Position und sendet etwa alle zwei Minuten ein Update über GSM an Renaults Server. Von dort können Logistiklösungen dann darauf zugreifen. Zum Beispiel TomTom Telematics oder die Verizon-Logistiklösungen Telogis und Fleetmatics. Der Vorteil dieser Konfiguration: Renaults eigene Box liest mehr Daten aus als viele Standard-Lösungen. Vor allem die knappe Akku-Energie kann also gut überwacht werden für rechtzeitige Umplanungen. Das Produkt läuft unter "Renault Easy Connect for Fleets" und soll ab Mitte 2018 verfügbar sein.