Post aus Japan: Heiße Zeiten für Lithium-Ionen-Akkus

Hitachi und die Tohoku-Universität haben eine Batterie entwickelt, die sich weniger leicht entzündet. Die Li-Ion-Technik trotzt weiter ihren Rivalen.

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Von
  • Martin Kölling
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Unter Fans der Elektroautos macht sich eine neue Akkuhoffnung breit: Feststoffbatterien. Der japanische Autobauer Toyota verspricht mit dieser neuen Akkutechnik herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien ab Anfang der kommenden Dekade in Sachen Energiedichte zu deklassieren. Dazu etwas später etwas mehr.

Aber keine Sorge: Li-Ion-Akkus sind noch keineswegs auf dem Weg ins Aus. Dies zeigen immer neue Weiterentwicklungen. Die jüngste Neuerung vom Technikkonzern Hitachi und der Tohoku-Universität beispielsweise verspricht, eines der größten Akku-Probleme gelöst zu haben: die leichte Entzündbarkeit.

Die Partner stellten nun einen Prototypen vor, der sich erst bei 120 Grad Celsius entzündet. Damit liegt der Flammpunkt deutlich höher als bei bisherigen Produkten. Selbst wenn der neue Akku von einem Nagel durchbohrt wird oder leckt, passiert – nichts.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Damit soll das Produkt auch im Motorraum oder in heißen Gegenden eingesetzt werden können, also in Zonen, in denen Akkus bisher Schwierigkeiten hatten.

Wie interessant besonders die erste Anwendung ist, macht der Autohersteller Mazda deutlich. Er will schon bald die bisherigen Starterbatterien im Motorraum, die bisher Blei benutzen, durch kleinere, leichtere und robuste Lithium-Ionen-Akkus ersetzen. Bis 2020 wollen die Japaner diese Akkus mit dem Chemieunternehmen Ube Technologies und dem israelischen Startup Eliiy Power marktreif machen.

Der japanische Akku-Hersteller GS Yuasa wiederum versprach jüngst, Anoden für Lithium-Ionen-Batterien aus Silizium zu entwickeln. Deren Kapazität ist zehn Mal größer als die von bisher verwendeten Graphitanoden. Bis 2025 will der Hersteller nun die Schwäche dieser Technik lösen, die bisher andere Hersteller abgeschreckt hat: die rasche Verschlechterung der Anode.

Diese Innovationen klingen natürlich allesamt nach Zukunftsmusik. Doch es gibt auch einen wirtschaftlichen Faktor, der für die Zähigkeit von Lithium-Ionen-Akkus spricht: der Start der Massenproduktion und damit mögliche Preissenkungen.

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Gerade schicken sich chinesische Hersteller an, mit immer neuen und größeren Fabriken die bisherigen Marktführer aus Japan zu entthronen. Für dieses Jahr sagt der Marktforscher Techno Systems Research Panasonic mit einem globalen Marktanteil von 18 Prozent noch eine hauchdünne Marktführerschaft voraus. Aber Chinas Shootingstar CATL soll bereits auf 17 Prozent kommen und damit den bisher in China führenden Lokalrivalen BYD überholen.

Dieser massive Ausbau der Produktionskapazitäten könnte bei Akkus wiederholen, was Flüssigkristalldisplays (LCDs) den vermeintlich überlegenen Bildschirmen aus organischen Leuchtdioden (OLED) angetan haben. OLED-Displays wurden lange als der nächste große Hit für Fernseher gefeiert, werden aber bis heute nur in kleinen Dosen verkauft. Zu sehr stieg die Qualität der LCDs, zu stark sanken ihre Kosten.

Nichtsdestotrotz will die Japan AG beim Hoffnungsträger der Akkuindustrie, den Feststoffbatterien, nichts anbrennen lassen. Im März gründete die Regierung mitsamt den drei großen Autoherstellern Toyota, Nissan und Honda, Batterieherstellern wie Panasonic und GS Yuasa sowie Materialherstellern wie Kuraray und Toray sowie weiteren und Forschungsinstituten ein Konsortium, das die neue Technik möglichst schnell zur Marktreife entwickeln soll.

Libtec nennt sich die gemeinsame Einrichtung. Und ihr Ziel ist, bis 2025 Elektroautos mit einer Reichweite von 550 Kilometern zu wettbewerbsfähigen Preisen zu ermöglichen. Bis 2030 sollen die neuen Batterien 800 Kilometer Fahrt mit einer Ladung zum Standard machen. Doch das sind bisher nur schöne Pläne. Die Autowelt wird bis auf weiteres Lithium-Ionen-Akkus gehören.

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