Zweiversuch

Test: Audi A5 Sportback g-tron

Lang hat es gedauert, doch nun gab es den Audi A5 mit Erdgas. Gab? Ja, denn für 2018 ist er schon wieder ausverkauft. Wir konnten einen ergattern und testen: Wie fährt sich der Coupé-Anleger des A4 mit 170 PS im Alltag?

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Audi A5 CNG 23 Bilder
Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

Die rote Fließhecklimousine, die mit ihren cool gemeinten Verlaufsblinkern ihre Öffnung signalisiert, ist kein normaler Audi. Hinter dem Schriftzug „g-tron“ verbirgt sich eine interessante Alternative zu Benziner und Diesel. Ein Test soll zeigen, wie weit man im Alltag mit dem Erdgas-Audi kommt.

Auf den ersten Eindruck wirkt der Audi nüchtern und unspektakulär. Im Fahrersitz mit manueller Sitzverstellung hat man in Sekunden eine perfekte Position gefunden. Die bequemen, aufpreispflichtigen Sportsitze verdienen ein großes Lob. Der Test-Sportback war mit den serienmäßigen klassischen Runduhren ausgestattet, die einwandfrei abzulesen sind. Die LED-Balkengrafik für die beiden Tankanzeigen (Erdgas und Benzin) finde ich persönlich nicht so leicht erfassbar wie ein Zeigerinstrument. Statt der Wassertemperaturanzeige eine zweite Tankanzeige einzubauen, ist eine elegante Lösung. Die polychrome Bordcomputer-Anzeige im Kombiinstrument gibt keine Rätsel auf.

Nüchtern

Angenehm hoch im Blickfeld ist der zentrale Bildschirm montiert, der die mannigfaltigen Steuerungen der Infotainmenteinheit per Dreh-Drück-Steller, Touchpad, Menütasten und frei belegbaren Tasten visualisiert und bündelt. Das gesamte Ambiente mit Leder-Alcantara-Kombination und silbergrauen Leisten als Beplankung von Armaturenbrett und oberer Türverkleidung wirkt sachlich nüchtern, ja geradezu schmucklos. So wenig aufregend muss der deutsche Dienstwagen wohl sein.

Dienstfertige Technokratie

Man fühlt sich in seiner dienstfertigen Technokratie entspannt. Hier geht es noch um das Fahren und nicht darum, wie man Designpreise verdient oder Instagram lädt oder twittert. So etwas wie Noblesse stellt sich durch die ersklassige Verarbeitung der haptisch optimierten Materialien ein. Einen Ausrutscher leistet sich Audi auf der Rückseite der vorderen Kopfstützen. Dort ist der selbe billige Kunststoff verbaut wie im Passat. Soweit so gut, wir befinden uns also in einem ganz normalen Audi.

Kaum da, schon wieder weg

Der unscheinbare Schriftzug „g-tron“ auf dem Heckdeckel verrät uns, dass wir in einem Auto sitzen, an das wir gar nicht mehr glauben wollten. Seit der Giulia von Alfa Romeo hat uns die Vorstellung eines zig-fach angekündigten Fahrzeugs nicht mehr so überrascht. Der A4 Avant g-tron, die Kombivariante des A5 Sportback, wurde drei Jahre lang angekündigt und immer wieder verschoben. Hinter dem Zusatz „g-tron“ verbirgt sich der alternative Antrieb mit Erdgas bzw. CNG (compressed natural gas). Jetzt sind er und sein Coupéableger also endlich da? Nein, sie sind schon wieder weg. Wie ein Hinweis auf der Audi-Kundenseite mitteilt, ist das g-tron-Kontingent für 2018 schon wieder ausverkauft. Einen kleinen Widerspruch zu vollmundigen Bekundungen, den Erdgas-Anteil auf deutschen Straßen erhöhen zu wollen, könnte man da wohl entdecken. [Zusatz] Audi plant, die g-tron-Modelle ab dem dritten Quartal 2018 wieder auf den Markt zu bringen.[/Zusatz]

Nachhaltiges „e-gas“

Erdgas kann zu 80 Prozent klimaneutral gewonnen werden, wie Audi mit seiner „e-gas“-Offensive zeigt. In dem sogenannten „power to gas“-Verfahren kann durch hohen Stromeinsatz Erdgas aus Wasser, CO2 sowie Reststoffen wie Stroh und Grünschnitt gewonnen werden. Unter der von Audi garantierten Voraussetzung, dass ausschließlich Ökostrom verwendet wird, lässt sich so eine hervorragende Klimabilanz erzielen. Ziel ist, CO2 in der gleichen Menge zu verarbeiten, wie es in den Verbrennungsmotoren entsteht.

Einspeisung

Audi betreibt eine dieser Vorzeigeanlagen in Werlte in Niedersachsen und verweist auf mehrere Anlagen europaweit. Die g-tron-Kunden, die schon bestellt haben, erhalten drei Jahre lang e-gas ab der Zulassung des Fahrzeuges. Der Kunde tankt konventionelles Erdgas wo er will. Audi speist die gleiche Menge zu 80 Prozent klimaneutral gewonnenes e-gas in das Netz ein und verarbeitet dabei so viel CO2 wie beim Betrieb des g-tron-Audis entstanden ist. Zu Anfang wurde die getankte Menge Erdgas über eine Tankkarte ermittelt. Später geschah das für den Fahrer unmerklich durch Auswertung der Servicedaten und statistische Erhebungen. Der TÜV Süd überwacht und zertifiziert das Verfahren. Leider ist diese e-gas-Offensive jetzt sang- und klanglos ausgelaufen. [Zusatz] Audi plant nach eigenen Aussagen, A4 Avant und A5 Sportback g-tron ab drittem Quartal 2018 wieder anzubieten. Gleichzeitig soll eine Nachfolgeregelung der e-gas-Offensive vorgestellt werden. [/Zusatz]