Schweden-Express

Test: Volvo V90 T8 Twin Engine

Der Plug-in-Hybrid etabliert sich als Spitzenantrieb: Im Volvo V90 hat der T8 mit 288 kW (390 PS) viel Kraft, und die Laufkultur des Benzinmotors ist den Selbstzündern an der Basis überlegen. Damit ist der komfortable V90 die beste Wahl für lange Strecken und für alle, die einfach kein SUV wollen

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Volvo V90 T8 Twin Engine 14 Bilder

(Bild: Schwarzer)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Länge läuft. Mit 4,94 Meter ist der Volvo V90 T8 Twin Engine gemacht für die große Reise. Anders als die beliebten SUVs der schwedischen Marke ist er mit 1,48 Meter vergleichsweise flach. Das Raumangebot ist trotzdem äußerst großzügig – so, wie es in der Klasse der Kombis vom Format eines T-Modells der Mercedes E-Klasse sein soll. Der T8 ist zu Recht die Topversion der Baureihe V90: Der Plug-in-Hybrid ist mit einer Systemleistung von 288 kW (390 PS) und einem Drehmoment von 640 Nm sehr stark, und er beeindruckt mit seinem kultivierten Antriebsstrang. Nur preisgünstig ist er nicht. Mit einem Grundpreis von 76.100 Euro in der üppigen Inscription-Ausstattung richtet er sich an gutverdienende Freiberufler oder an Unternehmen, deren Car Policy eine Alternative zur deutschen Premiumkonkurrenz erlaubt.

Für diese Klientel ist es relevant und motivierend, dass der Bundestag eine Steuersenkung für Autos mit Ladestecker beschlossen hat: Die private Nutzung eines Firmenwagens kann künftig pauschal mit 0,5 statt 1 Prozent des Bruttolistenpreises pro Monat als geldwerter Vorteil versteuert werden. Die Vorlage ist zustimmungspflichtig; der Bundesrat muss also noch sein Plazet geben. Diese Regelung dürfte dem Verkauf von elektrifizierten Pkw weit mehr Auftrieb geben als die bis Mitte 2019 laufende E-Prämie, die je zur Hälfte von Staat und Herstellern finanziert wird.

Gut 40 km ohne Verbrennungsmotor

Bei vollgeladener Batterie mit Zellen von LG Chem – Volvo legt mit Blick auf Skandinavien nur ein Kabel mit Schukostecker bei – prognostiziert die Reichweitenanzeige 45 rein elektrische Kilometer. Mehr als 40 km waren im Praxisbetrieb unter den günstigen Wetterbedingungen Ende August jederzeit erreichbar. So ergab sich bei gut 10 kWh Batteriekapazität ein Stromverbrauch von rund 24 kWh/100 km. Ein guter Wert für einen Plug-in-Hybrid dieser Größe und einem Gewicht von 2,2 Tonnen. Angenehm: Die E-Maschine mit 65 kW (87 PS) treibt die Hinterachse an. Schaltrucke, wie sie bei den Parallelhybriden der Konkurrenz auch im Elektrobetrieb zu spüren sind, kennt der Volvo nicht. Er fährt so geschmeidig und ruckfrei wie ein reines Elektroauto.

Die elektrische Leistung reicht für 125 km/h. Wird diese Geschwindigkeit überschritten oder beim Beschleunigen viel Power gefordert, springt der Verbrennungsmotor an. Oder präziser: Er wird von einem 34 kW starken Startergenerator angeschleppt. Das geschieht so unmerklich wie in einem Toyota-Hybrid. Nur, dass die Geräuschdämmung des Volvos den Japanern weit überlegen ist. Selbst bei Vollgas bleibt der Vierzylinder-Ottomotor akustisch zurückhaltend. Nicht aber bei der Leistungsentfaltung.

Stürmisch

Der T8 stürmt bei Bedarf nach vorne. Die Werksangabe für den Sprint auf 100 km/h beträgt 5,3 Sekunden. Eine glaubwürdige Zahl, zumal die Kombination aus elektrisch angetriebener Hinterachse und dem mit Kompressor und Turbo doppelt aufgeladenen Verbrennungsmotor an der Vorderachse eine gute Traktion garantiert. Die immense Kraft spielt der Volvo besonders auf der Autobahn aus, wo weit über Richtgeschwindigkeit noch viel Schub abrufbar ist.

Eher komfortabel als sportlich

So dynamisch kann man fahren. Muss man aber nicht. Der T8 lädt eher zum schnellen Gleiten ein. Das liegt zum einen daran, dass der Autor dieses Beitrags zwar gerne zügig fährt, jedoch nicht den Anspruch hat, mit den Dienstwagentreibern über 200 km/h dauerhaft mitzuhalten. Zum anderen ist die Abstimmung des Fahrwerks ganz auf der komfortablen Seite. Das passt gut zum souveränen Charakter des Volvos. Der Abrollkomfort ist hoch, und vielleicht wäre er ohne die verzichtbaren 20-Zollfelgen (Aufpreis 1170 Euro) noch besser. Die wilde Kurvenhatz liegt dem Auto weniger, obwohl die Lenkung zielgenau ist. Dafür ist der Volvo einfach zu schwer und zu soft.