Wechselstube

Fahrt im Mercedes Vision Urbanetic in Las Vegas

Eine Testfahrt in Las Vegas mit dem Mercedes Vision Urbanetic gehört zum Beiprogramm der Elektronikmesse CES. Die Studie eines „People Mover“ ist ein 5,14 Meter langer und 2,33 Meter hoher Kleinbus, der führerlos bis zu zwölf Personen befördert. Wahlweise fährt er aber auch Waren aus

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Mercedes Vision Urbanetic 17 Bilder

(Bild: Mercedes)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Umgeben von den größten Hotels der Welt und ihren taghellen Leuchtreklamen ist Auffallen in der Spielermetropole Las Vegas nicht einfach. Doch jetzt lockt statt Filmaufnahmen für den neuesten Ocean’s-Streifen oder Hangover IV eine Testfahrt mit der Studie Mercedes Vision Urbanetic das Partypublikum auf dem Gehsteig. Sie gehört zum Beiprogramm der Elektronikmesse CES (8. – 11. Januar 2019).

Vorgestellt hatte Daimler die autonom fahrende Studie mit Wechselaufbau für Güter- oder Personentransport auf der Nutzfahrzeug-IAA im Herbst vergangenen Jahres. In seiner Version als „People Mover“ ist es ein 5,14 Meter langer und 2,33 Meter hoher Kleinbus, in dem fahrerlos bis zu zwölf Personen befördert werden. „Die erste Idee zu dem Fahrzeug hatten wir bereits im Sommer 2017“, sagt Projektleiter Thomas Moser, „und dann hat es noch rund vier Monate gedauert, die Studie zu bauen.“ Gerade hat das silber-schwarze Ei auf Rädern vor dem Planet Hollywood auf Höhe der Hausnummer 3700 in einer kleinen Parkbucht Halt gemacht.

Hoch auf dem roten Sofa

Anhalten, Tür öffnen, Einsteigen, Tür zu und weiter geht es Richtung Norden. Rund um die illuminierte Dachluke informiert in dem Fahrzeug ein LED-Band über die Sehenswürdigkeiten der direkten Umgebung. Bellagio, Aria, Paris und Treasure Island – wir sind schließlich in Las Vegas unterwegs. Ein Dutzend Personen hätten in dem People Mover an sich Platz – doch jetzt rollt das Ei mit gerade einmal zwei Personen nahezu lautlos den Strip hinauf. Man sitzt bequem auf dem roten Pseudo-Sofa und genießt den Ausblick durch die Glasstreifen. Fenster wären allerdings angenehmer. Langsam setzt sich das Elektrogefährt in Bewegung.

Ob und wann der Urbanetic in Serie geht, daran wird derzeit gewerkelt. Sein Wechselkonzept mit einer variablen Kabine macht das ganze Projekt teuer. „Daher ist das aktuell nicht gesetzt“, erläutert Thomas Moser. Mit seiner Konzeptstudie will Mercedes zeigen, wie Waren, Güter und Personen vollautonom und ohne Fahrer in Städten transportiert werden könnten.

Basis für die zukünftigen Transporte ist dabei ein überdimensionales sogenanntes „Skateboard“, das sich durch wenige Handgriffe mit einem Cargo- oder einem Personenmodul bestücken lässt und auf einem Mercedes eVito basiert. Das Skateboard selbst trägt dabei in seinem Flachboden nicht nur das Batteriepaket, sondern auch den Antrieb, Achsen und Lenkung sowie die gesamte Technik, die für den sicheren Transport benötigt wird. Gesteuert wird das Modul dabei aus einer Zentrale, während eine Vielzahl von Sensoren und Kameras dafür sorgt, dass der Mercedes Vision Urbanetic im harten Verkehrsalltag nirgendwo aneckt.

Völlig neues Mobilitätskonzept

„Beim Vision Urbanetic handelt es sich um ein völlig neues Mobilitätskonzept, das konsequent auf die tatsächlichen Bedarfe sowie auf Effizienz und Nachhaltigkeit ausgelegt ist", erklärt Gerd Reichenbach, Leitung Strategie bei Mercedes Vans. „Frühmorgens und am späteren Nachmittag im Berufsverkehr kann die Flotte verstärkt mit dem People Mover bestückt werden. In anderen Zeiten könnte das System mit einem Cargomodul für den Warentransport genutzt werden. Aufgrund des nahezu lautlosen Elektroantriebs eröffnet das System zusätzliche Optionen für die Spät- oder Nachtlieferung.“