Am Wendepunkt

Wirtschaftsforscherin: an E-Mobilität führt kein Weg vorbei

Für Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) führt an der E-Mobilität kein Weg vorbei. „Wir sehen die Potenziale als die wichtigste Größe bei der Klima- und Energiewende”, erklärte die Wissenschaftlerin auf der „Hauptstadtkonferenz Elektromobilität” in Berlin

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(Bild: guteksk7 / shutterstock.com)

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Von
  • Stefan Krempl
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Für Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) führt an einer intelligenten Verkehrswende mit Elektrofahrzeugen im Zentrum kein Weg vorbei. „Wir sehen die Potenziale der Elektromobilität als die wichtigste Größe bei der Klima- und Energiewende”, erklärte die Wissenschaftlerin am Donnerstag (14. März 2019) auf der „Hauptstadtkonferenz Elektromobilität” in Berlin. Die Antriebstechnik habe einfach den „größten Wirkungsgrad”.

Dem Mitglied im Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen leuchtet daher nicht ein, warum Deutschland nicht in der Lage sein sollte, die Verkehrswende „ingenieurs- und innovationsgetrieben” zu stemmen. Sie weiß aber auch, dass der längst erforderliche Wandel für einige etablierte Akteure „sehr schmerzhaft und schwierig” ist und daher „komplett behindert wird”. Es gebe hierzulande schließlich nach wie vor eine „große Marktmacht der Automobilkonzerne”, denen der Abschied vom Verbrennungsmotor trotz großer Ankündigungen von E-Autos schwerfalle. Die Revolution werde eher „von Startups und jungen Unternehmen vorangetrieben”.

„Jegliche vernünftige Diskussion wird abgewürgt”

Längst wiederlegte Mythen, dass es mit den Rohstoffen für Batterien und dem Lithium-Abbau Probleme gebe oder E-Antriebe sogar umweltschädlich sein könnten, „landen sofort in der Presse”, wunderte sich Kemfert. „Jegliche vernünftige Diskussion” beispielsweise über die vom Umweltrat geforderte E-Auto-Quote, Tempolimit und eine Reduzierung umweltschädlicher Subventionen etwa von Dieselkraftstoff oder Kerosin werde „abgewürgt”, der wissenschaftliche Kenntnisstand in den oberflächlichen Mediendebatten nicht widergespiegelt. Dazu komme, dass „wir in der Verkehrspolitik nahezu einen Totalausfall in den letzten zwei Jahrzehnten hatten”.

„Wir haben einfach keine Zeit mehr”, mahnte die Wissenschaftlerin zur Aufholjagd angesichts der Notwendigkeit, die Erdtemperatur zu begrenzen und die vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen. Der Verkehrssektor stelle hier ein großes Problem dar, „weil die Emissionen nach oben gehen”. Daher könne es nicht so weitergehen wie bisher mit der Strategie, nur „ein bisschen Wasser in den Wein” zu tröpfeln.

Unnötigen Verkehr vermindern

„Die Städte sind voller Stehzeuge, die Parkraum brauchen”, beklagte die Expertin. Es gelte, unnötigen Verkehr zu vermindern und mithilfe der Digitalisierung Angebote „zu bündeln, zu optimieren, zu verlagern”. Die Technik könne auch helfen, Schwankungen bei den im Zentrum stehenden erneuerbaren Energien auszugleichen und Speichermöglichkeiten intelligent zu koppeln. Energieeffizienz bei Autos spiele eine untergeordnete Rolle, bringe vor allem nichts, „wenn die Fahrzeuge immer größer und schwerer werden”.