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Fahrbericht: Audi A1 40 TFSI

Kleines Auto plus überreichlich Leistung: Geht die Rechnung für viel Fahrspaß im aktuell stärksten Audi A1 auf? Wenn das Beuteschema entsprechend definiert wird, ja. Allerdings übertreibt es Audi in manchen Bereichen etwas

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Audi A1 40 TFSI 17 Bilder

(Bild: Hansen)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Sven Hansen
Inhaltsverzeichnis

Autos mit einer Außenfarbe, die deutlich neben dem sonst üblichen Raster der „50 Shades of Greige“ liegen, sind mir schon an sich sympathisch. So fällt es mir auch nicht besonders schwer, den kleinen Audi A1 in „Pythongelb“ spontan ins Herz zu schließen, als er auf den Hof rollt. Klare Kanten, sportliches Äußeres, ohne besonders bullig zu wirken. Es ist immer wieder verblüffend, was die Designer auf Basis ein und derselben Fahrzeugplattform für unterschiedliche Produkte schnitzen können – an einen VW Polo (Test) auf gleicher Plattform erinnert der Audi nicht.

Aufgelockerte Kante

Der Innenraum wirkt hochwertig verarbeitet, nur in den Kunststoffoberflächen schimmert an der ein oder anderen Stelle doch wieder ein wenig die Klasse durch: Hartes, schwarzes Plastik in Kunstlederoptik über dem Tacho und Bereichen der Türinnenverkleidung wirken nicht besonders nobel, was in diesem Segment verzeihlich erscheint. Ansonsten herrscht auch hier ein kantiges Design vor, Akzente in Wagenfarbe werten das Cockpit ein bisschen auf. Das Zusammenspiel von Instrumenten- und Infotainment-Display ist wohl orchestriert. Im Navi-Modus findet man mit der 2D-Übersichtskarte in der Mittelkonsole und Detailinformationen im Tacho bestens zurecht. Android Auto und Apple CarPlay werden unterstützt. Falls Sie das Thema interessiert, finden Sie auf heise online aktuell einen Test zu den Infotainmentsystemen von Audi, BMW und Mercedes.

Die kleine Ausbaustufe des Displays als Kombiinstrument ist im 40 TFSI serienmäßig, die große kostet 150 Euro Aufpreis. Erst mit der teuren Variante lässt sich das Display weitreichend konfigurieren. Für das komplette Infotainmentpaket (Test) langt Audi beherzt in die Taschen der Käufer. Ein Navi steht mit knapp 1500 Euro in der Preisliste, allerdings kommen noch ein paar Zutaten zwangsweise hinzu, sodass der Preis auf fast 1900 Euro steigt. Digitalradio in Form von DAB+ kostet noch einmal 300 Euro, ein Soundsystem mindestens 255, das wohlklingende von Bang & Olufsen 750 Euro. Der Audi A1 wird auch durch solche Dinge zu einem der teuersten Kleinwagen, die man aktuell kaufen kann. Der gut, aber nicht komplett ausgestattete Testwagen kam auf einen Listenpreis von knapp 40.000 Euro. Um das einmal ins Verhältnis zu setzen: Für diese Summe bekommt man bei Volkswagen auch einen Skoda Octavia RS Combi oder einen Seat Leon Cupra.

Kräftig

Der Schriftzug „40 TFSI“ am Heck des Audi A1 Sportback klingt verheißungsvoll. Dahinter verbirgt sich natürlich kein ausladender Vierliter-Motor, sondern ein Reihen-Vierzylinder mit einem Hubraum von 1984 cm3. Mit einer last- und drehzahlabhängigen Hubumstellung für die Einlassventile, abwechselnder Nutzung von direkter und indirekter Einspritzung erweitert Audi die Drehzahlbereiche für Kraftabgabe und Wirtschaftlichkeit. Die Ventilsteuerung ist sogar in der Lage, den Motor zeitweise im sogenannten Miller-Zyklus arbeiten zu lassen, in dem das Einlassventil schließt, bevor der Kolben den unteren Totpunkt erreicht. Damit kann mehr Expansionsenergie genutzt werden, der Motor arbeitet sparsamer. Mithilfe seines Turboladers bringt es der A1 Sportback auf 147 kW (200 PS) und ein maximales Drehmoment von 320 Nm. Klingt vielversprechend für einen Kleinwagen, trotz eines Leergewichts von immerhin 1335 kg.

Im Fahralltag fühlte sich der A1 dann aber nicht so spritzig an, wie es die Zahlen versprechen. Das lag zum Teil daran, dass die Audi die Fahrmodi Komfort und Sport nicht perfekt abgestimmt hat: Im Komfortmodus muss man schon sehr die Ohren spitzen, um den (eigentlich recht kernigen) Motorsound überhaupt wahrzunehmen. Mit direkter, präziser Lenkung und komfortabel eingestelltem Fahrwerk fühlte sich der A1 eher unauffällig an.

Macht Krach

Anders im Sportmodus, wo der Kleine akustisch alle Register zieht und es damit ein wenig übertreibt: Zwar sorgen die direktere Lenkung und die straffere Fahrwerkseinstellung für großen Fahrspaß, der A1 macht aber auch überreichlich Sportwagen-Radau. So dreht die Automatik jeden Gang mindestens bis 3500 Umdrehungen und schaltet beim Ausrollen auch entsprechend früh wieder einen Gang zurück – inklusive Zwischengas und „sattem Wrumm“. Wer so auf eine Ampel zurollt, ist gefühlt schon einen halben Kilometer vorher zu hören. Das lässt mich die erste Viertelstunde grinsen – zugegeben, bei längeren Fahrten beginnt die Geräuschkulisse im sonst akustisch recht gut gedämmten Innenraum aber doch eher zu nerven.