Weniger ist mehr

Klassiker: 30 Jahre Mazda MX-5

Der Mazda MX-5 belebte vor 30 Jahren das Roadster-Segment neu. Eine Probefahrt mit einem MX-5 der ersten Generation zeigt, wie sehr der Erfolg der aktuellen nach wie vor auf dem Konzept des Ursprungsmodells „mehr Fahrfreude durch weniger Auto” aufbaut

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30 Jahre Mazda MX-5 17 Bilder
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  • Wolfgang Gomoll; press-inform

Der Mazda MX-5 belebte vor 30 Jahren das Roadster-Segment neu und hat nichts von seiner Faszination verloren. Eine Probefahrt mit einem Modell der ersten Serie zeigt vor allem, wie sehr der Erfolg der aktuellen Generation nach wie vor auf dem Konzept des Ursprungsmodells „mehr Fahrfreude durch weniger Auto” aufbaut.

Im Frühjahr des Jahres 1986 brannte im fünften Stock über der Mazda Designwerkstatt spät abends fast immer noch Licht. Der verschworene Zirkel, der sich unter der Leitung des Ingenieurs Toshihiko Hirai traf, arbeitete mit großem Eifer am Projekt eines zweisitzigen Roadsters, obwohl die Idee damals für viele Autoexperten absurd schien.

Die angebliche Spinnerei von ein paar Autonarren ...

Selbst beim japanischen Hersteller gab es viele Stimmen, die ein solches Konzept als „Totgeburt“, Spinnerei detailverliebter Autonarren betrachteten und die Verschwendung wichtiger Ressourcen anprangerten. Nicht ohne Grund: Roadster galten zu jener Zeit als aussterbende Gattung, als ein Relikt aus den 1950er und 60er Jahren. Lediglich eine Handvoll Automobilhersteller leisteten sich den Luxus, ein solches Auto anzubieten. Der Lotus Elan war so etwas wie die Blaupause für die japanischen Tüftler. Die japanische Version dem Vorbild bei der Agilität zumindest ebenbürtig sein.

Hirai forderte vollen Einsatz. Die Idee eines wieselflinken Roadsters war so anziehend, dass Ingenieure nach ihrer eigentlichen Arbeit sich der Gruppe in ihrer Freizeit anschlossen, nur um Teil des spannenden Projekts zu sein. Manche übernachteten sogar in den Räumen, die bald den vielsagenden Spitznamen „Hotel Riverside“ bekamen.

Gut ein Jahr später – im September 1987 – war der erste Meilenstein erreicht, als das endgültige Design festgelegt wurde. Das Auto, das ein dahinsiechendes Segment wieder zum Leben erwecken sollte, war ein leichter Zweisitzer mit Stoffverdeck, Motor vorn und Antrieb hinten. Zwei Jahre später war es soweit, auf der Chicago Motorshow wurde der Mazda MX-5, der in den USA „Miata“ hieß , vorgestellt. Schließlich hatte der ehemalige amerikanische Journalist Rob Hall die Idee zu einem leichten Sportwagen (Light-Weight-Sportscar) und in den USA erhofften sich die Mazda-Marketingstrategen eine gute Resonanz auf das neue Auto.

... wurde zum durchschlagenden Erfolg

Der MX-5 schlug ein, der Mazda-Messestand wurde förmlich belagert und die Anwesenden immer wieder mit der gleichen Frage gelöchert: „Wann und wo kann ich dieses Auto kaufen?“ Die Begeisterung kannte auch in Japan keine Grenzen. An den 46 Orten, an denen man im Juli den MX-5 vorbestellen konnte, kam es teilweise zu tumultartigen Szenen.

Wir dürfen einen MX-5 der ersten Serie fahren, das Sondermodell „Limited Edition“ in British Racing Green lackiert. Chic, mit beigem Interieur. Trotz seines für Autos fast schon biblischen Alters von fast dreißig Jahren macht der Flitzer noch heute jede Menge Spaß. Mit 85 kW / 115 PS und einem Gewicht von weniger als einer Tonne ist der MX-5 alles andere als untermotorisiert. Der 1,6-Liter-Vierzylinder ist allerdings eine echte Drehorgel. Unter 4000 Umdrehungen geht fast gar nichts, immerhin wirbelt die Kurbelwelle locker bis 6500/min. Zum Glück ist die Schaltung mit dem kurzen Ganghebel präzis und so macht der ganze Antrieb Spaß.

Erfolgsformel: Klein, leicht, aber Standardantrieb

Was den Roadster heute noch auszeichnet: Die Lenkung ist direkt, aber nicht zu straff und der Zweisitzer dank seiner kompakten Abmessungen und des geringen Gewichts unglaublich agil. Auf der Landstraße bekommt der Fahrer alles ganz unmittelbar mit und sitzt nicht abgekoppelt von den Elementen in seinem Blechhaus. Ein wichtiger Punkt bei der Konzeption des Mazda MX-5 der auch 30 Jahre später im aktuellen Modell noch ein direkter Parameter für Fahrfreude ist. Nur die Klappscheinwerfer gibt es heute leider nicht mehr.

Das Auto begeisterte auch die Massen und übertraf die Erwartungen der Mazda-Manager bei Weitem. Von der ersten Generation wurden zwischen 1989 und 1997 rund 450.000 Exemplare verkauft. Das veranlasste Hersteller, wie BMW (mit dem Z3), Mercedes (SLK) und Fiat mit der Barchetta kleine wendige Roadster auf den Markt zu bringen. Der Mazda MX-5 blieb aber immer eine Konstante, das können inzwischen mehr als eine Million MX-5-Fahrer und unser Mazda MX-5 Test bestätigen.

(fpi)