Batterie- statt Brennstoffzellen-Busse für Hamburg

Mit Windenergie Wasserstoff produzieren und dann damit Busse fahren lassen – das ist die Vision des Bundesverkehrsministeriums. Doch die Hamburger Hochbahn fährt bei der Umstellung auf emissionsfreie Busse heute noch einen anderen Kurs

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Elektrobus
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  • dpa

Die Hamburger Hochbahn setzt auf E-Busse, weil sie die Wasserstofftechnologie für noch nicht einsatzreif hält.

(Bild: Hochbahn)

Die Hamburger Hochbahn setzt bei der Umstellung auf lokal emissionsfreie Busse fast ausschließlich auf Batteriefahrzeuge – und handelt damit entgegen einem Appell des Bundesverkehrsministeriums. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann (CDU), schlug vor wenigen Tagen in Cuxhaven vor, dass Kommunen keine Diesel- oder Elektrobusse mehr kaufen sollten, sondern Wasserstoffbusse. Auf diese Weise könnte die Nachfrage für Wasserstoff aus Windenergie in Schwung gebracht werden. „Es nützt ja nicht zu produzieren, wenn die Nachfrage nicht da ist“, sagte Ferlemann bei einem Treffen, an dem auch der Hamburger Verkehrssenator Michael Westhagemann (parteilos) teilnahm.

Am Freitag, vier Tage später, teilte die Hochbahn mit, sie habe eine Rahmenvereinbarung für bis zu 530 Elektrobusse bis zum Jahr 2025 europaweit ausgeschrieben. In den Jahren 2021 und 2022 will das Nahverkehrsunternehmen deutlich mehr als 100 Elektrobusse anschaffen. Die Hochbahn will von Anfang kommenden Jahres an nur noch lokal emissionsfrei fahrende Fahrzeuge kaufen und so die gesamte Flotte von rund 1000 Bussen bis 2030 umstellen. Bis Ende des Jahres sollen 30 E-Busse in Hamburg fahren, im nächsten Jahr 30 weitere.

Vier Brennstoffzellen-Hybridbusse, die ausschließlich mit Wasserstoff betrieben wurden, hat die Hochbahn im vergangenen Jahr verkauft. Die Testfahrzeuge hatten nach Senatsangaben jeweils 1,8 Millionen Euro gekostet, wovon der Bund die Hälfte übernahm. Jetzt hat das Unternehmen noch zwei elektrische Gelenkbusse mit einer Brennstoffzelle zur Reichweitensteigerung („Range-Extender“) im Probebetrieb. Weitere Fahrzeuge dieser Art sollen getestet werden.

Die Brennstoffzellentechnologie bleibe eine wichtige Option, sagte Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum. Alltagstauglich seien die Wasserstoffbusse aber noch nicht. Betankt werden die beiden verbliebenen Testbusse mit sogenanntem blauen Wasserstoff, der als Beiprodukt in der Industrie entsteht.

„Die Wasserstofftechnologie ist an der Schwelle zur Markteinführung, aber sie fährt auf der Schwelle hin und her“, erklärte Detlef Schulz, Experte für elektrische Energiesysteme an der Helmut-Schmidt-Universität. Die von der Hochbahn verkauften Wasserstoffbusse hätten wochenlang im Depot gestanden, weil kleine Ersatzteile nicht verfügbar gewesen seien. Für eine bestimmte Netzteilkomponente habe es nur einen Hersteller gegeben. Die Batteriebusse seien dagegen sehr zuverlässig.

Langfristig werde auch die Hochbahn nicht auf die Wasserstofftechnologie verzichten können, glaubt der Professor, der die Umstellung bei der Hochbahn wissenschaftlich begleitet. Die nötige Reichweite und Flexibilität sei mit Batteriebussen allein nicht zu schaffen. Bei einem Störfall in einem E-Bus-Betriebshof hätte die Hochbahn sonst ein Riesenproblem. „Es muss irgendwann eine gute Mischung geben“, sagte Schulz.

(fpi)