Flaschen-Botschaften

Mazda MX-30: Erstes E-Auto der Marke

Mazda stellt mit dem MX-30 auf der Tokyo Motor Show (bis 4. November 2019) sein erstes batterieelektrisches Auto vor. Mit einer 355-Volt-Lithium-Batterie von 35,5 kWh Fassungsvermögen soll es eine Reichweite von 200 km im WLTP erreichen

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Mazda MX-30 23 Bilder

(Bild: Mazda)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Florian Pillau

Mazda stellt mit dem MX-30 auf der Tokyo Motor Show (24. Oktober bis 4. November 2019) sein erstes batterieelektrisches Auto vor. Mit einer 355-Volt-Lithium-Batterie von 35,5 kWh Fassungsvermögen soll es eine Reichweite von 200 km im WLTP erreichen. Mazda bezeichnet die Karosserieform selbst als SUV – und vielleicht sollte man noch anfügen: mit coupéförmiger Dachrundung. Beides einzeln und auch in Kombination ist seit Jahren ein Erfolgsrezept am Markt.

Mazda erklärt in seiner Pressemitteilung, dass „sich der Mazda MX-30 als eines der wenigen Elektroautos wie ein konventionell angetriebenes Fahrzeug fährt“. Wäre es wirklich so, würde Mazda damit einen großen Rückschritt verkünden. Elektroautos werden ja gerade dafür geschätzt, dass ihre Antriebsart allen konventionellen schon durch ihr Prinzip fast uneinholbar überlegen ist.

Keine reine Propaganda

Man darf fest davon ausgehen, dass die Verantwortlichen mit dieser Einlassung lediglich versucht haben, mögliche Skeptiker fürs Elektroauto zu gewinnen. Denn Mazda wäre nicht Mazda, wenn man dort nicht versuchen würde, Komfort und Rückmeldung miteinander in nahtlosen Einklang zu bringen. Davon, dass das keine reine Propaganda ist, überzeugten uns schon bisher Testfahrten mit verschiedenen Mazda-Modellen.

Die ersten Bilder zeigen einen für ein eigens konstruiertes Elektroauto ungewöhnlich langen vorderen Überhang. Als Länge gibt Mazda 4395 mm an, der Radstand beträgt aber nur 2655 mm. Bei einem E-Auto dieser Länge würde man einen mindestens rund 100 mm längeren Radstand erwarten. Dieser großzügige Umgang mit Verkehrsfläche (oder Innenraum, je nach Betrachtungsstandpunkt) legt den Verdacht nah, dass das Batterieauto eine existierende Karosserie mitnutzt, die für einen konventionellen Antrieb entwickelt worden war. Die optischen Parallelen zu den anderen Mazda-Modellen sind offensichtlich, erst hinter der B-Säule ändert sich dieser Eindruck, von dort an verliert die Dachkante Richtung Heck zügig an Höhe, die hinteren Türen sind kurz und schwingen nach vorn auf. Breite und Höhe des Mazda MX-30 betragen 1795 und 1570 mm.

Konventionelle Basis

Die Rohbaukarosserie ist eine konventionelle Stahlblechkonstruktion, exotische Leichtbaumaterialien werden offenbar nicht eingesetzt. Der unterflur angeordnete Batteriekasten soll zusätzliche Steifigkeit bringen. Leistungselektronik und Motor sind vorn eingebaut (ein weiteres Indiz für die Verwendung eines Verbrenner-Grundlayouts), die Lithium-Batterie mit ihrer aktiven Wasserkühlung unten, das Ladegerät hinten. Immerhin einen Wert gibt Mazda für den Gepäckraum schon preis: Auf einer Länge von 1150 mm sollen vier Koffer Platz finden.

Mit dem MX-30 führt Mazda eine Elektrofahrzeug-Technologie „e-Skyactiv“ ein. Mit ihr „G-Vectoring Control Plus (e-GVC Plus)“ genanntes Torque Vectoring. Da denkt man gleich an Allradantrieb mit zwei Motoren, doch bedeutet es im Falle des MX-30 lediglich, den Motor beim Einlenken das Drehmoment reduzieren zu lassen, um die Seitenführung der gelenkten Räder zu verbessern. Also offenbar ganz so, wie man es bereits aus den aktuellen, konventionell angetriebenen Mazda-Modellen kennt.

Flaschen-Botschaften

Exotische Materialien bringt Mazda lediglich in den Innenraum und hier vor allem als Statement: Die Türpappenbezüge bestehen aus Flaschen-PET-Rezyklat, der Korkbelag an der Mittelkonsole ist wiederverwertet aus Weinflaschen-Verschlüssen. Er soll nicht nur an den Umweltgeist des Benutzers appellieren, sondern auch Bezug auf die Toyo Cork Kogyo Co. Ltd. Von 1920, aus der Mazda hervorging, nehmen. Wie hübsch.

Schon wieder nichts mehr mit einem Umweltgedanken zu tun hat dann der Sieben-Zoll-Monitor am Ende der Mittelkonsole. Er dient den Menschen, die heute offenbar lieber wischen als drehen oder drücken als Eingabefeld für die Heizungs- und Klimabedienung.

Die Ladestandards heißen CHAdeMO oder COMBO, bis zu 6,6 kW Wechselstromladung sind möglich. Weitere Daten zur Elektrik des Mazda MX-30 sind ebenso wenig im Umlauf wie Gewicht oder Zuladung. Immerhin erfahren wir schon, dass das Batterie-SUV mit Abbiege-, Spurhalte- und Totwinkelassistenten ausgestattet werden soll.

Der MX-30 wird „voraussichtlich“ zu Preisen ab 33.990 Euro erhältlich sein. Gleich nach seiner Weltpremiere auf der Tokyo Motor Show soll Mazdas erstes Batterieauto gegen eine Gebühr von 1000 Euro reservierbar sein, die bei Abschluss eines Kaufvertrages erstattet wird. Die Auslieferung in Deutschland und Europa soll im zweiten Halbjahr 2020 beginnen. Die Konkurrenz könnte hart werden, Volkswagens ID.3 beispielsweise bietet ab Sommer 2020 ab knapp 30.000 Euro 45 kWh, gut für eine Normreichweite von 330 km. (fpi)