Verbrenner im Rennen halten

Wie lässt sich die elektrische Nutzung von Plug-In-Hybriden verbessern? Die „Nationale Plattform Zukunft der Mobilität“ hat ein paar Vorschläge gemacht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Ich halte Plug-in-Hybride (PHEV) ja, wie ich hier schon mal dargelegt habe, nicht unbedingt für Teufelszeug. Klar, sie schleppen immer mindestens einen Motor zu viel mit sich herum. Aber als Einstiegsdroge in die E-Mobilität kann man sie durchgehen lassen, finde ich.

Wenn sie denn wenigstens elektrisch gefahren werden. Das ist ziemlich selten der Fall, wie die „Nationale Plattform Zukunft der Mobilität“ (NPM) nun vorrechnet: „Der mittlere reale elektrische Fahranteil von PHEV in Deutschland liegt bei 43 % bei Privatfahrzeugen und bei 18 % für Dienstwagen.“ Und da rund 58 Prozent der PHEVs in Deutschland gewerblich gehalten werden, ist die Gesamtbilanz entsprechend mau.
Eine zentrale Ursache dafür: Der Gesetzgeber macht PHEV durch eine steuerliche Bevorzugung als Dienstwagen so attraktiv, dass man dieses Angebot einfach nicht ablehnen kann. Und so landen die Dinger dann in der Hand von Leuten, die entweder so viel fahren, dass der E-Anteil kaum ins Gewicht fällt, oder zu gehetzt sind, um regelmäßig zu laden, oder zu gleichgültig, weil sie den Sprit eh nicht selbst zahlen müssen.

So weit, so bekannt. Ebenfalls bekannt ist, dass die Berechnung des CO2-Ausstoßes zum Teil absurd daneben liegt. Darüber hatten wir schon 2011 berichtet. Schön, dass sich das allmählich rumspricht.

Interessant ist nun allerdings, wie die NPM Abhilfe schaffen will. Unter anderem fordert sie: „Der gesamte Antriebsstrang inklusive Verbrenner sollte kontinuierlich hin zu einem möglichst energieeffizienten Betrieb optimiert werden. (Verantwortlich: Fahrzeughersteller)“.

Wie süß. Die NPM, in der auch Autohersteller sitzen, fordert die Autohersteller auf, effizientere Autos zu bauen. Effizienter, wohlgemerkt, nicht sparsamer. Ersteres bedeutet die ständige inkrementelle Verbesserung der Maschinen – etwas, was die Autobauer ohnehin gut können und schon tun. Letzteres würde bedeuten, von diesen Monster-SUVs Abstand zu nehmen. Und genau das tun zumindest die klassischen Dienstwagen-Hersteller eben nicht. Dazu schweigt die NPM.

Genauso naiv ist es zu glauben, mit etwas gutem Zureden würden die PHEV-Fahrer die Steckdosen stürmen. Dazu sollen Nudging-Instrumente wie „Fahrstilanalyse“, „Bereitstellung von Informationen“ oder ein „Prämien für die Erreichung bestimmter elektrischer Fahrleistungen“ dienen. Dabei ist es ja wohl nicht so, dass den meisten Fahrern der Zusammenhang zwischen Luftqualität und abgeschalteten Verbrenner völlig neu wäre. Er ist ihnen nur egal.

Schon etwas heftiger ist der Vorschlag, die Nutzungsdaten für die „Fuhrpark- und Flottenmanager/innen“ frei zu geben. „Beispielsweise kann auf Basis der Daten durch Mitarbeitergespräche die Nutzung optimiert werden“, schreibt die NPM ernsthaft, sieht aber auch ein: „Die transparente Auswertung der Nutzungsdaten erfordert vielfach eine Kooperation mit der Arbeitnehmerseite. (Verantwortlich: Unternehmen, Betriebsräte).“ Na, dann viel Vergnügen bei den Verhandlungen.

Dass die gesamte Regulierung rund um das Thema PHEV von Anfang an ziemlich vermurkst war, liegt ja nicht an einem Informationsdefizit in der Politik. Der Plug-In-Hybride wurden gefördert, nicht obwohl, sondern weil sie den Verbrenner im Rennen hielten. Das spiegelt sich auch im NPM-Dokument wider: Nicht einmal bei der Reform der Dienstwagen-Privilegien konnte sich die Beteiligten auf ein einheitliches Votum einigen. Dagegen wirkt die Kohlekommission fast wie ein Hort der Eintracht.

(grh)