Plug-in-Hybride: Verkehrsclubs wittern erneuten Emissionsskandal

Autohersteller geben zu niedrige CO2-Emissionswerte für ihre PHEV an, meint der Dachverband T&E. Das berge einen "neuen Dieselskandal".

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(Bild: Audi)

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Plug-in-Hybride (PHEV) belasten das Klima weitaus stärker als von den Autoherstellern behauptet. Das meint der Dachverband der umweltschützenden Verkehrsverbände Transport & Environment (T&E). "Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge werden nicht für einen sauberen Betrieb im Straßenverkehr, sondern zur Ausschöpfung der staatlichen Förderung und Erreichung der europäischen Flottengrenzwerte gebaut", erläutert Stef Cornelis, Direktor Deutschland bei T&E. "Derzeit verschwendet Deutschland mehr als 500 Millionen Euro an Subventionen für fake E-Fahrzeuge. Kein anderes Land in Europa gibt mehr Steuergelder für die Subventionierung von PHEVs aus.”

Das auf Emissionsmessungen im Alltagsbetrieb spezialisierte britische Unternehmen Emissions Analytics hatte im Auftrag von T&E die drei aktuellen PHEV-Modelle BMW X5, Volvo XC60 und Mitsubishi Outlander mit mitführbaren Messgeräten untersucht. Diese haben demnach 28 bis 89 Prozent mehr CO2 im Vergleich zu den offiziellen Angaben der Autohersteller emittiert.

Emissions Analytics hat die Autos nach T&E-Angaben mit einer vollgeladenen Batterie unter optimalen Bedingungen getestet. Bei einer leeren Batterie sollen sie drei- bis achtmal mehr CO2 ausgestoßen haben als offiziell angegeben. Im Charge-Modus, bei dem der Akku währen der Fahrt aufgeladen wird, habe der CO2-Ausstoß der PHEVs um das Drei- bis Zwölffache über dem offiziellen Wert gelegen. Der Charge-Modus werde von PHEV-Fahrern oft aktiviert, um vor Erreichen einer Umweltzone den Akku aufzuladen.

T&E kommentiert, staatliche Anreize zum Kauf von PHEV bärgen die Gefahr eines neuen Dieselskandals. Sobald die Batterie leer ist, reichten 11 bis 23 km im Verbrennerbetrieb, bis die Plug-In-Hybride ihre offiziellen Emissionswerte pro km überschreiten, schätzt T&E. Dies widerspreche den Behauptungen der Autohersteller, dass die aktuellen PHEVs für lange Fahrten geeignet seien.

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Die Umweltverträglichkeit von Plug-in-Hybriden und die staatliche Kaufprämie für sie sind seit ein paar Wochen stärker in die Diskussion geraten. PHEV-Fahrern wird in dem Zusammenhang unterstellt, den Elektromodus ihrer Fahrzeuge zu wenig zu nutzen. Die Regierungsberater von der "Nationalen Plattform zur Zukunft der Mobilität" (NPM) haben daher eine Staffelung der Prämie nach tatsächlich elektrisch gefahrenen Kilometern vorgeschlagen.

Autohersteller bringen verstärkt Elektrofahrzeuge auf den Markt, da seit diesem Jahr in der EU die verschärften CO2-Flottengrenzwerte gelten, erläuterte jüngst der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), dazu gehören auch teilelektrische Fahrzeuge. Tatsächlich kämen Plug-In-Hybride aber zu selten an die Steckdose, sondern würden größtenteils im Verbrennermodus mit Benzin oder Diesel betrieben, kritisierte der BUND.

Die wichtigsten Plug-in-Hybridfahrzeuge (66 Bilder)

Audi A3 Sportback 40 (45) TFSI e

[Daten, Stand: 18.07.2023]


E-Motor Spitzenleistung: 85 kW (Mehrleistung 45 TFSI e nur durch kurzfristige Boost-Funktion)


E-Motor Dauerleistung: 55 kW


Ottomotor : 110 kW

Systemleistung 150 (180) kW

Batteriekapazität brutto/netto 13 kWh/10,4 kWh


max. Ladeleistung Wechselstrom 3,6 kW

min. Ladedauer (0 - 100 %) 5 h

rein elektrische Reichweite max. 58 - 66 (58 - 64) km [WLTP]

Stromverbrauch WLTP kombiniert 14,4 - 15,7 (14,7 - 15,8) kWh/100 km


Höchstgeschwindigkeit rein elektrisch: 140 km/h


Euro 6d-ISC-FCM


Kofferraumvolumen: 280 - 1100 Liter

Grundpreise [Stand 07.09.23]: 40.340 [S-line: 42.790 Euro] (43.340 Euro, nur als S-line)

Für Cornelis sind PHEV eine Zwischenlösung, die keine Subventionen erhalten sollten. "Das Ergebnis des Autogipfels von letzter Woche hat gezeigt, dass die Bundesregierung diesen Punkt immer noch nicht verstanden hat." Zwischenzeitlich war spekuliert worden, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer könne die Kaufprämie für Plug-in-Hybride ändern.

T&E meint, die Autohersteller schöben den PHEV-Fahrern unzulässigerweise den Schwarzen Peter zu. Vielmehr mangele es den derzeit erhältlichen PHEV-Modellen oft an elektrischer Leistung, Reichweite und Ladegeschwindigkeit, zum Beispiel seien die untersuchten BMW X5 und Volvo XC60 nicht schnellladetauglich.

(anw)