Förderung der Autos mit Plug-in-Hybrid: Die Politik des billigen PHEV

Die Förderung der Plug-in-Hybride veranlasst niemanden, Sprit zu sparen. Belohnt werden Statusdenken, Prestige und Lust an der Leistung. Die Hersteller freut's.

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Die Politik des billigen PHEV

Ach – da ist ja unser Ladekabel!

(Bild: Florian Pillau)

Lesezeit: 7 Min.
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Die Idee, einen batterieelektrischen und einen Verbrennungsmotor zu einem Antrieb zusammenzuführen, mit dem man auch elektrisch weiterkommt, hat einen gewissen Charme. Er soll über die Reichweitenangst hinweghelfen, solange die Infrastruktur fürs Elektroauto noch lückenhaft ist. Man kann sich gut vorstellen, elektrisch ins Büro zu fahren und mit dem Verbrenner in den Urlaub, dazu kommt der angenehme Gedanke, auf Pendelstrecken durch urbane Gebiete lokal die Umwelt zu entlasten.

Der Staat fördert solche Autos. Als Dienstwagen erhalten sie das 0,5-Prozent-Privileg, wenn sie nach dem Messverfahren des WLTP mehr als 40 Kilometer rein elektrisch zurücklegen können und insgesamt weniger als 50 g/km CO2 emittieren. Dazu kommt die Hälfte der Subvention für Elektroautos, maximal 4500 Euro pro PHEV.

Ihre Hersteller profitieren von einer – höflich ausgedrückt – sehr vorteilhaften Verbrauchsberechnung für solche Antriebe. Das erlaubt ihnen, den Flottenverbrauch deutlich zu drücken. Zudem ist es noch billiger, ein bestehendes konventionelles Fahrzeug mit einem kleinen Akku und einem zusätzlichen E-Antrieb zu versehen als batterieelektrische neu zu entwickeln. Damit ist die Marge für die Hersteller derzeit noch größer, sollten sie an einem E-Auto überhaupt schon etwas verdienen.

Wären sie tatsächlich so sparsam, könnte man die Politik des billigen PHEV als erfolgreiche Maßnahme zur Dekarbonisierung des Individualverkehrs begrüßen. Daimler zum Beispiel beziffert den Benzinverbrauch seines Mercedes-Benz GLE 350de, ein SUV von 2,4 Tonnen Leergewicht, auf 1,1 l/100 km. Dass solche Werte in der Realität nur zu erreichen sind, wenn man fast ausschließlich elektrisch fährt, liegt auf der Hand. Dass es sich normalerweise anders verhält, liegt nah – der Verdacht einer als Umweltschutz getarnten Förderung einer veralteten Technik nicht sehr fern.

Dekarbonisierung und die Förderung fossil angetriebener Autos sind allerdings zwei diametral gegensätzliche Dinge. Der Staat konnte sich bislang darauf berufen, dass seine Bürger schon verantwortungsbewusst genug handeln werden, um seine Maßnahmen zu rechtfertigen – sprich – das PHEV so häufig wie möglich elektrisch bewegen. Niemand konnte dieses Argument bisher so recht entkräften – es fehlte an Zahlen.

Was da wirklich passiert, haben nun aber das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) und das International Council on Clean Transportation (ICCT) untersucht. Sie erfassten dazu die Nutzung von über 10.000 PHEV. Ihre realen Verbräuche erreichen bei privater Nutzung mehr als das Doppelte der offiziellen Angabe, bei Dienstwagen liegen sie gar drei- bis vierfach so hoch. Ausschließlich privat genutzte PHEV legen nur rund 43 Prozent der Gesamtfahrleistung elektrisch zurück, bei Dienstwagen sind es lediglich 18 Prozent. Die Autos werden also tatsächlich nicht häufig genug geladen, um ihren potenziellen Vorteil ausspielen zu können.

Man kann das verstehen. Dienstwagenfahrer sind häufig mit einer Tankkarte ihrer Firma unterwegs und haben schlicht keine Motivation, das Auto zwischenzeitlich regelmäßig einzustöpseln. Eine komfortable Schnellladefunktion wie etwa der Mercedes-Benz B 250e bieten heute nur die wenigsten PHEV.

Tanken dürfte jedoch auch dem Arbeitgeber die angenehmere Alternative sein, solange der Strombetrieb auf den Kilometer teurer kommt als der mit Treibstoff. Andere brauchen darüber gar nicht erst nachzudenken, wenn sie als angestellte Reisende ohnehin ein Kilometerbudget zusammenbringen, das regelmäßiges Laden ad absurdum führt. Sie legen ihr Pensum dennoch häufig in gut motorisierten PHEV zurück, denn ihre Arbeitgeber wären keine guten Geschäftsleute, würden sie den Steuervorteil einfach liegen lassen. In Aktiengesellschaften riskieren die Verantwortlichen sogar Strafen, wenn sie nicht alle sich bietenden Steuervorteile nutzen. PHEVs sind in diesen Fällen meist nicht mehr als ein fiskalisch bedingtes Sparmodell – die meisten PHEV werden an Firmen verkauft.