E-Mobilität löst Feinstaubproblem nicht: Die OECD sieht Handlungsbedarf

Eine umfassende Feinstaubbekämpfung bei Autos mahnt die OECD an, die Belastung könnte sonst bis 2030 um über 50 Prozent steigen und sich bis 2050 verdoppeln.

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Die Elektromobilität kommt überwiegend so üppig motorisiert in Gang, dass die Feinstaubwerte über die kommenden zehn Jahre über 50 Prozent steigen könnten.

(Bild: Florian Pillau)

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  • Florian Pillau

Ab etwa 2035 dürften einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge Reifen-, Kupplungs- und Bremsenabrieb die Motoren als Haupterzeuger des gesundheitsschädlichen Feinstaubs abgelöst haben – und zwar bezogen auf den Gesamtbestand aller Fahrzeuge. Tendenz: steigend. Die OECD sieht Handlungsbedarf.

Die Erfolge der Feinstaubbekämpfung in Verbrennungsmotoren sind so groß, dass bei Euro-6d-temp-Fahrzeugen (oder besser) inzwischen 95 und 98 Prozent der PM10-Emission und 88 bis 96 Prozent der besonders gesundheitsschädlichen PM2,5-Emission aus Kupplungen (wo vorhanden), Reifen und Bremsen stammen. Dazu kommt der Fahrbahnabrieb.

PM steht für Particulate Matter, wörtlich "Partikelmasse" oder "Feststoffteilchen", meist übersetzt in "Feinstaub". Die Zahlenangabe dahinter bezieht sich auf die Größe in Mikrometer. Zehn oder kleiner bedeutet: sie sind inhalierbar. Partikel unterhalb 2,5 gelten als die schädlichsten, weil sie von der Lunge noch weiter in den Körper vordringen können.

Die immer weniger laschen Abgasnormen bewirken einen so starken Rückgang der motorischen Feinstaubemission, dass nun der über den gleichen Zeitraum fast unveränderte Ausstoß durch die anderen Quellen verstärkt in den Blick rücken sollte. Die OECD empfiehlt als Ergebnis ihrer umfangreichen Studie, diesen "von der Politik weitgehend vernachlässigten Bereich" nun verstärkt anzugehen.

Dabei geht die Organisation sogar von zunehmenden Emissionen aus. Die absoluten Zahlen könnten zum einen durch wachsenden Individualverkehr in zunehmend größeren Metropolregionen und zum anderen durch die Vergrößerung des Fahrzeugbestands durch Elektroautos noch weiter steigen. Zudem seien die batterieelektrischen Fahrzeuge schwerer als Pkw mit Verbrennungsmotoren, was den Abrieb der Reifen verstärkt. Die Fakten, dass E-Autos ohne Kupplung fahren und regeneratives Bremsen den Abrieb beim Bremsen stark verringert, werden in der Studie ausdrücklich berücksichtigt.

Die sogenannten Non-Exhaust-Emissionen in den Partikeldimensionen PM10 und PM2,5 könnten nach den Annahmen aus der Studie bis 2030 global von rund 0,85 auf 1,3 Megatonnen anwachsen und sich ohne Regulation bis 2050 verdoppeln. Die im Zeitraum angenommene Verdichtung des Verkehrs in Ballungsgebieten verschärfe das Problem, schreibt die OECD.

Die Vorschläge der Organisation gehen in Richtung Verminderung durch technische Maßnahmen wie den Einsatz weniger schädlicher Materialien in Bremsscheiben und -belägen, Reifen und Straßenpflaster, "OnBoard-Filtering" entstehender Emissionen, den Einsatz von Assistenzsystemen, die helfen, vorausschauender zu fahren sowie eine bessere Straßenreinigung.

Die andere Strategie besteht in der Vermeidung von Fahrten. So könne man in den Ballungsgebieten alternative Transportkonzepte in Form eines verbesserten ÖPNV anbieten und könnte die Emission grundsätzlich belasten, etwa über gewichtsbasierte Steuern und Abgaben oder Mautkonzepte für Innenstädte.

(fpi)