Schnellladenetz für Elektroautos soll zügig ausgebaut werden

Die Bundesregierung hat heute einen raschen Ausbau des Schnellladenetzes für E-Autos beschlossen. Bis 2023 sollen 1000 Ladepunkte mit mehr als 150 kW entstehen.

vorlesen Druckansicht 155 Kommentare lesen
Tesla Model 3

Tesla hat das Thema Schnellladen früh vorangetrieben. Im Bild: Tesla Model 3 SR+ (Test)

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Lesezeit: 4 Min.
Von
Inhaltsverzeichnis

Elektroautos und Plug-in-Hybride werden aktuell vor allem zu Hause aufgeladen. Der Anteil derer, die sich so ein Auto anschaffen und anschließend ausschließlich die öffentliche Ladeinfrastruktur nutzen, dürfte gering sein. Unmöglich ist das nicht, wie ein Praxistest eines Kia e-Soul über drei Monate gezeigt hat. Dennoch besteht in diesem Bereich ein Handlungsbedarf, um beispielsweise Fernreisen ohne extrem lange Ladestopps absolvieren zu können.

Die Industrie hat diesbezüglich bereits vorgelegt, zumindest in der Luxusklasse. Unter anderem Tesla, Porsche und Audi haben E-Autos im Sortiment, die an entsprechender Ladeinfrastruktur ziemlich zügig ihren Speicher wieder auffüllen können. Daran soll nun verstärkt gearbeitet werden. Die Bundesregierung will den Aufbau eines Schnellladenetzes für Elektroautos vorantreiben und Fahrern so auch längere Fahrstrecken ermöglichen. Das Kabinett brachte am Mittwoch (10. Februar 2021) einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg. Geplant sind europaweite Ausschreibungen zum Aufbau eines öffentlichen Schnellladenetzes mit 1000 Standorten bis zum Jahr 2023. Die Stationen sollen eine Leistung von über 150 kW haben.

"Die nächste Schnellladesäule muss in wenigen Minuten erreichbar sein", sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Gerade das schnelle Laden sei für die Langstreckentauglichkeit von E-Autos entscheidend. Nach Angaben des Ministeriums gibt es aktuell rund 800 Ladepunkte über 150 kW, etwa 2,4 Prozent der gesamten öffentlich zugänglichen Ladepunkte. Die geplanten "Schnellladehubs" umfassten mehrere Ladepunkte. Der Energieverband BDEW sprach von derzeit rund 950 Ladepunkten ab 150 kW – wobei in dieser Zahl auch Ladepunkte enthalten sind, die eine Leistung von 150 kW haben.

Aktuell sei der Betrieb von Ladesäulen, auch von Schnellladesäulen, noch nicht wirtschaftlich, sodass das Gesetz eine Chance darstelle.

Mit dem Schnellladegesetz soll ein Aufbau zunächst über Bedarf organisiert werden. Im Entwurf heißt es, in der derzeitigen frühen Marktphase gebe es zu wenige gewinnbringende Geschäftsmodelle für den Aufbau und Betrieb eines flächendeckenden Schnellladenetzes, das zunächst die Nachfrage übersteige. Es sei davon auszugehen, dass lediglich einzelne Standorte, insbesondere an Autobahnen, in absehbarer Zeit wirtschaftlich betrieben werden können. Förderprogramme alleine reichten nicht aus, so das Ministerium. Daher sind nun über Ausschreibungen langfristige Verträge mit Betreibern geplant. Der Bund will mehrere Betreiber auswählen, die dann in seinem Auftrag die Ladesäulen aufbauen und betreiben.

Videos by heise

"Ein flächendeckendes, schnell erreichbares und kundenorientiertes Schnellladenetz ist der Schlüssel, damit Kunden auch weiter auf die Elektromobilität setzen", sagte die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, Hildegard Müller. Die minimal erforderlichen Ladeleistungen müssten sich am jeweils aktuellen Stand der Technik und an der Kundenerwartung an komfortables Laden orientieren. "Dabei muss der freie Wettbewerb um die besten Kundenlösungen beim Aufbau von öffentlich zugänglicher Schnellladeinfrastruktur weiter bestehen bleiben."

Zwar ist die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos, unterstützt von staatlichen Subventionen, zuletzt stark gestiegen, noch aber dominieren Benziner und Diesel. Die Elektromobilität spielt eine wichtige Rolle im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung, damit Klimaziele im Verkehr erreicht werden können. Die Koalition plant neben dem Schnellladegesetz weitere Vorhaben, um das Ladenetz auszubauen. So soll am Donnerstag der Bundestag über ein Gesetz abstimmen, mit dem der Ausbau von Ladeinfrastruktur in Gebäuden beschleunigt werden soll. Konkret geht es um den Einbau von Leitungsinfrastruktur an Stellplätzen etwa in Wohngebäuden. "Es muss allen Kunden die Möglichkeit gegeben werden, einen Ladepunkt am Wohnort einfach einzurichten", so Müller.

Die wichtigsten E-Autos (79 Bilder)

Audi Q4 e-tron

(Daten, Stand: 25.10.23)


Spitzenleistung 210 - 250 kW

Batteriekapazität brutto/netto 82/76,6 kWh

max. AC-Ladeleistung 11 kW

max. DC-Ladeleistung  175 kW


Reichweite (WLTP)  450 bis 562 km


Stromverbrauch (WLTP kombiniert)  15,6 bis 19,4


Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h


Kofferraumvolumen: 520 - 1490 Liter


Grundpreis (brutto, Stand: 27.10.23): ab 52.950 Euro
(Bild: Audi )

(mfz)