Vorstellung: Nissan Qashqai 2021

Auf den ersten Blick hat Nissan seinen Bestseller nur sanft verändert. Spannend erscheint die Entscheidung für einen seriellen Hybridantrieb.

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Nissan Qashqai

(Bild: Nissan)

Lesezeit: 5 Min.
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Es ist ein Bild, was in der Autoindustrie recht häufig zu beobachten ist: Was erfolgreich ist, wird nur sanft verändert. Der Nissan Qashqai gehört ganz fraglos zu den Bestsellern – in Deutschland ist das SUV das meistverkaufte Modell der Marke. Nun stellt Nissan die dritte Auflage vor.

Äußerlich muss sich niemand an eine komplett neue Form gewöhnen. Nissan hat das Design evolutionär verändert. Die A-Säulen sind schlanker als beim Vorgänger, was den Rundumblick verbessern soll. Nissan betont, dass die hinteren Türen einen Öffnungswinkel von 85 Grad erreichen – vermutlich wäre das ohne den Hinweis nur sehr aufmerksamen Menschen aufgefallen. Oder eben solchen, die aufgrund eingeschränkter Beweglichkeit dankbar sind für weit öffnende Türen. Offensichtlicher dürfte das um 74 Liter gewachsene Kofferraumvolumen sein. Erreicht hat Nissan dies eigenen Angaben zufolge mit einem "optimierten Packaging im Bereich der hinteren Radaufhängung und einer damit verbundene Absenkung des Ladebodens um 20 mm."

Das Plus im Gepäckabteil ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Qashqai mit nun 4,42 Metern nur minimal länger geworden ist. Der Radstand wächst um 2 Zentimeter. Wer mag, bekommt 20-Zoll-Felgen ab Werk, bisher war bei 19 Zoll das Maximum erreicht. Wichtiger im Sinne der Sicherheit ist die Option auf Matrix-Scheinwerfer, die es bislang nicht gab. Insbesondere auf nächtlichen Landstraßen kann das ein Gewinn sein, wenn der Hersteller das geschickt auslegt.

Nissan Qashqai 2021 (8 Bilder)

Die ersten Bilder des Nissan Qashqai zeigen ein SUV mit eher vorsichtig weiterentwickeltem Design.

Im Innenraum macht Nissan die Mode, die Bedienung aller Funktionen auf einen Bildschirm zu verlagern, nicht mit. Das Armaturenbrett sieht damit vielleicht nicht ganz so fortschrittlich aus wie bei einigen Konkurrenten, doch dem Umgang im Alltag dürfte das eher zuträglich sein. Temperatur und Lautstärke lassen sich so ohne Blickkontakt und Wanderung durch Untermenüs regulieren. Auch die Zahl der Lenkradtasten deutet darauf hin, dass Nissan eine problemlose Bedienung einer futuristischen Optik vorgezogen hat. Das Kombiinstrument ist nun ein Display, das zahlreiche Darstellungsoptionen bietet.

Ausgebaut wurde das Angebot an Helfern. Erstmals gibt es eine Massagefunktion mit verschiedenen Programmen. Das Infotainmentsystem rechnet schneller als bisher, bietet einen größeren Bildschirm und erstmals auch eine induktive Ladeschale für Smartphones. Auch die Vernetzung schreitet weiter voran. Neu im Qashqai sind die Sprachassistenten Google Assistant und Amazon Alexa. Wer die zu Hause nutzt, kann dort ein Ziel eingeben, was dann im Auto direkt nach dem Einstieg im Navigationssystem schon hinterlegt ist.

Nissan Qashqai 2021 Innenraum (9 Bilder)

Das übliche Programm: Der Hersteller verspricht mehr Qualität und Modernität. Erstere war schon bisher ganz in Ordnung, bei letzterer gibt es praktisch immer einen gewissen Handlungsbedarf, weil das Entwicklungstempo einfach hoch ist.

Android Auto und Apple CarPlay sind im Qashqai nicht neu, wobei sich letzteres erstmals kabellos nutzen lässt. Wieder lieferbar ist ein Soundsystem von Bose, das in der letzten Preisliste des alten Modells nicht mehr zu finden war. Die Melange aus Warn- und Hinweistönen will Nissan angenehmer als bisher gestalten. Dafür hat sich die Marke den japanischen Videospiele-Entwickler Bandai Namco geholt, der sein Können mit der Komposition eines "harmonischen Zweitons" zeigen sollte. Fortschritt zeigt sich im Automobilbau nicht immer an Stellen, wo man es vielleicht erwartet.

Die Fahrassistenten können im Qashqai etwas mehr als bisher. Tempolimits werden mit einer Kamera erfasst und bei aktiviertem Tempomat umgesetzt. Wie gut das in der Praxis funktioniert, hängt stark davon ab, wie scharfsichtig die Kamera und wie geschickt die Auswertung ist. Hier stellen wir in Tests immer wieder extreme Unterschiede zwischen den Fahrzeugherstellern fest. Neu im Qashqai ist ein aktiver Spurhalteassistent, der mit dem Warner vor Autos im toten Winkel kommuniziert. Zieht der Fahrer raus, obwohl er dies nicht sollte, greift dieser Helfer nun ein.

Zuletzt gab es nur noch zwei Benziner mit 103 und 116 kW. Das neue Angebot sieht folgendermaßen aus:

Modell Hybridart Leistung Drehmoment Antrieb Getriebe
1.3 DIG-T Mildhybrid 103 kW (140 PS) 240 Nm Front Sechsgang-Schaltgetriebe
1.3 DIG-T Mildhybrid 116 kW (158 PS) 260 Nm Front Sechsgang-Schaltgetriebe
1.3 DIG-T Mildhybrid 116 kW (158 PS) 270 Nm Front CVT
1.3 DIG-T Mildhybrid 116 kW (158 PS) 270 Nm Allradantrieb CVT
1.5 DIG-T serieller Hybrid 140 kW (190 PS) 330 Nm Front entfällt

Spannend ist natürlich vor allem der serielle Hybrid. Der Benziner treibt hier nur noch einen Generator an, eine direkte Verbindung zu den Rädern gibt es nicht mehr. Der Verbrenner kann damit viel öfter im Bereich seines bestens Wirkungsgrades laufen, was der Effizienz zuträglich sein soll. Der Generator speist eine vergleichsweise kleine Batterie, aus der sich dann der 140-kW-E-Motor bedient. So erklärt sich auch der scheinbare Widerspruch zwischen den Leistungsangaben der beiden Motoren, denn der Benziner bietet nur 115 kW. Leistungsspitzen werden durch die Batterie gepuffert, dauerhaft steht nur das zur Verfügung, was der Verbrenner maximal liefern kann.

Der Verkauf soll noch im Frühjahr 2021 starten, allerdings zunächst nur mit den Mild-Hybriden. Der serielle Hybrid kommt wohl erst Anfang des nächsten Jahres auf den Markt. Noch gibt es zudem keine Informationen zu neuen Preisen. Die Listenpreise waren bei Nissan in der jüngeren Vergangenheit allerdings ohnehin kaum relevant. Die meisten Kunden holten sich die Händler mit attraktiven Preisen vor Ort, die oft drastisch unter den Empfehlungen des Importeurs lagen.

(mfz)