Elektroauto Volvo C40: Elektrisches SUV-Coupé mit üppiger Batterie

Mit dem SUV-Coupé C40 geht Volvo neue Wege in Vertrieb und Infotainment. Ziehen die Kunden wie geplant mit, dürfte es ein Vorreiter sein.

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Volvo C40

Frische Hülle, bekannter Kern: Der Volvo C40 gleicht technisch dem XC40 Recharge Pure Electric.

(Bild: Volvo)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz
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Wer mit der Elektrifizierung rasch vorankommen will, hält den Aufwand möglichst gering. PSA und Volkswagen haben das im großen Stil vorgemacht und Plattformen auf dem Markt, die jeweils verschieden verpackt, technisch aber innerhalb der Konzerne weitgehend identisch sind. Volvo vollzieht diesen Schritt auf kleinerer Basis nun auch, wobei das batterieelektrische SUV-Coupé C40 nur der Anfang einer Modelloffensive sein dürfte. Denn Volvo will sich, gemessen in industriellen Maßstäben, ziemlich zügig vom Verbrennungsmotor verabschieden.

Technisch ist das SUV-Coupé C40 eine exakte Ableitung des XC40. Auch hier gibt es also jeweils einen Elektromotor mit 150 kW/330 Nm an Vorder- und Hinterachse. Trotz eines Leergewichts von rund 2,2 Tonnen dürften die möglichen Fahrleistungen auch Anspruchsvolle zufriedenstellen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt wie in jedem aktuellen Volvo zwar bei "nur" 180 km/h, doch für den XC40 Pure Electric werden im Standardsprint 4,9 Sekunden genannt. Zur groben Einordnung: Der Volvo ist damit ähnlich rasant wie das Spitzenmodell des BMW X2. Der hat zwar 75 kW weniger, schleppt allerdings auch über 500 kg weniger mit sich herum.

Die Batterie ist mit 78 kWh, von denen sich 75 nutzen lassen, vergleichsweise üppig dimensioniert. Volkswagen bietet auf seiner Plattform nur in der größten Ausbaustufe ähnlich viel. Geladen werden kann an Wechselstrom (AC) dreiphasig mit bis zu 11 kW. Auf diesem Weg soll eine komplette Aufladung acht Stunden dauern.

Volvo gibt in den technischen Daten auch eine AC-Aufladung mit bis zu 48 Ampere an einer Phase an – für Deutschland meist nicht relevant, auf anderen Märkten dagegen unter Umständen schon. Mit Gleichstrom sind maximal 150 kW möglich, die Ladezeit von Null auf 80 Prozent soll dann bei 40 Minuten liegen. Die Reichweite im WLTP gibt Volvo mit 420 km an.

Volvo hat sich dazu entschieden, sich im Bereich Infotainment in die Hände von Google zu begeben. Nach Erfahrungen mit diversen Testwagen der Marke Volvo können wir diesen Schritt nur begrüßen. Fortschritte von diesem Ausgangslevel waren recht einfach, dennoch ist bemerkenswert, wie geschmeidig das neue System "Android Automotive OS" trotz vergleichsweise schwacher Hardware auf Anhieb funktioniert. Der damit ausgestattete C40 übertrifft locker das, was Volvo in größeren Modellen derzeit noch einbaut. Andere Hersteller mit eigenen Ambitionen in dieser Richtung sollten es als das sehen, was es ist: Mehr als nur ein Warnschuss. Google wird diesen Markt mit Macht bearbeiten. Wer keine Partner findet, wird sich dem kaum entgegenstellen können.

Einen sehr eigenen Weg will Volvo künftig im Verkauf gehen. Die batterieelektrischen Modelle, die spätestens ab 2025 dominieren und ab 2030 ausschließlich angeboten werden sollen, wollen die Verantwortlichen nur noch online anbieten. Das klingt fraglos modern, doch die Frage ist, ob Kunden mehrheitlich bereit sind, ohne einen fühlbaren Kontakt zu einem so teuren Produkt einen Kaufvertrag gewissermaßen blind abzuschließen.

Gelingt das Experiment, dürfte das Geschäftsmodell "Händlernetz" bei vielen Herstellern zur Disposition stehen. Aus Sicht der Anbieter erscheint dieser Schritt naheliegend, denn mit dem Elektroauto wird sich ja auch das Werkstattgeschäft drastisch verändern. Der Wartungs- und Reparaturumfang sinkt mit der Umstellung deutlich, die Händlerdichte wird also weiter abnehmen. Die Branche steht auch in dieser Hinsicht vor einer Zeitenwende.

Volvo C40 (6 Bilder)

Und noch ein SUV-Coupé: Vom strikten Pragmatismus entfernt sich Volvo mit dem C40 wieder etwas mehr.

Der C40 soll in Deutschland ab Oktober im Verkauf sein. Der Preis wird leicht oberhalb des XC40 Recharge Pure Electric liegen, der aktuell mit 62.000 Euro in Rechnung gestellt wird. Das erscheint üppig für ein rund 4,4 Meter langes SUV, doch erstens sieht sich Volvo selbst als Premiumanbieter, zweitens reicht die Marke eine generöse Ausstattung mit dazu. Flankiert werden sollen die Absatzzahlen mit einem Mietmodell. Der XC40 Recharge Pure Electric kostet in diesem Fall 699 Euro. Inklusive sind hier wirklich alle Fixkosten, mit Ausnahme des Stroms.

Auch hier dürfte die Konkurrenz sehr genau schauen, ob die Kundschaft von diesem Angebot in relevantem Umfang Gebrauch macht. Falls ja, wird es eine Herausforderung an die Logistik, denn die Kündigungsfristen sind knapp. Kunden können also einen raschen Wechsel anstreben. Ob so eine potentielle Austauschbeschleunigung in eine Zeit passt, in der man sich Gedanken um mehr Nachhaltigkeit machen sollte? Zweifel daran sind wohl erlaubt.

(mfz)