Profilquerschnitt: Sommerreifentests 2021

Die großen Automobilclubs haben wieder eine Vielzahl von Sommerreifen in verschiedenen Formaten getestet. Nicht leicht, den Überblick zu behalten

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Der ADAC testete auf Golf 7 im Format 205/55 R16 und auf Audi A4 im Format 225/50 R17.

(Bild: ADAC e.V.)

Lesezeit: 11 Min.
Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

Ostern ist Reifenwechselzeit. Die Sommerreifensaison dauert nach gängiger Regel von „O bis O“, also von Ostern bis Oktober. Für viele Autofahrer steht daher in diesen Tagen wieder der Neukauf von Sommerreifen an. Jedes Jahr erscheinen daher um können mit widersprüchlichen Ergebnissen zunächst mehr verwirren als helfen. Eine genaue Einordnung der Testergebnisse ist wichtig wie nie.

Reifentests führen jede Saison die größten deutschsprachigen Automobilklubs ADAC, der ÖAMTC, größter Automobilclub Österreichs, und der Touring Club Schweiz (TCS) in Kooperation durch. Sie testeten in diesem Jahr in den Dimensionen 205/55 R16 (Testfahrzeug: VW Golf 7) und 225/50 R17 (Audi A4). Diese Tests sind hinsichtlich Datenfülle und Bewertungsmaßstab die Referenz. Wenn ein Reifen in einem der Kriterien "Trocken", "Nass", "Verschleiß" und "Kraftstoffverbrauch" nicht die Notenstufe "gut" erreicht, wird er auf die schlechteste Einzelnote abgewertet. So gewährleistet der ADAC-Test, dass "empfehlenswerte" Reifen in jeder Hinsicht ein gutes Paket abliefern.

Die Auto Bild testete in der Dimension 205/55 R16 auf einem VW Golf 8, der für Kompakt-SUV gängigen Größe 215/60 R17 auf Jeep Renegade und im Sportwagenformat 265/35 ZR20 auf Ford Mustang. Leider wird dem Leser bei der Auto Bild keine umfassende Testtabelle an die Hand gegeben. Drei bzw. zwei uneinheitliche Kriterien mit Schulnoten (16-Zöller: "Nass,Trocken, Kosten", SUV: "Gelände, Nass, Trocken", Sportreifen: "Nass, Trocken") dampfen den aufwendigen Test zu einem vergleichsweise undifferenzierten Destillat zusammen. Ergebnisse, die vom ADAC-Test abweichen, sind leider nicht nachvollziehbar. Allerdings arbeitet auch die Auto Bild mit einem Abwertungsmaßstab, der Reifen ab einer Einzelnote "3+" in einem sicherheitsrelevanten Kriterium abwertet. Leider sind diese Einzelkriterien aber eben nirgends ausgewiesen.

Die Gesellschaft für technische Überwachung (GTÜ) testete in Kooperation mit dem Europäischen Automobilclub ACE und dem zweitgrößten österreichischen Verkehrsclub ARBÖ (Auto-, Motor- und Radfahrerbund Österreich) die Dimension 225/45 R17. Diese Dimension ist sowohl bie Modellen der Kompaktklasse (VW-Plattform MQB, Peugeot 308, BMW 1er, Mercedes A- und B-Klasse) als auch in der Mittelklasse (A4, BMW 3er, Mercedes C-Klasse) verbreitet. Testfahrzeug war der Golf 8. GTÜ und ACE liefern eine Tabelle mit detaillierten Einzelkriterien, die aber nicht ganz so profund ist wie bei ADAC, ÖAMTC und TCS. Zudem gewichtet der GTÜ traditionell den Preis so stark, dass unter Umständen nicht der technisch beste Reifen Gesamtsieger wird.

Das Kriterium „Technische Eigenschaften“ ist beim GTÜ-Test von entscheidender Bedeutung. Es empfiehlt sich, anhand der Tabelle Einzelkriterien zu vergleichen und bei unerwarteten Ergebnissen wie dem Testsieger Nexen N´Fera die ADAC/ÖAMTC-Tabelle in der, allerdings nicht ganz identischen Dimension 225/50 R17 als Gegenprobe zu benutzen. Zudem finden sich interessante Zusatzinformationen im Text.

Sommerreifentests 2021 (6 Bilder)

ADAC, ÖAMTC und TCS  bei der Verbrauchsmessung auf dem Rundkurs im Audi A4.

(Bild: ADAC e.V.)

So ist der im Endergebnis als „sehr empfehlenswert“ eingestufte taiwanesische Reifen Maxxis Premitra 5 gleichzeitig der Reifen mit den längsten Bremswegen im Test. Mit dem schlechter bewerteten Michelin Premacy 4 steht der Golf bei Nässe aus 100 km/h um 8,6 m früher. Zwar gewinnt der Maxxis mit großen Abstand die Aquaplaning-Wertung, das heißt er lässt sich im Regen am längsten präzise auf der Straße halten. Trotzdem würden wir nicht zu dem Reifen mit den längsten Bremswegen greifen.

Generell können die gleiche Profile in verschiedenen Formaten durchaus unterschiedliche Eigenschaften zeigen. Manche Reifen sind speziell für ein bestimmtes Format ideal. Es gibt aber auch Reifen auf, die in der Gesamtschau aller Tests in allen Formaten durchweg zu den besten gehörten. Der Continental PremiumContact 6 gehört zu diesen Siegertypen.

In der Dimension 205/55 R16 ist der Continental PremiumContact 6 Testsieger beim ADAC und Zweiter bei der Auto Bild. Im Format 225/50 R17 wird der Continental beim großen ADAC-Test Zweiter. Speziell die Leistungen auf Nässe werden in sämtlichen Tests hervorgehoben. Aber auch auf trockener Fahrbahn gehört der Continental durchweg zu den besten Reifen. Beim GTÜ-Test erzielte der PremiumContact sogar den mit 34,5 m kürzesten Bremsweg (aus 100 km/h) auf trockener Fahrbahn.

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Dem koreanischen Reifen Kumho Ecsta HS51 attestieren die Tester von Auto Bild und den Automobilklubs ebenfalls hervorragende Nässeeigenschaften. Bei der Auto Bild wird er in der Dimension 205/55 R16 sogar Testsieger. Der ADAC und seine Partner werten den Kumho jedoch wegen Schwächen beim Trockenhandling auf die Gesamtnote "befriedigend" ab. Der GTÜ testet den Kumho nicht.

Auch der Bridgestone Turanza T005 wurde vom GTÜ nicht getestet. In sämtlichen anderen Tests in den Formaten 205/55 R16 und 225/50 R17 gehört er aber mindestens zu den Top-Vier des Testfelds. Ganz anders als der Kumho hat der Bridgestone seine Paradedisziplin eindeutig auf trockener Straße, wo er den Frontantriebsmodellen aus dem VW-Konzern ein sportlich-exaktes Handling und kurze Bremswege ermöglicht. Auf Nässe gehört er zu den guten, wenn auch nicht sehr guten Reifen.

Vorn dabei ist auch stets der Michelin Primacy 4, hinterlässt aber ein uneinheitliches Bild. Beim GTÜ (225/45 R17) erreicht er den kürzesten Nassbremsweg mit 48 m. Im großen Test von ADAC, ÖAMTC und TCS (225/50 R17) ist der Michelin Bester im Trockenen. Er wird aber wegen Schwächen bei Aquaplaning auf „befriedigend“ herabgestuft. In der Größe 205/55 R16 fällt der Auto Bild hingegen bei ihm ein unpräzises Handling auf trockener trockener Fahrbahn auf.