"Autopilot": Tesla-Ingenieur widerspricht Elon Musks Versprechen

Die Differenz zwischen Teslas Autopilot-Werbung und den tatsächlichen Fähigkeiten zum Selbstfahren ist weiterhin groß. Das ruft die Behörden auf den Plan.

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Wenn der Fahrer denkt, das Auto lenkt ...

(Bild: Schwarzer)

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Unter "Autopilot" fasst Tesla seit Jahren eine Reihe von Assistenzsystemen zusammen, die aktuell auch die Längs- und Querführung für kurze Zeit übernehmen können. Das ist der allgemeine Stand der Technik in der Automobilindustrie und Tesla geht bis heute nicht darüber hinaus. Dafür gibt es schwer zu überwindende technische Gründe. Tesla-Chef Elon Musk hingegen erweckt seit mehreren Jahren in seinen Tweets immer wieder den Eindruck, Tesla stehe an der Schwelle der Autonomie.

So versprach er 2019 bei der Vorstellung neuer Hardware für den sogenannten "Autopiloten", dass mit seiner Hilfe Ende 2020 "eine Million vollautonome Robotaxis" Geld für ihre Besitzer verdienen könnten.

Das kalifornische Kraftfahrzeugministerium (DMV) steht deswegen in Kontakt mit Tesla und stellt Musk unangenehme Fragen. Er empfindet Kritik an einem Fahrassistenten als "idiotisch". So wurde bekannt, dass DMV-Beamte einen Leiter der Autopilot-Entwicklungsabteilung befragt haben, was von Musks Behauptungen zu halten sei, Teslas sollten schon in diesem Jahr in der Lage sein, vollständig autonom zu fahren.

Miguel Acosta, beim DMV zuständig für autonome Fahrzeuge, verfasste nach diesen Befragungen ein Memorandum, in dem er Klartext schreibt: "Elons Tweet entspricht nicht der technischen Realität. Tesla ist derzeit auf Stufe 2". Musks Behauptungen beruhten lediglich auf einer Fortschreibung der Entwicklungsgeschwindigkeit und lassen keine Aussage darüber zu, ob die volle Autonomie bis Ende des Kalenderjahres erreichbar sei. Tesla sei zudem bekannt, dass das Missverständnis der Öffentlichkeit über die Grenzen der Technologie tragische Folgen haben kann.

Dieses Eingeständnis ist nun einer der seltenen Einblicke, "wie die Autopilot-Entwickler die hohen Erwartungen ihres hartnäckigen Chefs mit den Bedenken der Aufsichtsbehörden in Einklang bringen mussten", fasst Bloomberg zusammen.

Die seit mehreren Jahren immer wieder von Tesla-Chef Elon Musk getweetete Behauptungen, Tesla werde mit diesem Feature demnächst Autonomie der Stufe 5 erreichen, wird schon ebenso lange als zweifelhaft eingestuft. "Stufe 5" bedeutet, dass seine Autos kein menschliches Eingreifen mehr erfordern. Auf der anderen Seite bauen diese Tweets aber auch einen Vertrauensüberschuss auf, der immer wieder dazu führte, dass Kunden sich wortwörtlich auf die Bezeichnung "Autopilot" verließen und sich über weite Strecken von ihren Teslas chauffieren ließen.

Dabei kam es bereits zu einigen tragischen Unfällen. Besonders schockierend war ein Unglück mit zwei Todesopfern am 18. April in Texas. Vergangenen Monat beschlossen die National Highway Traffic Safety Administration und das National Transportation Safety Board eine Untersuchung dieses Ereignisses, weil laut Polizei- und Feuerwehrbericht niemand auf dem Fahrerplatz saß. Nach diesem Vorfall forderte das DMV Tesla laut Bloomberg in einem Brief auf, "Kunden, Käufern und der Öffentlichkeit eine klare und effektive Kommunikation über seine Autopilot-Funktionen, ihre Fähigkeiten und Funktionsweise zu bieten".

(fpi)