Porsche Macan Facelift im ersten Fahrbericht
Ein letztes Mal schärft Porsche diese Auflage des Bestsellers Macan nach. Feinschliff gibt bei Fahrwerk und Antrieb, wie eine erste Ausfahrt zeigt.
- Sebastian Bauer
Dass Porsche mehr SUV als Sportwagen verkauft, ist längst kein Geheimnis mehr. Einen entscheidenden Anteil daran trägt der Macan, der mit über 600.000 Einheiten zu einem echten Bestseller wurde. Dieser geht nun als "neuer" Macan in die dritte Runde, obwohl er dann doch gar nicht so ganz neu ist. Eher eine Evolutionsstufe. Oder auf Neudeutsch: ein Facelift.
Warum der Macan so behutsam, fast schon zaghaft gepflegt wird? Über 80 Prozent der Käufer stecken hier das erste Mal den Zündschlüssel links: Der Macan bindet viele Kunden erstmals an die Marke. Klar, dass man sich diesen Bonus nicht verspielen will. Eine neue, elektrisch angetriebene Generation ist schon am Horizont zu erspähen, weshalb bis zur Marktreife in voraussichtlich zwei Jahren die Plattform des ersten (sic!) Audi Q5 voll ausgereizt werden muss.
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Neue Motoren und neue alte Motoren
Um damit weiterhin so viele Neukunden für die Marke zu gewinnen, wurde das Modellportfolio ausgedünnt und übersichtlicher gestaltet. Der "Turbo" fliegt aus dem Sortiment und der Macan GTS mit nunmehr 440 PS tritt an seiner Stelle an die Spitze der Modellreihe. Die rein benzinbefeuerte Motorenpalette wurde dabei im Kern auf zwei Aggregate zusammengestampft: Neben dem GTS darf nun auch das S-Modell auf den Biturbo-V6 mit 2,9 Litern Hubraum in 380-PS-Konfiguration zurückgreifen. Das famose Triebwerk ersetzt damit den in die Jahre gekommenen, etwas gemütlicheren Dreiliter-V6, der bisher im Macan S für Vortrieb sorgte.
Im Basis-Macan verrichtet auch heuer ein Vierzylinder mit Turboaufladung seinen Dienst, der weiterhin der EA888-Familie entstammt, nun aber in komplett neu entwickelter Entwicklungsstufe "Evo4" (auch bekannt vom neuen Golf R) 265 PS leistet, 20 mehr als bisher. Alle Modelle bringen ihre Leistung über einen serienmäßigen Allradantrieb und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe auf die Straße. Schlecht dürfte man mit dieser Straffung der Modellpalette nicht fahren.
Was behutsam, aber stetig weiterentwickelt wird, verspricht zumindest, gut gereift zu sein. So ist der Macan 3, der eigentlich noch ein Macan 1 ist, auch technisch auf dem neuesten Stand: Adaptiver Tempomat, Spurhalteassistent mit Spurmittenführung, Verkehrszeichenerkennung und mehr gehören schon lange zum Ausstattungsumfang. Neu ist ein aktiver Parkassistent, der beim Einfädeln in Parklücken helfen darf.
Touch-Mittelkonsole von VW
Mehr hat sich im Innenraum getan, den Porsche komplett auf den aktuellen Stand der Dinge gehoben hat. Die damit eingezogene neue Mittelkonsole kennt man bereits aus anderen Oberklassemodellen des Volkswagen-Konzerns. Mechanische Schalter findet man hier kaum noch vor. Stattdessen werden die meisten Funktionen über das 10,9 Zoll große Display und über Touch-Flächen auf der Hochglanz-Kunststoffoberfläche der Mittelkonsole bedient.
Letztere sind drucksensitiv und simulieren bei Auslösung ein mechanisches Klicken – "Force Touch Trackpad" aktueller MacBooks lässt grüßen. Ein versehentliches Auslösen irgendwelcher Funktionen kommt aufgrund des nötigen Drucks zwar selten vor, wie auch in anderen Modellen nervt allerdings, dass ein Erfühlen des richtigen Tasters nicht mehr möglich ist. Das erschwert die intuitive und blinde Bedienung, ohne den Blick von der Straße zu wenden.
Aufpreise
Davon abgesehen gibt es im Innenraum wenig bis nichts zu beanstanden. Den etwas günstig wirkenden Kunststoff der Lenkradspeichen kann man erwähnen, ansonsten muss man eine gute Materialwahl anerkennen. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass der gefahrene "Basis"-Macan mit knapp 35.000 Euro an Extras deutlich vom Grundpreis von knapp unter 63.000 Euro entfernt ist.
Porsche Macan Facelift 2021 innen (14 Bilder)

Rund 10.000 Euro davon entfallen allein auf die Konfiguration des Innenraums mit erweitertem Lederpaket, adaptiven Sportsitzen (18-fach verstellbar), Bose-Soundsystem, Geräusch- und Wärmeschutzverglasung, GT-Sportlenkrad, Sitz- und Lenkradheizung, farbigen Lüftungslamellen und Gurten und anderen Extras, die den Macan auf ein Niveau heben, das mit "Basis" so viel zu tun hat, wie Friedrich Merz mit der Mittelschicht.
Bequeme Sitze
Die (mindestens) daraus resultierende Ergonomie muss man allerdings löblich hervorheben. In wenigen Fahrzeugen sitzt man so gut wie im Macan, völlig egal, ob es die kurze Fahrt zum Bäcker, die Langstrecke oder das beherzte Kurvenräubern ist. Die Chancen stehen sehr hoch, eine sehr gute, komfortable und gut gestützte Sitzposition in den serienmäßig achtfach verstellbaren Sitzen zu finden. Die Platzverhältnisse im Fond gehen dabei ebenfalls in Ordnung.
Clever gelöst ist die Qi-kompatible, induktive Ladefunktion für Smartphones, die auf typische Ladeschalen verzichtet, in denen das Mobilgerät meist durch die Gegend fliegt. Porsche setzt stattdessen auf ein Fach, in welches man das Smartphone auf der langen Seite stehend hineingleiten lässt und dort von einer gefütterten Klammer fixiert wird. Diese Lösung ist nicht nur platzsparend, sondern auch kostenintensiv, zumindest für den Kunden: 500 Euro sind für eine Ladeschale eine Menge Holz.
Mehr Grill
Was innen ein größeres Update war, sind außen eher behutsame, aber doch prägnante Überarbeitungen: Mit dem Trend der Zeit gehend, wurden die Lufteinlässe an der Front auf den Maßstab "Viel Grill, wenig Auto" aufgeblasen. Die feine Linie ins Absurde haben die Designer gerade so nicht überschritten. Stattdessen wurde die Optik derart geschärft, dass der Macan fast wie ein höhergelegter 718 wirkt. Von einem Cayman-Fan formuliert ist das als ernst gemeintes Kompliment zu verstehen. Neue Kunststoffteile mit dreidimensionaler Wabenstruktur auf der Oberfläche in Front und Heck sehen zwar ein bisschen nach Louis Vuitton Täschchen aus, werten die Fläche optisch aber tatsächlich auf.