BMW Cube Concept Dynamic Cargo: Lasten-Elektrorad mit Neigetechnik

Cube übernimmt die Produktion des von BMW entwickelten Lasten-Pedelecs. Es soll dank Neigetechnik in Fahrdynamik und Kompaktheit übliche Cargobikes übertreffen.

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BMW Cube Concept Dynamic Cargo

Das BMW Cube Concept Dynamic Cargo auf der IAA Mobility 2021

(Bild: Florian Pillau)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Auf der IAA Mobility 2021 hat der Autohersteller BMW einen weiteren kleinen Schritt als Mobilitätsanbieter gemacht. Da er das von ihm entwickelte Konzept eines Lastenrads nicht selbst produzieren möchte, hat er nun eine Produktionslizenz dafür erteilt. Öffentlichkeitswirksam tat er dies im Rahmen des neuen Messeformats der IAA in München.

BMW bleibt also vorerst noch Autohersteller. Mit der Lizenzvergabe kann das bisher als BMW Cube Concept Dynamic Cargo nun unter einer neuen Bezeichnung vom Fahrradhersteller Cube aus Waldershof in Nordbayern produziert werden. Bislang wirbt er für das Cargobike noch mit dem Slogan "inspired by BMW".

Schräg ist schnell: Einerseits soll sich die Person am Lenker in die Kurve legen können, andererseits soll die Ladung dabei nicht mitschwenken. Langsam fahren geht so natürlich auch einfacher.

(Bild: BMW)

Dass ausgerechnet ein Entwickler von BMW das Lastenrad neu denkt, hat einerseits mit dessen persönlichem Interesse an Nachhaltigkeit zu tun. Andererseits zeigt der Entwurf, wie sich der Fahrradbau mit Konstruktionsprinzipien aus dem Auto bereichern lässt – analog zur Frühzeit der Automobilisierung mit ihrem damals noch umgekehrt verlaufenden Technologietransfer:

Ein Gleichlaufgelenk, wie es 1928 für den Frontantrieb im Auto entwickelt worden ist, erlaubt die schwenkbare Verbindung eines Pedelec-Vorderteils mit einem zweispurigen Hinterteil, ohne den Kettenantrieb aufzugeben. Cube greift zur Produktionsverschlankung sicher freudig auf die eigenen vorhandenen Komponenten inklusive Elektroantrieb von Bosch zurück.

Vorn links im Bild verläuft die Antriebswelle. Dank homokinetischem Gelenk (das helle Teil) kann sie die Sekundärkette ohne Verdrehung antreiben.

(Bild: Cube)

Der Einsatz eines Ausgleichsgetriebes, wie es seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert zunächst in Auto-Hinterachsen eingebaut wurde, ermöglicht den Antrieb beider Hinterräder. Das homokinetische Gelenk und das Differenzial befinden sich auf einer gemeinsamen kurzen Welle, die zu den beiden Hinterrädern führt.

Gleichlaufgelenk (rechts) und Differenzial (links) sitzen auf der selben Welle. Das Bild ist verwirrend, weil aus einem die Mechanik "zerlegenden" Video kopiert: eigentlich müsste das Kettenblatt auf dem gekippten Gleichlaufgelenk stehen.

(Bild: Cube)

Die Konstruktion bringt mehrere Vorteile mit sich. Zunächst die fahrdynamischen, wir sind ja schließlich bei BMW: Mit dem schwenkbaren Vorderteil legt sich die Person am Lenker intuitiv wie gewohnt in die Kurve und lässt ihren hohen Schwerpunkt damit automatisch immer senkrecht zur Aufstandsfläche wirken. Das verhindert die Kippneigung eines starren Dreirads und ermöglicht auch hohe Kurvengeschwindigkeiten sicher zu fahren. Ein ähnliches Prinzip beschleunigt bereits Züge auf kurvigen Bahnstrecken.

Der Radstand ist sichtbar kürzer als beim einspurigen Klassiker, der nicht ohne Grund auch als "Long John" bezeichnet wird.

(Bild: Cube)

Die Ladung hingegen liegt schwerpunktgünstig tief zwischen den Hinterrädern und muss nicht mitgeschwenkt werden. Damit lässt eine deutlich stabilere Fahrt bei beliebig niedriger Geschwindigkeit bis zum oder aus dem Stillstand ermöglichen als mit einem üblichen Einspur-Lastenrad, bei dem die Ladung ja mitbalanciert werden muss. Das Gewicht der Ladung beeinflusst das Fahrverhalten damit viel weniger – hohes Gewicht verbessert aber die Traktion.

Gegenüber einem Lastenrad mit Ladung zwischen Lenker und Vorderrad ist das Cube Concept Dynamic Cargo ein ganzes Stück kürzer, Cube bezeichnet es sogar als "ultrakompakt". Zudem ergibt sich ein deutlich kleinerer Wendekreis. Das neue Lasten-E-Bike ist also kompakt und leicht zu manövrieren – Vorteile in seiner typischen Domäne "dichter Stadtverkehr".

Cube wird unter anderem auch Kindersitze anbieten.

(Bild: BMW)

Als "Systemgewicht" gibt Cube 220 kg inklusive 60 kg Last an, die Stattelstütze ist für FahrerInnen bis 125 kg ausgelegt. Als Ausstattung sollen unter anderem ein Regenschutz, zwei Kindersitze mit Kopfstütze und Fünfpunktgurten sowie ein Frontträger für zusätzliche 20 kg auf einer Ladefläche im Eurobox-Format angeboten werden.

(fpi)