VW-Chef Diess sieht in seinem Konzern 30.000 Jobs in Gefahr

Herbert Diess hat laut einem Zeitungsbericht den Aufsichtsrat seines Konzerns mit seinen Überlegungen schockiert.

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Die Schornsteine des Heizkraftwerks am VW-Stammwerk, gut zu sehen vom ICE aus, auch wenn er mal nicht in Wolfsburg hält.

(Bild: Volkswagen)

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VW-Vorstandschef Herbert Diess geht davon aus, dass in der deutschen Produktion seines Konzerns wegen des Umbaus zum Anbieter von Elektroautos 30.000 Arbeitsplätze wegfallen könnten. Das hat er laut einem Bericht des Handelsblatts dem Aufsichtsrat Ende September dargelegt. Jede vierte Stelle der Kernmarke VW stehe zur Disposition.

Der Aufsichtsrat habe daraufhin schockiert reagiert und Diess nahegelegt, seine Pläne für den Umbau von Volkswagen zu überdenken. Zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 12. November solle neue Szenarien vorlegen, die ohne Streichung von Zehntausenden Stellen auskommen.

Der im VW-Aufsichtsrat vertretene Betriebsrat, die Gewerkschaft, das Land Niedersachsen und die Vertreter der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch seien von Diess' Vortrag überrascht gewesen, heißt es im Handelsblatt. Die Erwiderungen darauf seien "geharnischt" gewesen.

Diess orientiere sich an dem Vorreiter für Elektromobilität Tesla. Dem US-Unternehmen nacheifernd soll 2026 bei VW eine neue E-Autogeneration namens Trinity vom Band rollen. Neben der Technik im Auto selbst soll sich auch die Produktion ändern und wesentlich weniger komplex als heute sein. In dem Zuge könnte auch das Stammwerk in Wolfsburg umgestellt werden. Dort arbeiten 25.000 Menschen, die jährlich etwa 700.000 Autos herstellen. Tesla plant, in Grünheide jährlich mit 10.000 Beschäftigten 500.000 Autos herzustellen.

"Die schwierige Lage im Werk Wolfsburg bildet einen klaren Schwerpunkt der laufenden Beratungen für die diesjährige Planungsrunde", sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo kürzlich auch angesichts Kurzarbeit wegen fehlender Halbleiter. Bis Mitte November sollen konkrete Entscheidungen zu Modellen und Standorten im globalen VW-Produktionsnetz fallen. Grundsätzlich haben Belegschaftsvertretung und Firmenleitung in dem Punkt dasselbe Ziel: Möglichst bald sollen weitere E-Modelle folgen, auch angesichts der steigenden Konkurrenz durch Tesla.

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Audi Q4 e-tron

(Daten, Stand: 25.10.23)


Spitzenleistung 210 - 250 kW

Batteriekapazität brutto/netto 82/76,6 kWh

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max. DC-Ladeleistung  175 kW


Reichweite (WLTP)  450 bis 562 km


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Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h


Kofferraumvolumen: 520 - 1490 Liter


Grundpreis (brutto, Stand: 27.10.23): ab 52.950 Euro
(Bild: Audi )

Wirtschaftsexperten sind sich weitgehend einig, dass der Strukturwandel in der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität Arbeitsplätze kosten wird, da unter anderem der Antriebsstrang in E-Autos weniger komplex ist als in Verbrennern. Die nationale Plattform Zukunft der Mobilität ging Anfang 2020 davon aus, dass 410.000 Stellen in Deutschland in Gefahr sind. Der Verband der Automobilindustrie veranschlagt gut 220.000 gefärdete Arbeitsplätze. Die Denkfabrik Agora Energiewende und von Boston Consulting meinten im Juli dieses Jahres, es würden zwar viele Jobs verschwinden, aber auch neue entstehen.

(anw)