Elektroautos: Was Sie vor dem Kauf wissen sollten

Sie liebäugeln mit dem Kauf eines Elektroautos, haben aber noch offene Fragen zu Umweltfreundlichkeit, Liefer- und Ladezeiten? Wir haben die Antworten.

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Tesla Model 3

(Bild: Tesla)

Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

E-Autos werden durch größere Reichweiten und staatliche Zuschüsse immer massentauglicher. Mehr und mehr Menschen ziehen einen Wechsel vom Verbrenner zum Elektroauto in Erwägung. Doch lohnt sich der Kauf eines E-Autos aktuell schon? Wo beantragt man eigentlich den staatlichen Zuschuss? Und sind E-Autos überhaupt umweltfreundlicher als Verbrenner? Im Folgenden beantworten wir Ihnen die wichtigsten Fragen, die Sie sich vor dem E-Auto-Kauf stellen sollten.

Soll ich mir jetzt ein Elektroauto kaufen oder noch warten?

Es ist auf jeden Fall eine gründliche Überlegung wert, schon jetzt bei einer anstehenden Anschaffung ein Elektroauto in Betracht zu ziehen. Der technische Fortschritt war in den vergangenen Jahren so groß, dass die meisten aktuellen Elektroautos inzwischen recht gut in viele Alltagsanforderungen passen. Die Reichweitenangst ist in vielen Fahrprofilen kaum noch berechtigt, nicht zuletzt, weil Batteriekapazität und Ladetempo gestiegen sind. Außerdem ist die öffentliche Ladeinfrastruktur vielerorts zumindest besser als ihr Ruf. Auch das Chaos mit den Ladekarten ist fast Geschichte: Mit nur wenig Vorbereitung kommt man mit einer oder zwei Anbietern ziemlich weit.

Das meistverkaufte Elektroauto in Deutschland im vergangenen Jahr war das Tesla Model 3 (Test)

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

In den kommenden Jahren werden die Batterien gerade in den teuren Autos noch deutlich größer werden, das Ladetempo bei allen steigen. Für die meisten Fahrprofile ist das jedoch irrelevant. Laut der Studie “Mobilität in Deutschland” liegt die durchschnittliche Fahrleistung pro Tag bei knapp 40 km - bei Menschen, die auf dem Land wohnen, Städter fahren weniger. Mit einem modernen Elektroauto würde es also ausreichen, einmal in der Woche nachzuladen. Anders sieht es für Menschen aus, die häufig weite Strecken unter Zeitdruck zurücklegen müssen. Hier zieht das einzige Argument für den Verbrenner, nämlich schnell viel Reichweite ins Auto zu bekommen.

Was für ein Elektroauto spricht: Bei den Gesamtkosten liegt es trotz höherem Preis meistens unter einem vergleichbaren Auto mit Verbrennungsmotor. Nicht zu unterschätzen ist obendrein der höhere Komfort. Ein Elektroauto beschleunigt leise und ist auf Wunsch vorklimatisiert. Geklärt werden sollte vor einem Kauf, wie sich das Aufladen bequem in den eigenen Alltag und das Fahrprofil einbauen lässt. Die meisten E-Autofahrer laden daheim über eine Wallbox.

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Was genau wird gefördert und wo stelle ich den Antrag?

Die bisherige Bundesregierung hatte sich das Ziel gesetzt, die Elektromobilität zu fördern. Dafür wurden im Haushalt enorme Summen freigegeben. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BaFa) kann einmal für jedes neu zugelassene Auto und für junge Gebrauchtwagen ein Zuschuss beantragt werden. Bis zu einem Nettolistenpreis von 40.000 Euro für ein neues E-Auto gibt es 6000 Euro Zuschuss, ist es teurer, sind es immerhin noch 5000 Euro. Voraussetzung ist, dass der Hersteller seinerseits 3000 bzw. 2500 Euro als Nachlass dazugibt. Dieser Rabatt muss auf der Rechnung ausgewiesen sein.

Die Förderung für Elektroautos wird wahrscheinlich vorerst unverändert weiterlaufen. Enden soll sie erst nach dem Jahr 2025. Es könnte aber sein, dass der Zuschuss vorher sinkt.

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Ab welcher Kilometerleistung sind E-Autos umweltfreundlicher als Verbrenner?

Das ist pauschal nicht zu beantworten, sondern hängt von einer Reihe von Faktoren ab. Ein Elektroauto herzustellen, erzeugt mehr CO₂, als bei der Produktion eines Verbrenners anfällt. Über die Lebenszeit wird das durch die geringeren Emissionen im Betrieb überkompensiert.

Wichtig für eine Bilanzierung ist unter anderem, mit welchem Strommix die Batterie hergestellt wurde. Stand heute fallen für eine Kilowattstunde Energiegehalt der Batterie etwa zwischen 60 und 110 kg/CO₂ bei der Produktion an. Ein Beispiel: Für eine 60-kWh-Batterie fallen je nach Strommix bei der Herstellung also zwischen 3600 und 6600 kg an - eine gewaltige Bandbreite also, die sich aus unterschiedlichen Stromerzeugungen beispielsweise in Norwegen und China ergibt. Die “Eindhoven University of Technology” geht in einer viel beachteten Studie von etwa 75 kg/CO₂-Äquivalent je Kilowattstunde aus.

Für den CO2-Eintrag bei der Herstellung einer Batterie spielen Strommix und Energiegehalt des Speichers eine große Rolle.

(Bild: Mercedes-Benz)

Einen großen Einfluss hat demzufolge der Energiegehalt: Die Batterie eines Mazda MX-30 (Test) mit knapp 36 kWh hat einen kleineren CO₂-Eintrag bei der Herstellung als der Speicher eines BMW iX mit 111 kWh (Test). Nimmt man die genannten 75 kg/CO₂-Äquivalent je Kilowattstunde, wären es für den Mazda 2,7 Tonnen, für den BMW 8,3 Tonnen. Auch die Frage, ob für die Aufladung der Batterie im Alltag Ökostrom genutzt wird, wie das an den öffentlichen Ladestationen meist der Fall ist, spielt eine Rolle für die Beantwortung der Frage, wie viele Kilometer ein E-Auto fahren muss, um seinen CO₂-Rucksack zu kompensieren.

Dazu kommt, dass bei der Bilanzierung von Benzin und Diesel meistens nur der lokale CO₂-Ausstoß herangezogen wird, also die Betrachtung vom Tank bis zum Auspuff. Doch Kraftstoff hat eine Vorgeschichte. Erdöl muss schließlich gefördert, transportiert und weiterverarbeitet werden, bevor es als Benzin oder Diesel getankt werden kann. Und auch diese Kette erzeugt CO₂. Wer es genau nehmen wollte, müsste auch diverse Verschleißteile, Öle und Filter miteinbeziehen, die Autos mit Verbrennungsmotor im Laufe ihrer Nutzung brauchen - und Elektroautos nicht.

Kann ich mein E-Auto zu Hause laden?

Ja, denn theoretisch reicht dafür eine normale 230-Volt-Steckdose. Sofern Dose und Verkabelung in Ordnung sind, kann man sie dauerhaft mit 10 Ampere (A) belasten. Bei 230 Volt (V) sind das 2,3 kW (Formel: P = U x I also Watt = Volt x Ampere). Von dieser Ladeleistung müssen dann noch die Ladeverluste abgezogen werden, die je nach Fahrzeug und Vorladegerät unterschiedlich hoch sind. Auf diesem Weg dauert die Befüllung einer durchschnittlich großen Batterie natürlich ewig. Ein Beispiel: Um 40 kWh nachzuladen, wartet man mehr als 18 Stunden.

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Schon deshalb lohnt sich die Investition in eine Wallbox, die von der Kreditanstalt für Wiederaufbau mit pauschal 900 Euro gefördert wird, sofern sie genau 11 kW Ladeleistung liefert, mit Ökostrom betrieben wird und die Gesamtinvestition, also Kauf und Installation, bei mindestens 900 Euro liegt. Fast alle Elektroautos können so mit 11 kW an Wechselstrom geladen werden. Um bei dem Beispiel von oben zu bleiben: Die 40 kWh sind dann in weniger als vier Stunden nachgeladen. Nicht zu unterschätzen ist außerdem, dass die Wallbox auf eine hohe Dauerlast ausgelegt ist, die normale 230-Volt-Steckdose nicht unbedingt.

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Wie schnell kann ein E-Auto laden?

Das ist von Modell zu Modell verschieden. Mit Wechselstrom ist bei den meisten E-Autos bei 11 kW die Spitze erreicht, Ausnahmen davon sind rar. Der populäre Renault Zoe ist eine davon, er kann mit bis zu 22 kW Wechselstrom laden, was sich in der Regel nur an öffentlicher Ladeinfrastruktur nutzen lässt. An der heimischen Ladestation sind dreiphasig fast überall nur 11 kW möglich.

An Wechselstrom nehmen die meisten Autos maximal 11 kW Ladeleistung an, an Gleichstrom geht es bedeutend schneller. Hier sind 50 kW die untere Grenze.

(Bild: Martin Franz)

Deutlich schneller geht es mit Gleichstrom. Hier liegen die Ladeleistungen fast immer oberhalb von 50 kW, viele aktuelle Elektroautos schaffen in der Spitze mehr als 100 kW. Die am schnellsten ladenden E-Autos erreichen über 200 kW Ladeleistung - allerdings nur für eine kurze Zeit und ausschließlich unter idealen Bedingungen. Der anfängliche Ladestand der Batterie muss dafür je nach Modell zwischen 10 und 15 Prozent betragen, die Temperatur des Speichers in einem gewissen Fenster liegen. Ab einem Ladestand von etwa 40 Prozent wird die Ladeleistung Stück für Stück zurückgefahren. Die letzten 20 Prozent dauern dann so lange, dass sich die Angabe der Ladezeit von 10 auf 80 Prozent durchgesetzt hat.