Schön schräg: Elektroauto Mazda MX-30 im Test

Der MX-30 ist das erste Elektroauto von Mazda, mit deutlichen Stärken wie auch wenigen Schwächen. An denen sollte die Marke rasch arbeiten.

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Mazda MX-30

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer
Inhaltsverzeichnis

Von 4979 auf 23.158: Die Zahl der neu zugelassenen Elektroautos hat sich im Oktober 2020 gegenüber dem Vorjahr mehr als vervierfacht. Das liegt an der üppigen Subvention namens Innovationsprämie von bis zu 9480 Euro sowie an beträchtlichen Steuernachlässen. Aber auch an Käufern, die nichts anderes mehr wollen. Und an Herstellern wie Mazda, die jetzt mit dem Verkauf beginnen: Der MX-30 ist das erste Elektroauto des japanischen Herstellers.

Formal ist der Mazda MX-30 ein viertüriger Kompaktwagen. Mit 4,39 Meter überragt er den Volkswagen ID.3 um rund 13 Zentimeter. Das Raumangebot ist trotzdem erheblich kleiner: Während der Kofferraum mit 366 Litern Volumen noch mithält, ist der Platz auf den Rücksitzen für Kopf und Knie knapp. Die Ursache für diesen Widerspruch zwischen Außen- und Innenmaß: Offensichtlich basiert der MX-30 auf einer konventionellen Plattform, wie ein Blick unter die Fronthaube zeigt. Viel Leere, wenig Elektromotor. Und kein Staufach ("Frunk"), das sich zum Beispiel fürs AC-Kabel anbieten würde.

Die hinteren Türen sind an der C-Säule angeschlagen, ähnlich wie beim BMW i3 oder neuerdings beim elektrischen Fiat 500 "3+1". Einen direkten Nutzen hat das nicht. Überhaupt darf der Mazda, wo die Formengestalter in den letzten Jahren sehr souverän gezeichnet haben, mit seinen schrägen Proportionen und SUV-Elementen durchaus als skurril bezeichnet werden. Aber erlaubt ist, was gefällt, und was das ist, entscheidet der Kunde.

Mazda MX-30 außen (5 Bilder)

Der Mazda MX-30 ist das erste Batterie-elektrische Auto des japanischen Herstellers. In der üppig ausgestatteten First-Edition kostet er 33.134 Euro. Von dieser Summe kann die sogenannte Innovationsprämie in Höhe von 9480 Euro abgezogen werden. (Bild: Christoph M. Schwarzer)

Die Raumökonomie gehört also nicht zu den Stärken des Mazda MX-30. Auffällig dagegen sind die erstklassige Verarbeitungsqualität sowie die Materialkomposition im Innenraum. Mit Verlaub: Das ist, was wir uns vom Volkswagen ID.3 gewünscht hätten. Stoffe und Plastik, Leder und Kork sind geschmackvoll zusammengefügt. Beim First Edition-Paket (Grundpreis 33.134 Euro vor Prämie) ist der Innenraum "Modern Convidence" im Serienumfang enthalten; alternativ kann der Interessent zu "Industrial Vintage" und dunkleren Brauntönen greifen. Hochwertige Schalter am Lenkrad haben beide, und ebenfalls am Steuer befinden sich Wippen.

Mit diesen Wippen lässt sich die Rekuperation des Mazda MX-30 in fünf Stufen verstellen. Das ist in ähnlicher Form bei den Elektroautos des Hyundai-Konzerns zu finden. Der Verstellbereich geht von nahezu widerstandslosem Gleiten bis nicht ganz zum One-Pedal-Drive. Eigentlich ist das Lenkrad aber zum Lenken gemacht. Die Abstimmung macht den Alltag im MX-30 entspannt: Präzise und leichtgängig vermittelt sie den Eindruck eines handlichen und kleineren Fahrzeugs.

Die typischen Traktionsschwächen eines Fronttrieblers hat der Mazda zwar auch, aber sie sind trotz Winterreifen nicht so ausgeprägt wie bei der Konkurrenz. Der MX-30 kriegt seine 107 kW (alte Währung: 145 PS) Leistung einigermaßen anständig auf die Straße und ach, was solls, das hier ist kein Sportflitzer, sondern ein Elektroauto mit Premiumanspruch.

Mazda MX-30 innen (6 Bilder)

Sehr gut sind Verarbeitungsqualität und Materialkomposition. Das ist, was wir von Volkswagen beim ID.3 erwartet hätten. Dazu kommt ein Bose-Soundsystem, was seinen Namen verdient.
(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Dieser abgedroschene Begriff ist keineswegs ironisch gemeint. Neben der erwähnten Qualität gibt es viele Details, die hochwertig sind und nicht vom Sparzwang überschattet wirken. Die Auflösung der Area View-Kameras zum Beispiel ist sehr hoch und vereinfacht so das Einparken. Der Sound des Bose-Soundsystems ist auch für sensible Ohren hörenswert. Die Heizung spricht schnell und wirksam an. Und selbst die Fensterheber laufen perfekter als anderswo.

Die Schwäche des Mazda MX-30 ist fraglos, dass er bei der Batteriekapazität und folglich der Nutzbarkeit nicht dem aktuellen Stand entspricht. 35,5 kWh sind für Pendelstrecken und Überlandfahrten völlig ausreichend. Für die weite Strecke auf der Autobahn erfordert der MX-30 aber eine Geduld, die unzeitgemäß ist: An Gleichstrom-Ladesäulen waren nur 35 kW (AC-seitig 6,6 kW) ablesbar, und die Ladekurve ist insgesamt dürftig.

Das Ladegerät für Wechselstrom ist einphasig, die Aufladung daheim dementsprechend in Deutschland beschränkt. An einer Wallbox zu Hause sind ohne Rücksprache mit dem Netzbetreiber im MX-30 maximal 4,6 kW möglich. Das Vorladegerät für die Aufladung an einer 230-Volt-Steckdose ist mit 10 A abgesichert - hier ist also bei 2,3 kW Ladeleistung Schluss.

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