Apple AirTag am Fahrrad: Versteckte Montage mit Gadgets unter 25 Euro

Damit man den Apple AirTag am Fahrrad nicht erkennt, sollte man es gut tarnen. Wir stellen fünf preiswerte Radbefestigungen vor.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 35 Kommentare lesen

(Bild: ErickPHOTOPRO/Shutterstock.com)

Lesezeit: 11 Min.
Inhaltsverzeichnis

Mit Apples Tracker AirTag sucht man etwa daran befestigte verlorene Schlüssel und findet sie im besten Fall wieder. Warum nicht eine Nummer größer denken und ein Fahrrad oder einen E-Scooter damit ausstatten, um sie nach einem Diebstahl zurück nach Hause zu holen? Die Ortung funktioniert in der Praxis in vielen Fällen ziemlich gut – vorausgesetzt, der Dieb sieht den Tracker nicht auf den ersten oder zweiten Blick und entsorgt ihn im Rinnstein. Dieses Risiko minimiert man mit ein paar kreativen Halterungen zur unauffälligen Montage.

AirTags setzen nicht auf GPS zur Ortung, sondern auf Apples "Wo Ist?"-Netzwerk. Der Tracker sendet Apple zufolge ein verschlüsseltes und anonymisiertes Bluetooth-Signal aus, das keinerlei Rückschlüsse auf den Besitzer zulassen soll. Geht nun jemand mit einem Apple-Gerät, etwa einem iPhone, am gestohlenen Fahrrad vorbei, empfängt sein Gerät die Ortungsdaten und synchronisiert diese via iCloud in Apples Netzwerk. Der Besitzer des AirTags respektive Fahrrads kann dann in der passenden App den Standort einsehen und sich dorthin navigieren lassen. Soweit die Theorie.

Um das in der Praxis zu prüfen, haben wir den Tracker so unauffällig wie möglich installiert und uns das Rad dann "klauen lassen". Wer Apple nicht mag, kann übrigens auch Tracker von anderen Herstellern wie Chipolo, Samsung oder Tile am Fahrrad installieren. Einen Überblick zur Konkurrenz und Funktionsweise gibt "Bluetooth-Tracker: Apple AirTags mit UWB und Wechselbatterie im Test".

Aktiviert man den Verloren-Modus, bekommt man den letzten erkannten Standort übermittelt. Lesen Finder den Tracker aus, bekommen sie Kontaktdaten des Besitzers.

Damit ein Dieb die Wanze in der Größe einer Zwei-Euro-Münze möglichst nicht entdeckt, gibt es mehrere Installationsmöglichkeiten. Die Lösungen in diesem Artikel lassen sich schon ab sechs Euro umsetzen. Wir haben die Systeme unter dem Sattel, in der Klingel, am Flaschenhalter, an der Lenkerhalterung und an einer geeigneten Stelle am Rahmen montiert. Im weiteren Verlauf des Artikels sieht man Fotos der Anbauten, und wir geben eine Einschätzung ab, wie gut der Tracker damit versteckt ist. Außerdem stehen dort die Preise, die benötigten Werkzeuge und wie schwierig die Montage ist. Wer einen 3D-Drucker besitzt, findet auf Websites wie Cults3D.com Vorlagen für AirTag-Halterungen, die zum Teil auch zur Montage am Fahrrad geeignet sind.

Die Wechselbatterie (CR2032) im Tracker soll ein Jahr lang durchhalten. Vor ungemütlichen Witterungsbedienungen braucht man keine Angst zu haben: AirTags sind IP67 zertifiziert und somit staubdicht und vor zeitweiligem Untertauchen (bis zu 1 Meter für bis zu 30 Minuten) in Wasser geschützt.

Fitnesstracker, smartes Training und mehr:

Nachdem ein Kollege das mit einem AirTag ausgestattete Rad rund 1,5 Kilometer vom Verlag entfernt in einer Nebenstraße abgestellt hatte, konnten wir den Standort in der "Wo Ist?"-App unter "Objekte" einsehen und uns direkt via Apple Maps dorthin navigieren lassen. Alternativ kann man die Fundadresse natürlich auch in beispielsweise Google Maps einfügen.

Ist man dem Gegenstand sehr nahe, kann man auf dem iPhone einen präzisen Suchmodus mit einem sich bewegenden Richtungspfeil und der verbleibenden Entfernung aktivieren. Das funktioniert dank dem U1-Chip im AirTag, der im Ultrabreitband (UWB) funkt. Die Unterstützung dafür ist aber erst ab einem iPhone 11 gegeben.

Im Test hat das unter freiem Himmel in einem Abstand von rund 20 Metern funktioniert. In einer Wohnung waren mit einer Wand dazwischen etwa sechs Meter drin. Im zweiten Stock funktionierte die UWB-Ortung durch eine Fensterscheibe ab circa 16 Metern und die App hat sogar angezeigt, dass sich der Tracker "unten" befindet. Ist man dem Bike schon sehr nahe, sieht es aber noch nicht, kann man den Tracker über die App piepen lassen. Leider ist der Ton schon ab Werk sehr leise und wenn der AirTag in einer Hülle am Rad verbaut ist, hört man ihn noch schlechter. An einer befahrenen Straße kann man diese Ortungshilfe also getrost vergessen.

Puh! Das Rad steht noch angeschlossen vorm Verlag. Der App erinnert an vergessene Gegenstände. Leider meldet sie sich nicht, wenn sich Objekte, etwa durch einen Diebstahl, vom Besitzer entfernen.

Ärgerlich: Die "Wo Ist?"-App kann einen an etwa im Büro vergessene Gegenstände erinnern. Bei unserem Rad war das nach knapp 500 Metern der Fall, wenn wir es die Mittagspause über am Verlag stehen ließen und spazieren gegangen sind. Leider blieb die App in unserem Versuch still, wenn sich ein Gegenstand – etwa im Fall eines geklauten Bikes – vom Besitzer entfernt. Da muss man selbst aktiv werden und die App öffnen, um das Bike als verloren zu markieren und den Standort einsehen zu können.

Der Verloren-Modus schickt den Standort per Mitteilung direkt auf das Smartphone des Fahrradbesitzers. Außerdem weist er andere iPhone-Besitzer automatisch auf ein unbekanntes AirTag in der Nähe hin und ein Finder kann eine vom Besitzer verfasste Nachricht mit Kontaktdaten auslesen. Das kann aber auch ein großer Nachteil sein: Besitzt der Dieb ein iPhone, bekommt er den Hinweis auch. Android-Smartphones können die Kontaktinfos über die kostenlose App Tracker Detect in Bluetooth-Reichweite auslesen. Das funktioniert aber nicht automatisch.

Kontraproduktiv könnte der von Apple implementierte Stalking-Schutz werden: Damit man unwissende Personen nicht über ein AirTag verfolgen kann, sollen die Tracker nach einen bestimmten Zeitraum anfangen zu piepen, um Stalking-Opfer aufmerksam zu machen. Das passiert, wenn das eigene iPhone ein fremdes AirTag im Gepäck bemerkt oder wenn der Tracker längere Zeit keinen Kontakt zum zugehörigen iPhone herstellen konnte. Ist das Bike also schon mehrere Tage weg, könnte ein Dieb dadurch auf den Tracker aufmerksam werden. Wie ein c’t-Artikel zeigt, funktioniert dieser Stalking-Schutz aber nicht wirklich verlässlich und lässt sich vergleichsweise leicht umgehen.