Autonomes Fahren: Ohne Lidar hängt Tesla hinterher

Beim autonomen Fahren unterscheiden sich die verschiedenen technischen Ansätze je nach Autohersteller. Doch der Weg zum "echten" Robotaxi ist weit.

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Der Lidar-Hersteller Luminar lässt gerne Kinderdummys von Konkurrenz-Produkten überfahren: In Las Vegas im Januar 2022 überrollt links ein Tesla ohne Lidar den Dummy, der plötzlich hinter der Autoattrappe in der Mitte hervorkommt., Charles Sykes / AP Images for Luminar Technologies

Der Lidar-Hersteller Luminar lässt gerne Kinderdummys von Konkurrenz-Produkten überfahren: In Las Vegas im Januar 2022 überrollt links ein Tesla ohne Lidar den Dummy, der plötzlich hinter der Autoattrappe in der Mitte hervorkommt.

(Bild: Charles Sykes / AP Images for Luminar Technologies)

Lesezeit: 17 Min.
Inhaltsverzeichnis

Juli 2021, auf einer Teststrecke bei Ingolstadt: Mit hohem Tempo fährt ein Tesla auf einen stehenden Dummy zu. Als der Dummy noch mehrere Fahrzeuglängen entfernt ist, fängt der Wagen an zu piepen. Zu diesem Zeitpunkt könnte eine Vollbremsung den Zusammenstoß wahrscheinlich noch verhindern. Doch das blaue Model X fährt weiter – trotz eingeschaltetem "Autopilot". Der Dummy landet mit einem dumpfen Aufprall auf der Windschutzscheibe.

Autonomes Fahren

November 2022, in einem mehrspurigen Tunnel bei San Francisco: Diesmal bremst das Assistenzsystem eines Teslas – allerdings auf freier Strecke. Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie der Wagen blinkt, auf die linke Spur zieht und abrupt das Tempo reduziert. Sieben nachfolgende Autos fahren auf, neun Menschen werden verletzt, darunter ein zweijähriges Kind. Der Fahrer des Teslas behauptet später, er sei mit dem "Full Self Driving System" (FSD) unterwegs gewesen, einer Weiterentwicklung des "Autopiloten". Das könnte zwar eine Ausrede sein. Andererseits sei bereits der Autopilot für "Phantom-Bremsungen" ohne erkennbare Ursachen bekannt, wie das "Teslamag" schreibt. Deshalb habe die Behauptung des Fahrers zumindest "eine gewisse Plausibilität".

Für Tesla könnte das Timing nicht schlechter sein. Erst wenige Stunden vor dem Vielfach-Crash hatte Firmenchef Elon Musk die Beta-Version der FSD-Software für jeden Kunden in Nordamerika freigegeben. Von ihr hängt nicht weniger als die Existenz des Unternehmens ab. Musk gab im vergangenen Juni selbst zu: Die Fähigkeit des autonomen Fahrens mache den Unterschied, "ob Tesla eine Menge Geld wert ist oder im Grunde genommen gar nichts". Die Anleger haben sich ihr Urteil offenbar schon gebildet: Teslas Aktienkurs ist seit seinem Höchststand vom November 2021 um mehr als zwei Drittel abgestürzt.